Landeshauptstadt: Fünf Premieren und kein Marketing
Was Schweriner Gäste gestern in der Schiffbauergasse begutachteten, bleibt vorerst ein Geheimtipp
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Was Schweriner Gäste gestern in der Schiffbauergasse begutachteten, bleibt vorerst ein Geheimtipp Berliner Vorstadt - Fünf Einweihungen gibt es im nächsten Jahr in der Schiffbauergasse: Das neue Hans Otto Theater wird eröffnet, die Maschinenhalle an die (Tanz)fabrik übergeben, das T-Werk soll in die ehemaligen völlig umgebauten Pferdeställe ziehen, das Waschhaus verlagert seine Galerieräume und die Schinkelhalle wird fertig. Sie wird erst einmal für multikulturelle Zwecke genutzt, ehe sie kommerzielle Nutzer mieten können. Aber bisher ist weder klar, wer den Standort kulturell managt, noch gibt es irgendwelche Mittel, um ihn unter einer Dachmarke Touristen anzupreisen. Insider erklären, dass für ein vorausschauendes Programmmarketing noch in diesem Jahr mindestens 30 000 Euro nötig wären, doch die sind in den Haushalt nirgendwo eingestellt und auch ein Schnellschuss ist nicht zu erwarten. Michael Wegner, Geschäftsführer des Waschhauses, ist sich jedoch mit anderen Kulturträgern einig, dass die Zeit für die fünf Neueröffnungen 2006 davonläuft. Andere drückten es noch drastischer aus: „Das Marketing ist eine Katastrophe.“ Dabei habe man einen Standortbeauftragten, doch dem mangele es an Geld und an der Übertragung wenigstens von vorübergehenden Kompetenzen. Ein Konzept aber wäre dringend nötig, wolle man für alle in der Schiffbauergasse vereinten Kulturträger über die Stadtgrenzen hinaus werben. Von internationalem Engagement kann überhaupt keine Rede sein ohne ein Marketingkonzept für 2006. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, der gestern Schweriner Gäste empfing, steht der Vermarktung des Standortes Schiffbauergasse als Ganzes offenbar gelassen gegenüber. Ein früheres Kulturmanagement für den Standort „wäre ganz schön gewesen“, sagte er, doch nun müsse man eben ab 2006 alle Möglichkeiten nutzen. Das Betriebs- und Marketingkonzept sei in die August-Stadtverordnetenversammlung eingebracht worden und werde nun in den Ausschüssen diskutiert. Das aber kann dauern. Noch sind sich die Beteiligten nämlich nicht darüber einig, wer sie denn am besten vertreten soll. Während die Kulturträger nach einem Workshop einhellig zu der Meinung gelangt waren, dass Schiffbauergasse und Potsdamer Mitte durch einen separaten Ansprechpartner vermarktet werden sollten, favorisiert die Stadtverwaltung eher eine Kultur GmbH für ganz Potsdam. Außerdem ist noch die – bisher nicht einmal gegründete – Bauholding, zu der dann auch der jetzige Bauherr gehört, im Gespräch. Von diesem Marketing-Sünden bekamen die Schweriner, die im sensiblen Bereich ihrer historischen Innenstadt ein Tagungszentrum bauen wollen, wahrscheinlich wenig mit. Sie sahen sich bei einem Rundgang und einer Bild-Präsentation an, was Potsdam am Ufer des Tiefen Sees aus dem Boden gestampft hat und waren beeindruckt. Schwerins OB Norbert Clausen nannte es „spannend, wie konzentriert hier alles zusammengebracht“ worden sei. Er fand es imposant und hilfreich, um die eigenen Probleme zu meistern. Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz verwies darauf, dass zum Jahresende der Uferweg fertig sei und dass die Anlegerechte für Schiffe an die Reederei Herzog, Ketzin, vergeben worden sind. Die garantiere Anlegemöglichkeiten für alle, auch für die Weisse Flotte. Kultur und Wirtschaft vertrügen sich gut, VW habe unter anderem angekündigt, seine Arbeitsplätze aufzustocken.Hella Dittfeld
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