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Keine Panik. Victoria und Jonas haben eine Bank überfallen.

© HFF

Homepage: Fünfzehn Minuten Brandenburg HFF-Studenten haben mit Profis Filme gedreht

Und sie fahren. Verloren fahren sie durch die brandenburgische Landschaft, raus aus Herzberg.

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Und sie fahren. Verloren fahren sie durch die brandenburgische Landschaft, raus aus Herzberg. Erst einmal nur weg, wohin hat sie nicht überlegt. Wie der Geldbeutel so lose auf der Handbremse zwischen Victoria und Jonas da liegt, hätte es die perfekte Bonnie-und-Clyde-Szenerie ergeben, doch Jonas spielt nicht mit. „Verdammt, Vici, du hast gerade eine Bank überfallen! Was ist in dich gefahren?“ Brandenburg zieht am Fenster vorbei, eigentlich ist es ein richtig schöner Tag. Victoria klammert sich an das Lenkrad ihres Autos, Jonas versucht zu verstehen, versucht sich zu sammeln. Doch Panik steigt in ihm auf. „Halt an! Lass mich raus!“, schreit er. Das Auto kommt noch nicht ganz zum Stehen, da springt er bereits auf den Asphalt und stürmt in Richtung Acker.

Der Film „Herzberg“ ist knapp 15 Minuten lang. Genug, um einen Frühlingstag aus dem Leben von Viktoria und Jonas zu erzählen. Der Plot ist melodramatisch und simpel: Victoria erhält die Nachricht, dass das Haus ihrer Eltern im brandenburgischen Herzberg bald verkauft werde, sofern sie nicht selbst die Kosten übernehme. Auf diese Hiobsbotschaft folgen filmtypische Kurzschlusshandlungen: spontaner Banküberfall mit anschließender, unorganisierter Flucht.

„Herzberg“ ist einer von vier Kurzfilmen, die unlängst an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) gezeigt wurden. Die Filme sind im Rahmen der studienrelevanten, jährlichen Übung „Filmarbeit mit Profiregisseuren“ entstanden. Bei diesem Projekt arbeiten Schauspielstudenten und Studenten anderer Fachbereiche an einem gemeinsamen Filmprojekt, unterstützt von erfahrenen und renommierten Regisseuren. Hinsichtlich Genre und Inhalt gab es keine Vorgaben, lediglich die Drehzeit von maximal fünf Tagen legte sowohl finanziellen, als auch organisatorischen Rahmen. Und so entstanden vier Filme, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Unter der Regie von Connie Walther war „Holland“ der einzige Schwarz-Weiß-Film und wagte sich zudem an politische Themen ran. Die anderen drei Kurzfilme – „Doppelschraube“, Herzberg“ und „Alles Neu“ – waren sowohl melodramatische, als auch humoristische Storys.

Eines hatten alle Projekte jedoch gemeinsam: die Studentin Anne Baeker. Sie arbeitete an allen Produktionen mit. Ihr Engagement an den Produktionen bildet einen Abschlussteil ihres Diploms im Fach „Film- und Fernsehproduktion“. „Im März letzten Jahres hat die Planung begonnen, gedreht wurde im April und Mai. Heute Morgen erst habe ich das letzte Tape abgeholt, weil die Postproduktion extrem lange gedauert hat“, berichtete die Studentin. „Die Arbeit im studentischen Team und mit den Regisseuren war sehr spannend. Es gab keinerlei Berührungsängste und die Kommunikation untereinander war geradezu freundschaftlich.“

Die Zusammenarbeit mit Profis von außen sei dann doch eine besondere Herausforderung für alle Studenten gewesen – vor allem für die angehenden Schauspieler, die im Mittelpunkt der Übung stehen, so Nicole Gerdon. „Wir mussten uns erst richtig kennen lernen, David Brunners und wir Studenten. Brunners, der selbst seine Schauspielausbildung an der HFF absolvierte, engagiert sich neben seiner Schauspielerei auch erfolgreich als Regisseur und Produzent. Unter seiner Regie entstand der einfühlsame Kurz-Roadmovie „Herzberg“.

„Wir hatten einen sehr hohen Anspruch an die Bilder draußen“, erzählt Nicole Gerdon. Außenaufnahmen seien immer aufwendig, da man viele Faktoren nicht einberechnen und manchmal auch improvisieren müsse. So hätten sie einfach Glück gehabt, dass die Kamera bereits lief, als ein Zug über einen unbeschrankten Bahnübergang rauschte, kurz bevor das Auto die Schienen kreuzte – und so ein spannendes Bild entstand. Am Ende des Films stoppt Victoria das Auto und rennt Jonas hinterher. Schnitt. Im nächsten Moment liegen sie erschöpft auf dem trockenen, braunen Acker. Sie atmen immer noch schwer, doch die Panik ist vorbei. Josefine Schummeck

Josefine Schummeck

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