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„Befreiung aus ängstlichem Beharren“: TV-Gottesdienst in der Sternkirche.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Frohe Botschaft vom Stern

Das ZDF übertrug einen Gottesdienst aus der Sternkirche

Stand:

Am Stern - „Was ihr da glaubt, ist nicht meine Realität.“ Sätze wie diesen hört Andreas Bahr von der evangelischen Sternkirchengemeinde selten, wenn er auf Festen im Stadtteil Stern einen Stand der Gemeinde betreut. Doch was ist die Realität am Stern? Anonymes Leben im Plattenbau? Oder das kleine Glück beim Baden im Baggersee? Realität sind jedenfalls auch die Gottesdienste, die in der Sternkirche jeden Sonntag gefeiert werden.

Der Gottesdienst am gestrigen Sonntag wurde vom ZDF übertragen. Für die Gemeinde eine besondere Herausforderung. Schließlich ist eine sekundengenaue Planung für ein Ereignis dieser Art unerlässlich. Ein richtiges Drehbuch war vonnöten, bevor das ZDF mit fünf Lastwagen voller Technik anrollen konnte.

„In Freiheit füreinander da sein“. Unter diesem Motto versammelten sich die Gläubigen im Gotteshaus am Rande der Plattenbausiedlung. Von Anonymität im Stadtteil, von gescheiterten und gedemütigten Menschen war in diesem Gottesdienst viel die Rede. Von Menschen, die sich überflüssig fühlen in der Gesellschaft. Eine traurige Realität. Häufig würden sie zurückgezogen wohnen, weil sie sich für die eigene Situation schämten, so Diakon Matthias Stempfle, der das im Schlaatz beheimatete Projekt „Kirche im Kiez“ betreut. Mit „Kirche im Kiez“ betreibt die evangelische Kirche Basisarbeit in einem sozial eher schwierigen Umfeld. Es sei „nicht leicht, am Schlaatz Kirche zu bauen“, sagte Stempfle gestern.

„In dieser Anonymität wollen wir zeigen, du bist wichtig, du bist willkommen“, erklärte Andreas Markert, Pfarrer der Sternkirchengemeinde. Laut Markert werde diese Geisteshaltung in der Gemeinde auch gelebt. Jeder möge sich hier willkommen fühlen. Und „niemand soll ausgegrenzt bleiben“, sagte der Kirchenmann. „Wir ärgern uns, wenn Menschen in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt werden“, sagte Markert.

Hanna Löhmannsröben, Professorin für Heilpädagogik an der Evangelischen Hochschule Berlin, verwies in ihrer Predigt auf die Wurzeln dieser christlichen Nächstenliebe: „Christen wird öffentlich vorgeworfen: Ihr gebt die Gutmenschen mit eurer sozialromantischen Barmherzigkeit! Wir sagen: Nein! Es ist unser Auftrag.“ Sie bezog sich dabei auf die biblische Verheißung Jesu: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Dort, wo die Menschen Gott „um die Befreiung aus ängstlichem Beharren“ bitten, um sich einander in Nächstenliebe zuzuwenden, dort scheine das Reich Gottes schon jetzt auf. Angesichts der vielen Probleme dieser Welt mahnte sie: „Hinsehen, nicht wegsehen!“

Für Gottesdienstbesucher Andreas Bahr eine überzeugende Aussage: „Da, wo sich Menschen gegenseitig helfen und wo wir einander freundlich gesinnt sind, ist das Reich Gottes“. Bahr hat den ZDF-Gottesdienst zu Hause aufgenommen. „Ich bin sehr gespannt, wie das aussieht“, so Bahr. Auch Uta Mallien freute sich über den Besuch vom Fernsehen. Das sei schon etwas Besonderes, das „eine gewisse Aufmerksamkeit auf diese Gemeinde lenkt“. Holger Catenhusen

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