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Wildtiere in der Stadt. Zwei Füchse auf dem nächtlichen Weberplatz in Babelsberg.

© Marion Kaufmann

Täglich grüßt der Fuchs: Was treibt die Wildtiere in Potsdams Innenstadt?

Füchse werden immer häufiger in der Landeshauptstadt gesichtet, gestiegen ist die Population jedoch nicht. Mehr Probleme machen andere Tiere.

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Ein nächtlicher Gang über den Weberplatz in Babelsberg: In der Dunkelheit lässt sich nicht viel erkennen, das Licht der Straßenlaternen ist spärlich. Doch plötzlich raschelt etwas im Gebüsch, kleine Pfoten trippeln durch den Schatten des Laternenmasts. Ein scharfer Blick ins Halbdunkel, die hellen Augen zweier Füchse blitzen entgegen. Die beiden Tiere flanieren mitten in Potsdam durch die Nacht.

So oder so ähnlich ergeht es seit einigen Jahren immer häufiger Bewohner:innen städtischer Bezirke. Doch was treibt die ursprünglich in Waldgebieten beheimateten Füchse immer mehr in die Innenstadt Potsdams? Und was tun, wenn man auf sie trifft?

Keine tollwütigen Füchse in Potsdam registriert

Die guten Nachrichten vorweg: Stadtfüchse sind in aller Regel völlig harmlos. „Wenn man Abstand hält und sie nicht bedrängt, dann bleibt die natürliche Scheu der Füchse bestehen“, sagt Guido Schielke, Leiter des Potsdamer Veterinäramtes. Sprich: Lässt man die Wildtiere in Ruhe, lassen sie einen auch in Ruhe. Und noch etwas muss unbedingt beachtet werden: „Nicht füttern“, sagt Schielke. Gibt man Füchsen Nahrung, verlieren die Tiere ihre natürliche Scheu vor Menschen, was wiederum zu Missverständnissen und unnötigem Stress zwischen beiden Parteien führen kann.

Fütterung ist, entgegen jedem vermeintlich guten Willen, weder artgerecht noch gesund für die Tiere. Zudem schützt eingehaltener Abstand vor der Übertragung von Parasiten wie Würmern, Flöhen und Milben, von denen die Tiere befallen sein können. Angst vor Tollwut muss man in der Regel nicht haben: „Wir hatten in diesem Jahr zehn Füchse auf Tollwut untersucht, alle negativ“, so Schielke.

Größe der Fuchs-Population ist unklar

Dass Füchse in die Innenstädte kommen, ist kein neues Phänomen. Wildtiere gibt es laut Schielke schon immer in städtischen Gebieten. Früher betraten sie diese jedoch nur unbemerkt bei Nacht zur Futtersuche und zogen sich anschließend wieder in die Waldgebiete zurück. Doch die Stadt bietet den scheuen Räubern einige Vorteile: Einfache Futtersuche und zahlreiche Möglichkeiten an Unterschlupf. In Mülleimern und Containern liegt das Essen für die Allesfresser schon servierfertig - ohne jeden Jagdaufwand, und Gartenhäuschen, Garagen und verlassene Gebäude bieten einzugsbereite Schlafplätze.

Genaue Zahlen über die Veränderung der Fuchs-Population gibt es nicht: „Wie viele Füchse wir in der Stadt haben, ist leider nicht messbar“, so Schielke. Eine lokale Zählung wäre aufwändig und wurde bislang nicht durchgeführt. Daten der Unteren Jagdbehörde legen einen gegenläufigen Trend nahe: Während in den Jagdjahren 2019 und 2020 jeweils rund 250 Füchse in Potsdam geschossen wurden, waren es im Jagdjahr 2021 nur 95 (das Jagdjahr beginnt und endet jeweils im März). Eine Erklärung, warum Füchse dennoch gefühlt immer häufiger in der Stadt zu beobachten sind, könnte darin liegen, dass sie immer weniger scheu werden.

Waschbären sind wesentlich unbeliebter als Füchse

Füchse sind geschickte Kletterer und räumen gerne mal Mülltonnen aus, in denen sie Essbares vermuten. Die meisten Potsdamer:innen scheinen sich nicht besonders daran zu stören: „Es sind in diesem Jahr keine Anträge auf Bejagung bei der Unteren Forstbehörde eingegangen“, sagt Schielke.

Anders sieht es bei Waschbären aus, die ebenfalls immer häufiger in urbanen Gebieten gesichtet werden: In diesem Jahr gab es 28 Anträge auf Bejagung in Potsdam, zwölf davon hat die Forstbehörde genehmigt. Im Jagdjahr 2021 wurden insgesamt 76 Waschbären geschossen. Die Wildtiere haben sich für viele Haus- und Gartenbesitzer:innen zu einer wahren Plage entwickelt, da sie immer wieder Mülltonnen plündern, Beete durchwühlen und zum Teil auch in Häuser eindringen. Wildtiere in Städten verursachen aber nicht nur Schäden, sondern bieten auch Vorteile: So können Füchse als Allesfresser etwa hilfreich sein, um Nagetiere zu reduzieren tote Tiere zu beseitigen.

Obwohl das Leben in Städten viele Vorzüge für Wildtiere hat, bringt die neue Umgebung auch Gefahren mit sich, die es im Wald nicht gibt: Dazu gehören vor allem der Straßenverkehr, Glasscherben auf dem Boden oder Schädlingsbekämpfungsgifte. Wer ein verwundetes Tier findet, das eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit darstellt, sollte am besten das Ordnungsamt oder die Polizei anrufen. Bringt man das Tier stattdessen zum Tierarzt, ist man selbst für die Kostenübernahme verantwortlich.

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