zum Hauptinhalt

Von Juliane Wedemeyer: Fünf Bomben am Landtag

3000 Menschen müssen den Sperrkreis bis 8 Uhr räumen / Auch Wissenschaftschaftspark betroffen

Stand:

Teltower Vorstadt - Kampfmittelsucher haben in einem Waldstück am Landtag fünf Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Morgen ab 11 Uhr will der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg vier der 250-Kilogramm-Sprengkörper vor Ort entschärfen, sagte sein Technischer Leiter Horst Reinhardt. Rund 3000 Menschen müssen das gesamte Brauhausberg-Gebiet in einem Umkreis von rund einem Kilometer verlassen. So weit reiche die Wirkung der Blindgänger, sollte einer von ihnen explodieren, erklärte Reinhardt. Die fünfte Bombe habe der Dienst bereits abtransportiert. Sie war zünderlos, also unscharf.

Bis um 8 Uhr soll der Sperrkreis geräumt sein. Betroffen sind laut Stadtverwaltung nicht nur Wohnhäuser, sondern auch der Wissenschaftspark „Albert Einstein“, das Geoforschungszentrum, die Comenius-Schule, die Internationale Grundschule, das Landwirtschafsministerium, das Wasserwerk an der Leipziger Straße, die Schwimmhalle am Brauhausberg sowie das Pflegeheim „Kursana“ in der Heinrich-Mann-Allee. Und eben der Landtag. Der Verkehrsbetrieb ViP setze ab 7 Uhr Sonderbusse ein, der die betroffenen Einwohner zum Bürgerhaus am Schlaatz fahren sollen, in dem sie sich während der Evakuierung aufhalten können. Bettlägrige und Gehunfähige können bei der Feuerwehr anrufen, sie transportiert sie dann dorthin. Bereits gestern habe die Stadtverwaltung Informationszettel an die Anwohner verteilt.

Um 11 Uhr wollen dann die Feuerwerker Mario Kunzendorf und Horst Reinhardt beginnen, die drei amerikanischen und eine englische Bombe zu entschärfen, sagte Reinhardt – „hinter einander weg, eine nach der anderen“. Rund zwei Stunden werde das dauern.  Die 88 Abgeordneten haben ihre 10 Uhr-Sitzung zum Thema Finanz- und Wirtschaftskrise auf 15 Uhr verschoben, die rund 100 Mitarbeiter erst dann zur Arbeit erscheinen. „Sie müssen aber dafür länger arbeiten“, sagte eine Landtagssprecherin.

Gefunden hatten die Bombensucher die fünf Sprengkörper bereits am Freitag, sagte Reinhardt. Dass die Stadt erst fünf Tage später das Gebiet evakuiert, sei üblich, sagte Reinhardt: „Am Freitag gefunden, am Montag die Lage besprochen, am Dienstag kann die Stadt und die Polizei die Räumung organisieren um am Mittwoch entschärfen wir.“ Die Bomben seien momentan auch noch ungefährlich weil sie ja unter der Erde lägen und nicht bewegt würden, erklärte Reinhardt. Der Bombenfund sei das Ergebnis einer gezielten Suche nach Kriegsblindgängern. Im Frühjahr beginne in dem Wald auf dem Brauhausberg die Forsternte. Im Vorfeld müsse der Kampfmittelbeseitigungsdienst das Areal sicher machen, so dass die Holzfäller ungefährdet arbeiten können. „Wir haben dafür eine Firma beauftragt“, sagte Reinhardt. Deren Mitarbeiter suchten den gesamten Waldboden auf einem Gebiet von etwa einem Kilometer Durchmesser mit Sonden nach Metall ab. Neben Bomben hätten sie auch Handgranaten und Patronen gefunden.

Ob die systematische Bombensuche, die die Stadt 2006 vor allem in Kindereinrichtungen starten wollte, schon begonnen hat, konnte die Verwaltung gestern nicht sagen.

Juliane Wedemeyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })