
© A. Klaer (Archiv)
Potsdam: Führungsduo im Behindertenbeirat tritt zurück
Nach Streit im Behindertenbeirat ziehen die Vorsitzende Nicole Einbeck und ihre Stellvertreterin Stephanie Seidel Konsequenzen und erklären ihren Rückzug. Nach PNN-Informationen soll es Kompetenzgerangel im Gremium gegeben haben, das sich gegen die Frauen richtete.
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Potsdam - Nach einem Streit im städtischen Beirat für Menschen mit Behinderung ist dessen Vorsitzende Nicole Einbeck zurückgetreten. Auch die Vizechefin Stephanie Seidel erklärte ihren Rückzug. Das teilten die beiden Frauen in einer gemeinsamen Erklärung am Montag mit. „Es wird ein eher konservativer Führungsstil von uns erwartet, dem wir aus tiefstem Herzen nicht folgen wollen“, hieß es von Einbeck zur Begründung. Entsprechende Stellen der Stadtverwaltung seien über die detaillierten Gründe informiert worden.
Nach PNN-Informationen hatte es zuletzt monatelangen Streit und Kompetenzgerangel innerhalb des Gremiums gegeben, das sich vor allem gegen die beiden Frauen gerichtet habe. Demnach hatte die Stadtverwaltung noch versucht, über das Rechtsamt ein Mediationsverfahren für die Arbeit im Beirat zu vermitteln. Doch das gelang nicht. Aus dem Umfeld der beiden Frauen hieß es, diese hätten sich mehr Rückendeckung seitens der Stadtverwaltung und der Politik für ihre ehrenamtliche Arbeit gewünscht. Das formulieren Einbeck und Seidel aber nur zwischen den Zeilen. So sei jüngst ein „weiterer Impuls für die Entscheidung“ ein Gespräch mit der Stadtverordneten und Sozialausschussvorsitzenden Imke Eisenblätter (SPD) gewesen. Diese sagte den PNN, sie habe in einem persönlichen Gespräch ihre Hilfe bei der Moderation der Probleme angeboten. Den Rücktritt finde sie schade, sagte Eisenblätter – die beiden Frauen hätten eine „tolle Arbeit gemacht“. Einen Grund zur Wehmut gebe es gleichwohl nicht, teilte die bisherige Vizevorsitzende Seidel in der Erklärung mit. „Wir basteln derzeit an neuen Ideen – Freiheit ist ein guter Motivator für Kreativität.“
Blinde sollten Kot ihres Hundes aufsammeln - Einbeck kritisierte das
Speziell Nicole Einbeck gilt auch selbst als streitbar – so hatte die sehbehinderte Frau im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam das Ordnungsamt kritisiert, weil dieses ihr eine Ausnahmegenehmigung verweigerte, mit der sie von der Pflicht befreit werden wollte, die Exkremente ihres Blindenhundes aufsammeln zu müssen. Man werde keinen „Persilschein“ ausgeben, hieß es aus dem Amt. Stattdessen empfahl die Behörde, „mit der Hand am Rücken des Hundes entlangzufahren, sodass Sie ungefähr merken, wo der Kot liegt“. Zudem riet das Amt, eine Zange zum Aufsammeln der Häufchen mitzunehmen. Als der Fall publik wurde, lenkte das Rathaus doch noch ein, die Stadtordnung wurde im Sinne der sehbehinderten Menschen umgeschrieben. Doch Einbeck glaubt, dass sie sich mit der öffentlichen Kritik im Stadthaus keine Freunde gemacht hat. Seitdem seien mehrere ihrer E-Mails an die Verwaltung nicht mehr beantwortet worden, kritisierte Einbeck gegenüber den PNN. Das Rathaus äußerte sich zunächst nicht weiter zu dem Rücktritt.
Der beratend tätige Beirat soll sich für mehr Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung sowie mehr Barrierefreiheit in der Stadt einsetzen. Für die Arbeit stellte die Stadt seit 2015 rund 8500 Euro im Jahr zur Verfügung, wie das Sozialdezernat jüngst auf Anfrage der Fraktion Die Andere mitteilte. Vorher waren es 2500 bis 5000 Euro. Die neuen Ansprechpartner im Behindertenbeirat mit seinem Sitz im Haus 2 auf dem Gelände der Stadtverwaltung in der Hegelallee seien nun die beiden Männer Alfred Wollenburg und Andreas Koch, hieß es weiter.
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