
© A. Klaer
Homepage: Frischer Elan durch Vorlesungen
Jeannette Frauenstein und Steffen Belikat versuchen über das Projekt „Campus der Generationen Plus“ einen beruflichen Neustart
Stand:
Noch einmal Uniluft schnuppern – aber ganz ohne Prüfungsstress. Für Jeannette Frauenstein und Steffen Belikat ist das die Chance zu einem beruflichen Neustart. Die beiden 52-Jährigen nehmen in diesem Sommersemester am Projekt „Campus der Generationen Plus“ teil. Noch bis Ende August besuchen sie Seminare, hören Vorlesungen, nehmen an Workshops teil – und vor allem: Sie tauschen sich mit Studenten aus.
Das Projekt „Campus der Generationen“ startete im Dezember 2008 an der Universität Potsdam. In vier Durchgängen von 2009 bis 2011 arbeiteten ältere Akademiker ab 50 Jahren gemeinsam mit Studenten in Projektteams an wissenschaftlichen und aktuellen Aufgabenstellungen. Das Ziel bei dem Projekt ist es, die Potenziale älterer Erwerbsloser sichtbar zu machen und ihre Einstellungschancen zu stärken. Im September 2013 ist das Nachfolgeprojekt als „Campus der Generationen Plus“ gestartet. Es richtet sich jetzt auch an Beschäftigte ab 45 Jahren der am Projekt teilnehmenden Unternehmen. Gefördert wird das Projekt durch Europäische Sozialfonds und das Land Brandenburg. Bis 2015 ist die Finanzierung gesichert.
Steffen Belikat und Jeannette Frauenstein nehmen am zweiten Qualifizierungsdurchgang des „Campus der Generationen Plus“ teil. Zu dem Programm sind sie aus ganz unterschiedlichen Gründen gekommen: „Da ich gerade in einer Umorientierungsphase war“, erzählt Frauenstein, „und das Projekt sehr spannend klang, habe ich mich dafür angemeldet.“ Die Brandenburgerin ist studierte Diplomökonomin und Fachwirtin der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Im Herbst 2013 wurde die Verwaltung ihres Produktionsunternehmens aus der Uckermark, bei der sie in Berlin gearbeitet hatte, aufgelöst. Somit war ihre Arbeit in dem Unternehmen beendet. „Das war natürlich ein ganz schöner Umbruch“, sagt sie. „Ich habe mir erst mal vier Monate Auszeit genommen und bin auf Reisen gegangen.“ Nachdem sie sich erneut für die Universität entschieden hatte, belegte sie Vorlesungen zu Organisationsmanagement, Führungs- und Personalmanagement und zum Marketing. Besonders spannend war für sie die gemeinsame Arbeit mit den Studenten. In einem Projekt sollten sie Vorschläge für die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit in einem Potsdamer Unternehmen erarbeiten. „Der Austausch mit den Studenten war unglaublich anregend“, so Frauenstein. „Wir bringen natürlich mehr Lebenserfahrung mit, aber die Studenten sind viel näher am Stoff dran. Somit ist die Zusammenarbeit für beide Seiten sehr fruchtbar.“
Was sie dabei vor allem gelernt hat, ist, wie wichtig lebenslanges Lernen ist. „Das müsste viel mehr auch von Unternehmen gefördert werden“, sagt sie. „Sodass man auch die Möglichkeit hat, immer Wissen wieder aufzufrischen und zu vertiefen. Dahingehend ist das Programm wirklich klasse.“ Auch persönlich habe sie die Teilnahme an „Campus der Generationen Plus“ weitergebracht. „Ich habe mich sehr viel mit mir auseinandergesetzt, engagiere mich jetzt auch ehrenamtlich bei einem Verein, dem Berliner Büchertisch, und habe einfach viel mehr Energie, um mich neu bewerben zu können.“
Energie war auch etwas, was Steffen Belikat dringend brauchte, als er in das Projekt einstieg. Der ausgebildete Nachrichtentechniker und studierter Elektronikingenieur hat in den 90er-Jahren in verschiedenen Technologiefirmen als Produktmanager gearbeitet. Danach war er unter anderem in einem Telekommunkations-Unternehmen als Projektmanager tätig und gewann in den Jahren 2005 und 2007 zweimal den Projektmanagement-Award der Deutschen Telekom. Anfang 2013 war dann plötzlich Schluss: „Ich habe immer Vollgas gegeben, hatte dabei immer lange Anfahrtswege und dann war irgendwann einfach der Akku leer“, erzählt Belikat. Mit der Unterstützung seiner Frau hat auch er ein Jahr ausgesetzt und wieder so viel Energie gesammelt, dass er sich einen Neuanfang vorstellen konnte. „Allerdings möchte ich nicht mehr im großen Rennbetrieb arbeiten“, sagt er. „Das schlaucht einfach auf Dauer zu sehr.“ Deswegen hat er sich in seinem Haus in Töplitz ein eigenes Büro eingerichtet, in dem er ab September als beratender Ingenieur und in kleineren Projekten auch als Projektmanager tätig sein wird. „Campus der Generationen Plus“ habe er vor allem dafür genutzt, seine Methodenkompetenzen zu vertiefen. „Vieles habe ich ja auch schon früher eingesetzt, aber wusste nicht, wie es heißt“, sagt er. „Ansonsten habe ich Veranstaltungen in Geoökologie belegt, weil das ja einen immer größeren Stellenwert einnimmt.“
Eine Informationsveranstaltung zum dritten Durchgang von „Campus der Generationen“ findet am 22. Juli von 14 bis 16 Uhr am Neuen Palais statt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: