Landeshauptstadt: Frisches Bier aus alter Brennerei
Handwerkszentrum, Kneipe, Bildungsschmiede: Studenten der Fachhochschule entwickelten Ideen für den Marquardter Gutshof
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Streichelzoos gebe es schon genug, sagt Mirko Pätzold. Darum habe man sich für den Marquardter Gutshof eine andere Idee ausgedacht. Herausgekommen bei diesen Überlegungen ist ein Konzept, dass trotzdem auch etwas für Kinder ist: Amboss statt Streichelkaninchen, Backofen statt Hängebauchschwein. Pätzold und sein Team von der Fachhochschule Potsdam haben in den vergangenen Monaten im Rahmen ihrer Projektarbeit eine interessante Vision für den Marquardter Gutshof entwickelt. Die Studenten sehen die Zukunft des historischen Ensembles am Rande des Gutsparks im klassischen Handwerk. Verschiedene altehrwürdige Gewerke wie Bäcker, Töpfer und Schmiede könnten hier angesiedelt werden. Spannend an diesem Konzept: Die Besucher des Schlossparks werden den Handwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen können. Denn geplant sind gläserne Handwerksbetriebe, in denen man als Besucher die einzelnen Arbeitsschritte der Handwerker verfolgen kann. Nach den Ideen der studentischen Gruppe um Pätzold werden Fremdenzimmer im alten Gutshof das künftige Ensemble komplettieren.
Pätzold und seine Komilitonen im Masterstudiengang Bauerhaltung haben in den vergangenen Monaten unter der Leitung der beiden FH-Professoren Silke Straub-Beutin und Gerhard Eisele die Historie des Gutshofs Marquardt erforscht und Ideen für eine Nachnutzung des stark sanierungsbedürftigen Ensembles entwickelt. Die Idee der Schauwerkstätten ist dabei nur eines von mehreren Konzepten, die auf der FH-Ideenschmiede entstanden sind und am Mittwochabend in der Fachhochschule vorgestellt wurden.
FH-Studentin Birgit Delleske-Matz präsentierte am Mittwochabend eine weitere Idee: Im ehemaligen Gutshof könnte Gastronomie einziehen. Insbesondere die Raucher dürfte dies freuen, ist doch sogar die Einrichtung einer Raucherlounge geplant. Auch Raucher seien schließlich Menschen, merkte Delleske-Matz am Mittwochabend schmunzelnd an. Die Pläne ihrer studentischen Gruppe sehen zudem die äußerlich komplette Wiedererrichtung des Turms vor, der sich einst auf dem Brennereigebäude befand. Die Wiederbelebung der alten Brennerei ist indes nicht Bestandteil der Pläne. Doch wer mit ein paar Alkoholprozenten weniger leben kann: Bier könnte hier künftig in einer Schaubrauerei hergestellt – und natürlich auch vor Ort im Restaurant getrunken werden, so die Pläne der Studenten. Im ehemaligen Wohnhaus des Schlosskastellans sieht das Konzept die Einrichtung von Gästezimmern vor. Auch eine Hochzeitssuite könnte dort entstehen. Schon heute finden im nahe gelegenen Schloss Marquardt viele Hochzeiten statt. Gut möglich also, dass die Frischvermählten künftig im ehemaligen Haus des Schlosskastellans ihre Hochzeitsnacht verbringen werden.
Wer sich wie die FH-Studenten mit dem Thema Bauerhaltung befasst, muss natürlich auch die Kosten im Blick behalten. Die Gruppe um Delleske–Matz rechnet mit Kosten von 5 Millionen Euro für Umbau und Sanierung des Guthofs. „Dann beauftragen wir sie sofort“, warf Beate Ritter als Vertreterin der Münchner Penelope Immobilien-Verwaltungsgesellschaft am Mittwochabend sogleich in den Raum. Der Firma Penelope gehören Schloss und Gutshof. Sie glaube nicht, dass man den Gutshof für dieses Geld umbauen könne, sagte Ritter.
Mit deutlich mehr Kosten rechnet denn auch die dritte Studentengruppe, die am Mittwochabend ihr – allerdings auch gänzlich anderes – Konzept vorstellte. Für 8,5 Millionen Euro wollen die Studenten den Gutshof in ein Bildungszentrum verwandeln und dafür an der Straße einen langgestreckten Neubau mit einer Ziegelsteinfassade errichten. Die Seminarräume sollen große Fenster zur Straße hin bekommen. Die Anforderungen des Denkmalschutzes seien bei diesen Plänen allerdings eine große Herausforderung. Der geplante Neubau passe sich gut in das Gebäudeensemble ein, denn er zitiere den vorhandenen Baubestand, kopiere ihn aber nicht, hieß es bei der Vorstellung des Konzepts. Nach Auffassung der Studenten sollte jedoch die Bildungsarbeit im alten Gutshof nicht gar zu trocken daherkommen: In der alten Brennerei plane man Gastronomie.
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