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Landeshauptstadt: Fünf weitere Zellen gesperrt

In der Gedenkstätte ehemaliges KGB-Gefängnis können weitere Teile nicht besichtigt werden

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In der Gedenkstätte ehemaliges KGB-Gefängnis können weitere Teile nicht besichtigt werden Nauener Vorstadt - Neue Hiobsbotschaft für die Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis: Mit Saisonbeginn können auch im Erdgeschoss des Hauses Leistikowstraße 1 fünf Zellen nicht mehr betreten werden. Bereits im Vorjahr hat der Hauseigentümer, der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein (EKH), den Zellentrakt im Keller wegen des Sicherheitsrisikos für die Besucher bauaufsichtlich sperren lassen. Ein Holzgitter mit Vorhängeschloss verwehrt seitdem den Zugang zum Herzstück des Museums, denn in den Kellerzellen warteten von 1946 bis 1955 Tausende meist unschuldige Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen auf ihre Erschießung oder die Deportation ins sowjetische Zwangarbeitslager Workuta. Die Saisoneröffnung 2004 glich der des Vorjahres aufs Haar. Erneut bekannten sich Landtagspräsident Herbert Knoblich und Oberbürgermeister Jann Jakobs zum Erhalt der Gedenkstätte, die europaweit das einzig original bewahrte KGB-Gefängnis ist und damit die Möglichkeit gibt, stalinistische Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung, aber auch an russischen Besatzungssoldaten, authentisch darzustellen. Zum wiederholten Mal wurde bei der Eröffnung auf Gespräche zwischen Landesregierung und Stadtverwaltung verwiesen, um das Sanierungsproblem zu klären. Bisher waren deren Ergebnisse gleich Null. Auch der im Herbst 2003 gegründete Förderverein, der durch die ehrenamtliche Betreuung der Besucher, zahlreichen Veranstaltungen u.a. mit Zeitzeugen und Forschungen zur Geschichte der stalinistischen Verfolgungen eine weithin anerkannte Arbeit leistet, ist auf diesem Gebiet noch keinen Schritt weiter gekommen. Die jahrelange Untätigkeit hat dazu geführt, dass sich die Kosten für die Sicherung und Sanierung des Gebäudes vervielfacht haben. Der Vereinsvorsitzende Christian Albroscheit veranschlagt sie inzwischen auf 300 000 bis 400 000 Euro. Mit dieser Summe sieht sich der EKH als Hauseigentümer, der jährlich 15 000 Euro in die dringlichsten Notreparaturen steckt, weit überfordert. Pfarrer Albroscheit geht jedoch davon aus, dass der von ihm geleitete Verein Spenden in beträchtlicher Höhe einwerben könnte, um die Sanierung zu unterstützen und zusammen mit Fördergeldern von Land und Stadt in Angriff zu nehmen. „Der EKH sollte endlich über seinen Schatten springen und uns das Haus in Trägerschaft übergeben“, erklärte er gegenüber PNN. Nur dann könne der Verein gewährleisten, dass die Leistikowstraße 1 Gedenkstätte bleibt, und den Sponsoren zusichern, dass ihre Spenden ausschließlich diesem Zweck zugute kommen. Die Berliner Historikerin Gisela Kurze, die mit dem deutsch-russischen Opferverband Memorial den Verein wissenschaftlich berät, fordert darüber hinaus, der Leistikowstraße 1 offiziell den Status einer Gedenkstätte zu geben. Dafür sei eine Basisfinanzierung von einer Million Euro notwendig. Der offizielle Status würde nicht nur die Sanierung befördern, sondern auch eine Erweiterung der Öffnungszeiten ermöglichen. Bisher ist das unheizbare Haus nur im Sommerhalbjahr jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr zugänglich. Trotzdem wurden im Vorjahr 12 500 Besucher gezählt. Hinzugekommen ist in der Saison 2004 eine neue Ausstellung der Deutschen Kriegsgräberfürsorge über das Straflager Workuta. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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