
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Fünfzehn Sekunden und drei Jahre
Marion Ganse und Katja Trowe gewinnen Ausbildungspreis für ihre Friseursalons
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Bitte, Danke, die Tür aufhalten, aus dem Mantel helfen, alles banale Dinge, mag man meinen. Die Lehrlinge im Salon „Haar Philosophie“ lernen das als erstes. Dazu gehören Telefonetikette, eine höfliche Begrüßung und letztlich natürlich das Gespräch mit dem Kunden, das Finden der richtigen Sätze „mit Augenaufschlag und Kopfneigung“, sagen die Inhaberinnen Marion Ganse und Katja Trowe. Nicht ohne Grund wurde beiden im November das „Ausbildungs-Ass“, ein Förderpreis der Jungen Deutschen Wirtschaft, verliehen. In der Kategorie Handwerk belegte der Salon als einer von 168 Ausbildungsbetrieben aus ganz Deutschland den zweiten Platz.
Seit 1999 gibt es das Geschäft in der Gutenbergstraße, vor drei Jahren eröffneten sie den zweiten Laden in der Mittelstraße. Von Anfang an legten sie einen Fokus auf Ausbildung, 16 Azubis gingen seitdem durch ihre Hände, viele davon haben sie übernommen. Von ihren insgesamt 17 Angestellten haben sieben in der „Haar-Philosophie“ gelernt. Ob ein Bewerber geeignet ist, sieht Katja Trowe „in den ersten 15 Sekunden des Vorstellungsgesprächs“, sagt sie. Ausstrahlung und Motivation müssen da sein, handwerkliche Fähigkeiten kann man lernen. Und weil das nicht dem Zufall überlassen wird, gab es schließlich den Preis „für herausragende Kreativität, Qualität und Quantität“, so die Kriterien der Jury.
Kundenkontakt von Anfang an mit gleichzeitiger Qualitätskontrolle, damit die Kopfmassage genau so gut ist wie die von der Chefin, wöchentliche Trainingsabende nach Feierabend für den Feinschliff, wo man sich gegenseitig Modell sitzt, zusätzliche, über den Salon finanzierte Weiterbildungskurse zur Beauty-Assistentin und Visagistin gleich im ersten Lehrjahr zahlen sich aus. Außerdem treffen sich alle Angestellten regelmäßig zu Teambesprechungen, in denen neue Produkte und Techniken vorgestellt und die Trends der Saison besprochen werden. „Das ist alles anstrengend und intensiv, aber man wird selbstsicher und fühlt sich nicht so ins kalte Wasser geworfen“, sagt Sandra Jörgle, nach drei Jahren frisch ausgelernt und jetzt im Salon angestellt. Sie hatte Zusagen von fünf Salons und entschied sich nach dem Probearbeiten für Trowe und Ganse. „Die Atmosphäre stimmte einfach“, sagt sie.
Dass die Lehrlinge allesamt fit sind, zeigt sich auch in ihrer Teilnahme an den Lehrlingsmeisterschaften der Innung, wo sie von den Chefinnen jedes Jahr hingeschickt werden und stets die ersten Plätze belegen.
Die Investition in den Nachwuchs hat für Katja Trowe letztlich auch etwas mit Verantwortung zu tun. Wer schon einmal unglücklich vom Friseur gekommen sei, wisse, wie das gemeint ist.
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