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Landeshauptstadt: Früh hinhören

Frühförder- und Beratungsstelle der Awo feierte

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Hendrikje ist mit ihren 14 Jahren schon eine selbstbewusste junge Dame. Dass sie einen Hörfehler hat, merkt ihr so schnell keiner an. In der Schule kommt sie gut mit und zeigt sich anderen gegenüber aufgeschlossen. Dabei war Hendrikjes Hörschädigung kein leichter Fall, es dauerte einige Zeit, bis sie diagnostiziert werden konnte. Kerstin Dressler, Leiterin der Frühförder- und Beratungsstelle der Awo Kinder- und Jugendhilfe gGmbH, hat noch immer Kontakt zu dem Teenager und ist froh, dass die Frühförderung solche Erfolge zeigt.

Die Potsdamer Frühförderstelle gibt es seit zehn Jahren. Sie hat sich auf hörgeschädigte Kinder spezialisiert und kann sie vom Babyalter an bis zur Einschulung betreuen. Die Arbeit am Schlaatz startete durch einen Vertrag mit der Landeshauptstadt Potsdam. Es wurden weitere Vereinbarungen mit Umlandkreisen sowie Brandenburg und Berlin abgeschlossen. Doch noch immer kommen die meisten der hörgeschädigten Kinder aus Potsdam. Im Moment befinden sich 87 Kinder in der Frühbetreuung, 60 davon aus der Landeshauptstadt. Die Kinder außerhalb Potsdams werden von den Therapeutinnen aufgesucht – da fallen pro Woche für eine Angestellte der Frühförderstelle schnell mal 900 Fahrkilometer zusammen.

Die Potsdamer Frühförder- und Beratungsstelle ist mit elf Frauen besetzt, die meisten sind Sonderpädagogen für Hörgeschädigte, aber auch eine Logopädin und eine Ergotherapeutin gehören dazu.

Ziel der Einrichtung, die seit ihrer Gründung vor zehn Jahren immer weiter wuchs, deshalb mehrmals umziehen musste und nun in der Breiten Straße 7A über schöne helle behindertengerechte Räume verfügt, ist es, Komplexleistungen anzubieten. Dann müssten aber weitere Fachkräfte, unter anderem ein Arzt, zum Team gehören und das komplexe Angebot auch von den Krankenkassen angenommen und bezahlt werden. Dahin wolle man kommen, sagt Angela Basekow, Chefin des Awo-Bezirksverbandes. Den Eltern behinderter Kinder würden durch eine Rund-um-Diagnostik und -Betreuung umfangreiche Wege zu verschiedenen Ärzten und Behandlungsstellen erspart.

Noch aber sperren sich die Kassen, diese Komplexleistung auch zu bezahlen. Für die Anhebung des jetzigen Regelsatzes will sich auch Sozialminister Günter Baaske, der zur Geburtstagsfeier der Frühförderstelle gekommen war, einsetzen. Er hoffe auf sinnvolle Verhandlungen mit den Kostenträgern, sagte er. „Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Baske.

Die Stadt Potsdam macht da schon sichtbare Anstrengungen in die richtige Richtung. Wie die Fachbereichsleiterin für Soziales, Gesundheit und Umwelt, Anke Latacz-Blume erklärte, soll bis zum Jahresende auf dem Gelände der Stadtverwaltung eine Servicestelle eingerichtet werden, in der alle Fäden bei der Frühbetreuung von behinderten Kindern zusammenlaufen. Sie wird die richtigen Therapien vermitteln, aber auch Schnittstellen zum Schulamt oder den Krankenkassen schaffen. dif

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