Landeshauptstadt: Frischer Franzose
Im Mercure wurde der Beaujolais Nouveau begrüßt – und Geld für die Neptungruppe gesammelt
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Im Mercure wurde der Beaujolais Nouveau begrüßt – und Geld für die Neptungruppe gesammelt Der Neue bekommt Komplimente am laufenden Band. So stark sei er, so geschmackvoll, so reif. Könnte er hören, würde er sicher noch vergnügter im Glas plätschern: Der diesjährige Beaujolais Nouveau, darin sind sich an diesem Abend im Hotel Mercure die meisten einig, ist ein ganz besonders guter Jahrgang. Und die rund 300 Gäste, die sich im großen Saal des Hotels versammelt haben, müssen es wissen. Schließlich wird der aus gerade erst geernteten Trauben gewonnene Wein, der weltweit traditionell am dritten Donnerstag des Novembers ausgeliefert wird, mittlerweile zum zehnten Mal hier begrüßt. Dafür verantwortlich, dass der Beaujolais Nouveau mit der Zahl 2003 auf dem Etikett diesmal nicht wirklich spritzig, sondern angenehm voll schmeckt, ist vor allem der Rekordsommer, meinen die Weinkenner. Viel Sonne und viel Wärme hätten die Trauben schneller reifen lassen als sonst, damit wiederum konnte der Beaujolais Nouveau länger reifen als gewöhnlich. Schmecken ließen sich den frischen Franzosen am Donnerstagabend auch Landtagspräsident Herbert Knoblich und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. Doch sie waren nicht nur wegen des Weins gekommen: Seit dem vergangenen Jahr verbindet das Hotel Mercure seinen Beaujolais-Abend mit einer Spendenaktion zum Wiederaufbau der Neptungruppe im Lustgarten. Der komplette Erlös der Veranstaltung kommt diesem Projekt zugute, das der ehemalige Hoteldirektor Rudolph Freiherr von Ketteler angeschoben hatte. „An diesem Abend haben wir 3200 Euro zusammenbekommen, im vergangenen Jahr waren es 3800“, sagt Dörte Hentschel, die am 1. Oktober von Kettelers Nachfolge angetreten hat und auch das Spendenprojekt weiter führt. „Das ist natürlich noch viel zu wenig Geld, die Schlösserstiftung schätzt, dass der Wiederaufbau mindestens 1,3 Millionen Euro kosten wird“, so von Ketteler. Offiziell gelten alle Figuren der Neptungruppe als zerstört – doch die Initiatoren des Wiederaufbaus hegen offensichtlich begründete Hoffnung, das Fundstücke aus privater Hand an sie gegeben werden: Ein Privatmann, der anonym bleiben will, wird am Donnerstag einen Triton aus der Skulpturengruppe, die offiziell „Neptuns Triumph“ heißt, an von Ketteler und die Schirmherrin der Aktion, Kulturministerin Johanna Wanka, übergeben. Rudolph von Ketteler hofft, dass dieser Privatmann Nachahmer findet: „Ein wenig wie beim Stadtschloss, da waren die Regale auch erst leer und dann plötzlich voll.“ Potsdam bleibt der ehemalige Mercure-Chef aber nicht nur wegen „Neptuns Triumph“ verbunden. „Ich war seit 1998 in Potsdam und habe hier Herzblut gelassen“, sagt er. Von Ketteler ist jetzt Regionaldirektor der Accor-Gruppe und damit für insgesamt 47 Hotels im ganzen Norden der Republik verantwortlich. Seine Nachfolgerin, die 33-jährige Dörte Hentschel, kennt das Mercure mittlerweile wie ihre eigene Westentasche. Zwei Jahre ist sie bereits in Potsdam und den Handwerkern, die jüngst das Mercure modernisierten, in bleibender Erinnerung – denn sie hat die Bauarbeiten gemanagt. Damit auch alle Potsdamer sehen können, was aus dem alten Interhotel geworden ist, startet Hentschel am 7. Dezember gemeinsam mit dem Verband der Brandenburgischen Künstler eine Ausstellungsreihe in der legendären 17. Etage. S. Schicketanz
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