Landeshauptstadt: Friedrich, der Multikulturelle
Im Potsdamer „al globe“ wurde die Abschiedsparty für den Chef von Radio multikulti gefeiert
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Im Potsdamer „al globe“ wurde die Abschiedsparty für den Chef von Radio multikulti gefeiert In jedem Abschied steckt ein neuer Anfang, und während bei Radio multikulti in Berlin über den Weggang des Wellenchefs Friedrich Voß derzeit manch bittere Träne vergossen wird, hofft das Potsdamer „al globe“, dass Voß jetzt im Ruhestand möglicherweise Zeit für ein Ehrenamt im Brandenburgischen Haus der Kulturen hat. Die Abschiedsparty für den beliebten Radiomann fand am Sonnabend schon mal im „al globe“-Haus in der Charlottenstraße statt. Viele Freunde und Weggefährten des Begründers von Radio multikulti waren der Einladung nach Potsdam gefolgt: Journalistenkollegen aus jener Zeit, als Voß im SFB die Redaktion Hochschule und Gesellschaft leitete, Korrespondenten, mit denen der studierte Japanologe aus Fernost berichtete und schließlich die international besetzte Redakteurscrew jenes ersten multikulturellen Radioprogramms, das vor zehn Jahren auf Sendung ging. Hannelore Steer, Hörfunkdirektorin und stellvertretende Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, erinnerte in ihrer Dankesrede noch einmal an die Anfänge 1994, als nach den fremdenfeindlichen Übergriffen von Solingen und Rostock die Motivation groß war, etwas zum gegenseitigen Verständnis von Deutschen und Ausländern zu tun und dem auch für Immigranten geltenden Anspruch auf Information endlich gerecht zu werden. Für Friedrich Voß war das die bedeutendste Herausforderung seiner Karriere und – wie er später an diesem Abend sagen wird – die für ihn glücklichste Zeit. Voß gelang es, das Radio Team zusammenzuschweißen und zwischen den so unterschiedlichen Mentalitäten von Menschen aus 32 Nationen sanftmütig auszugleichen. „Große Friedriche der Vergangenheit“, erklärte in ihrer Rede die ehemalige Ausländerbeauftragte Berlins Barbara John, „trugen ihre besten Eigenschaften – Sanftmütigkeit, Schönheit, Streitbarkeit – stets in ihrem Beinamen“. Friedrich Voß würde zwar all diese Attribute auf sich vereinen, aber dann wohl doch als „Friedrich der Multikulturelle“ in die Geschichte eingehen. „Que sera, sera - was immer sein wird, wird sein“, sangen die Kollegen ihrem Chef zum Abschied in einer sehr eigenen Textfassung. Was aber wird sein? Fest steht, dass ab jetzt Ilona Marenbach die Geschicke des Senders lenken wird, auch wenn sie noch nicht glaubt, die großen Schuhe, die Friedrich Voß hinterlässt, ausfüllen zu können. Fest steht auch, dass Radio multikulti nach einer Frequenzneuordnung bald weit ins Land Brandenburg bis zur polnischen Grenze ausstrahlen wird. Und Friedrich Voß? Er beschreibt seine Zukunft als eine täglich auszutarierende Mischung aus entspannter Muße und lustvollem Schaffen. Er wird wieder über Japan schreiben und in freien Monaten über die Meere segeln. „Die Pflicht geht über in die Kür“, sagt er und kündigt an, auch die an ihn gegangenen Angebote zu sortieren. Möglicherweise wird man ihn dann des Öfteren im Potsdamer „al globe“ antreffen. Antje Horn-Conrad
Antje Horn-Conrad
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