Von Günter Schenke: Frische Brötchen für Radfahrer
Auftaktveranstaltung für Aktion „Fahrradfreundliches Geschäft“ / Rad-Ständer für Händler oft zu teuer
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Innenstadt - Das Einkaufen per Fahrrad soll attraktiver werden. Die Verbraucherzentrale will gar frische Brötchen an Radfahrer verschenken, um ein Zeichen gegen das Brötchenholen mit dem Auto zu setzen. Marktleiter-Veteran Siegfried Grube von Rewe im Marktcenter hat ein ganzes Bündel von Maßnahmen parat. Dieses reicht von mehr Fahrradständern bis zum Rabatt-Einkaufstag. Solche und ähnliche Vorschläge gab es Donnerstagabend bei der Auftaktveranstaltung zum Wettbewerb „Fahrradfreundliches Geschäft“. Die Aktion ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtverwaltung, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer Potsdam, Handelsverband Berlin-Brandenburg (HBB), Verbraucherzentrale Brandenburg und des Bundes für Umwelt und Naturschutz.
„Wir können niemanden aus seinem Auto zerren, wir müssen Angebote machen“, forderte Beigeordneter Matthias Klipp vor etwa fünfzehn Geschäftsleuten, die zum Auftakt in die IHK-Zentrale gekommen waren. Potsdam werde laut Klipp in diesem Jahr die Summe von 980 000 Euro aufwenden, um den Radverkehr zu verbessern. Auf Nachfrage blieb er die Auskunft schuldig, an welcher Stelle damit begonnen werde. Konkrete Maßnahmen seien in der Planung.
Von den Geschäftsleuten sind Ideen gefragt, um das Anliegen zu unterstützen. Bis Ende Mai erwartet die Verwaltung die Teilnahmeerklärung möglichst vieler Einzelhändler und Center-Betreiber, in der diese ihren Wettbewerbsbeitrag beschreiben. Eine Jury entscheidet Mitte Juni, wer die hoffentlich begehrte Auszeichnung erhält. Axel Dörrie, „Fahrradbeauftragter“ der Verwaltung, regt vor allem „kleine Sachen“ an wie den Verleih von Transportmitteln, Info-Blätter, Flickzeug, Pumpen und ähnliches. Die Geschäftsleute bewegen hingegen vor allem die Probleme mit den Fahrradständern. 5000 Euro soll ein anständiger Stahlbügel kosten. „Das kann ein kleiner Ladenbetreiber nicht bezahlen“, meint Karin Genrich vom HBB. Die Geschäftsleute verlangen bei den Fahrradständern zudem die ordnende Hand der Verwaltung, damit nicht alles drunter und drüber geht. Im Bereich der zweiten barocken Stadterweiterung mit ihren teilweise schmalen Gehwegen müssten Stellmöglichkeiten auf der Fahrbahn bestehen, lautet eine Forderung. Klipp sagt darauf, die Einzelhändler sollten sich damit an die Straßenverkehrsbehörde wenden. Diese habe solche Lösungen bisher verhindert.
Laut einer Erhebung vor zwei Jahren machen die Radfahrer 24 Prozent am Gesamtverkehr Potsdams aus. Bis zum Jahre 2014 soll dieser Betrag auf 27 Prozent steigen. Damit es nicht zum Fahrradkollaps kommt, will Klipp ein dichteres Netz von Haupt- und Nebenrouten schaffen Straßenräume zugunsten der Radfahrer neu aufteilen und mehr Stellmöglichkeiten bieten. Ob der Haushalt das hergibt, wird sich zeigen. Der Beigeordnete spricht von einer äußerst angespannten Situation, weil die Einnahmen „weggebrochen“ seien. Auch die 980 000 Euro im aktuellen Haushalt sind noch nicht beschlossen. Günter Schenke
Günter Schenke
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