Landeshauptstadt: Frostnacht getrost einkalkulieren Der wöchentlich Gartentipp der PNN-Redaktion
Von Detlef Gottschling Es blüht, was das Zeug hält. Schon seit Tagen sieht die Landschaft um Potsdam und Werder prächtig geschmückt aus.
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Von Detlef Gottschling Es blüht, was das Zeug hält. Schon seit Tagen sieht die Landschaft um Potsdam und Werder prächtig geschmückt aus. Pünktlich zur Eröffnung des Baumblütenfestes am vergangenen Wochenende bot die wachsende Natur das, was man von ihr erwartet und was die Berliner in Scharen „raus int Jrüne“ lockt. Für Gartenfreunde gilt jetzt die Regel: keine offenen Feuer mehr. In Werder ist dies seit Jahrzehnten Selbstverständlichkeit – wer während der Baumblüte kokelt, erntet verächtliche Blicke. Denn die Insekten sollen ungestört ihre Arbeit tun und durch die Befruchtung eine reiche Ernte sichern. Jetzt hat aber auch das große Bangen angefangen: Kommt wieder eine unverhoffte Frostnacht dazwischen, kann alles dahin sein. Besonders empfindlich sind die Pfirsiche und Aprikosen, weil sie am frühesten mit der Blüte beginnen. Wer merkt, dass es kalt werden könnte, kann mit einem laufenden Regner versuchen, dagegen zu halten. Die kristallisierten Tröpfchen ummanteln die Blüte und verhindern, dass der Frost sie nachhaltig schädigt. Diese Methode kann den Erfrierungseffekt aber nur abmildern – ganz verhindern nicht. Bei größeren Gärten oder Streuobstwiesen sind auch oft die technischen Möglichkeiten der Beregnung nicht gegeben. Fallen die Blütenblätter und sind im Innern schon die Ansätze der Frucht zu erkennen, darf aufgeatmet werden. Dabei gilt als sicher, dass noch einmal Frost kommt. Die gefürchtete Schafskälte lässt manchmal lange auf sich warten – sie ist ein Kälteeinbruch zur Zeit der europäischen Schur der Schafe etwa Mitte Juni. Diese Kälteeinbrüche kommen im statistischen Mittel relativ häufig vor. In Berlin tritt sie nach einer 200-jährigen Beobachtungsreihe sogar erst zwischen dem 4. und 18. Juni auf. Tomatengärtner wissen, wovon die Rede ist.Pfingsten, wenn vielerorts „Anbaden“ ist, fällt schon auf den 30. Mai – da sollte man sich also noch nicht voll auf Sommer einstellen. Den Pfingstrosen aber kann man jetzt noch ein bisschen helfen: Weg mit dem Unkraut rundherum, ein bisschen Humus in die Pflanzscheibe und bei Trockenheit gießen. Und wer will, kann jetzt – bei noch magerer Beblätterung – einen Stab in die Mitte treiben, um später die weit ausladenden Stauden zusammenbinden zu können. Der Blick auf die Felder zeigt, dass das Getreide mächtig am Wachsen ist: Für den Roggen – gut zu sehen in der Feldflur – gilt die alte Regel: Ostern wie ein Rabe, Pfingsten wie ein Knabe. Nur regnen muss es dazwischen regelmäßig, damit die Halme kräftig werden. Übrigens: Was vorher wie eine Wiese aussah, ist jetzt ein Getreidefeld – da sehen es die Bauern nicht gern, wenn quer durchgelatscht wird, liebe Spaziergänger
Detlef Gottschling
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