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Vorsichtig werden die Pfahlgründungen im Stadtkanalbett freigelegt. Sie geben Auskunft über verschiedene Bauepochen und können in Beton gesichert wiederverwendet werden.

© Manfred Thomas

Von Hella Dittfeld: Fundgrube Stadtkanal

Die Baustelle an der Havel erweist sich als interessantes Bodendenkmal

Stand:

Innenstadt - Das Kanalstück zwischen Havel und Platane in der Straße Am Kanal erweist sich als wahre Fundgrube. Bei den Erarbeiten zur Freilegung der alten Kanalmauern haben die Archäologen nicht nur alte Gründungspfähle aus dem 18. und 19. Jahrhundert entdeckt, sondern auch Funde aus der slawischen Siedlungszeit vermutlich des 10. Jahrhunderts und sogar bronzezeitliche Funde. Eine besonders ergiebige Fundstelle hält Gundula Christl von der Unteren Denkmalschutzbehörde Potsdam für den Teil eines alten slawischen Hauses. Dort wurden eine ganze Reihe von Tonscherben sichergestellt.

Für den Vorsitzenden des Stadtkanalvereins, Siegfried Benn, ist es jedoch vor allem von Interesse, dass viele der Gründungspfeiler, auf denen Balken zum Absichern der Stadtkanalmauer ruhten, noch gut erhalten sind und wiederverwendet werden können. Bei einem Ortstermin wurde gestern vorgeführt, wie es darum steht. Das Kanalbett ist bereits ausgebaggert und Schläuche saugen wie bei einem Frischoperierten störende Flüssigkeit ab. Die in den Untergrund gerammten Pfosten von etwa sechs Meter Länge – einmal aus Eichenholz, zum anderen aus Kiefer – deuten auf zwei Bauphasen in den Jahren 1726 und 1853 hin. Obwohl einige der Pfahlköpfe bei niedrigem Wasserstand Luft gezogen haben und verrottet sind, können sie in Beton gesichert werden und weiter als Mauer-Grundlage dienen. Ähnliche Verfahren wurden bereits in der Vergangenheit angewandt. Ein etwa 30 Meter langes Mauerstück ist sogar noch in so gutem Zustand, dass es stehen bleiben soll. Ansonsten sei aber zu sehen, dass „beim Bauen wohl immer gespart“ wurde, meinte Benn sarkastisch.

Die eingerammten Pfähle werden nun auf ihre Standfestigkeit überprüft, die durch Luft zerstörten Pfahlköpfe eingekürzt und mit einem Pfahlrost aus Stahlbeton gesichert. Stahlbeton wird auch die Grundlage für die neu aufgemauerte Kanaleinfassung sein. Wo Pfähle ausgefallen sind, sollen neue eingerammt werden.

Der für den Stadtkanal zuständige Mitarbeiter beim Sanierungsträger, Albrecht Gülzow, zeigte sich auch erfreut darüber, dass ein altes Stück Stadtmauer wieder restauriert werden kann und unter einem Betonbelag alte Pflasterung aufgetaucht ist. Sie gehört zum Hof des Fourage-Magazins, das durch Kanalkähne beliefert wurde. Auch auf der anderen Seite des Kanals in der Nähe der Großen Fischerstraße wurde Pflasterung entdeckt, die zu einem Gewerbehof gehörte und die ebenfalls erhalten werden soll. Am 13. September zum Tag des offenen Denkmals soll sie erst einmal als Unterboden für Tische und Stühle dienen, denn dann will der Stadtkanalverein dort ein Fest geben mit Delikatessen von Potsdams letzten Fischereibetrieb gleich nebenan. Er will so für den weiteren Ausbau des Stadtkanals werben und das Sponsoring ankurbeln.

Für die Kellertorbrücke ist ebenfalls ein Wiederverwertungsverfahren aufgelegt worden. Noch vorhandene Teile sollen geborgen und in die spätere neue, der historischen gleichende Brücke eingesetzt werden. Das kostet 50 000 Euro zusätzlich, so Benn, die zu den Wiederaufbaukosten von rund 500 000 Euro kommen. Noch aber ist nicht einmal dieses Geld durch Spender und Sponsoren abgesichert.

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