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Landeshauptstadt: Fünf Palmen und viel Lehm

Potsdamer Landschaftsarchitekt arbeitet für Arabische Emirate – und trifft in der Wüste auf einen Berg unter Unesco-Schutz

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Es ist die Erfahrung mit Lehmbau, die deutsche Architekten und einen Landschaftsplaner in die Wüste der Arabischen Emirate geführt hat und da ganz speziell in die Oasenstadt Al Ain. Dort wurde zwischen 1891 bis 1898 das Fort Al Jahili gebaut, das nicht nur die aus sieben Oasen zusammengewachsene Stadt, sondern auch zwei strategische Handelswege beschützen sollte. Heute wohnen in Al Ain eine halbe Million Menschen. Doch trotz der Oasenlandschaft ist die Vegetation rund um das Fort nicht gerade üppig. Der Innenhof der Anlage besteht aus einer weiten kahlen Fläche, die Pufferzone rundherum zeigt sich ebenfalls eher wüstenartig. Und so sollte es nach einer denkmalgerechten Rekonstruktion des Forts und seinem Ausbau zum Kultur- und Touristenzentrums auch bleiben.

Die Scheichs der Vereinten Emirate besinnen sich nämlich, nach all den großartigen Bauten in Dubai, den Hotelanlagen und Shopping-Malls, auf das nationale Erbe. Genau dafür aber scheinen deutsche restaurierungsgeübte Fachleute den richtigen Nerv zu haben. Zeichneten für den Umbau des Forts die Berliner Architekten Eike Roswag und Guntram Jankowski verantwortlich, so übernahm der Potsdamer Marko Höhn, Mitinhaber des Landschaftsplanungsbüros „freianlage.de“, die Gestaltung der Außenanlagen.

Und wenn Eike Roswag in der Fachzeitschrift „Bauwelt“ mit dem Satz zitiert wird: „Je länger wir im Ausland arbeiten, desto mehr lernen wir die Regeln und Standards in Deutschland schätzen“, dann kann auch Marko Höhn ein Lied davon singen, was es heißt, unter Emiratbedingungen zu arbeiten. Der Hof sollte zum Beispiel mit einem wassergebundenen Naturbelag gestaltet und dazu einheimische Materialien verwendet werden. Bodenprüfungen ergaben, dass sich dazu das Gestein des naheliegenden Berges Jebel Hafeet eignen würde. Als man es abbauen wollte, stellte sich heraus, dass der Berg unter dem Landschaftsschutz der Unesco steht und nicht angetastet werden darf. Höhn wich auf Material aus der Umgebung aus, geliefert wurde schließlich doch etwas anderes, nämlich ein erheblich lehmhaltigeres Gemisch. Eine Rücksendung und Neuanforderung verbot sich jedoch, weil der Termin drängte.

Der Hof musste am 3. Dezember 2008 unbedingt fertig sein, weil das der 37. Jahrestag der Vereinigung der Arabischen Emirate war und das Jahili-Fort genau an diesem Tage feierlich eröffnet werden sollte. Später könne man den Belag immer noch auswechseln, erklärte man Höhn vor Ort. Der zuständige Sheik Sultan bin Tahnoon Al Nahyan zeigte sich aber auch so sehr zufrieden und so wird wohl alles bleiben, wie es ist. Mit dem jetzigen Belag könne es nur bei starkem Regen Probleme geben, meint Höhn und: „In Al Ain regnet es nur einige Tage im Jahr.“

Auch bei der Lieferung der Pflanzen – dazu gehören fünf Dattelpalmen sowie 300 Schirmakazien und Büsche – funktionierte nicht alles wie gewünscht. Was nicht stimmt, könne man ja später auswechseln, war auch hier die alles glättende Antwort. Trotzdem empfindet der Potsdamer Landschaftsarchitekt die Arbeit in der arabischen Welt als überaus spannend und auch als Herausforderung. Mit seinen Berliner Lehmbau-Kollegen startet er gerade ein Entwicklungshilfeprojekt in Marokko. In einer Oasenstadt sollen ein Schul- und Kulturzentrum entstehen und auch dort werden die Außenanlagen voraussichtlich vom Büro Freianlage.de konzipiert. Dazu sollen auch historische Riad-Gärten entstehen, eine arabische Spezialität sowie Gärten mit ihren dreischichtigen Nutzungen: Dattelpalmen, Obstbäume und Gemüseanbau. Zudem möchte der Potsdamer im Nahen Osten noch auf Forschungsreise gehen, um in Steinbrüchen das Material zu finden, dass sich für wassergebundene Bodenbeläge eignet.

Für Höhn ist es beruhigend, in Krisenzeiten ein zweites Standbein zu haben, obwohl er auch in Potsdamer Projekte gut eingebunden ist. So gestaltete er die Sportanlage und den Kletterfelsen am Kahleberg sowie den denkmalgeschützten Garten der ehemaligen Richard-Tauber-Villa am Griebnitzsee, die zum Tag der Architektur am 28. Juni besichtigt werden kann.Hella Dittfeld

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