Von Michael Meyer: „Fünfzig Prozent haben zunächst Angst“
Champions-League-Sieger Turbine Potsdam begann mit dem Training für die neue Erstliga-Saison
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Bernd Schröders erste Ansprache machte gleich den Ernst der Lage deutlich. „Ihr hattet eine überlange Pause, jetzt bleiben uns nur vier Wochen Zeit, um uns auf die neue Saison vorzubereiten“, sagte der Chefcoach des Deutschen Frauenfußball-Meisters und Champions-League-Gewinners Turbine Potsdam am Montagvormittag seinen Spielerinnen zum Trainingsauftakt für die neue Saison. Und kündigte ihnen ein hartes Programm an: „Vor uns steht ein Berg an Aufgaben, deren Last wir auf allen Schultern verteilen müssen. Jede von euch muss in diesen Wochen im Training an die Grenzen gehen, damit wir gute Grundlagen für die Saison legen können.“ Die Meisterschaft beginnt am 15. August mit einem Heimspiel gegen den Hamburger SV und soll wegen der Frauen-WM 2011 in Deutschland schon am 13. Mai enden.
Mit 18 Spielerinnen begann gestern die Vorbereitung, in der Schröder – der im Urlaub im Zittauer Gebirge wandern war – seine Schützlinge dreimal täglich zum Üben beisammen hat. Desiree Schumann, Bianca Schmidt, Tabea Kemme, Jessica Wich, Marie-Louise Bagehorn und Neuzugang Inka Wesely spielen noch für Deutschland bei der U20-Weltmeisterschaft in eigenen Land (siehe unten) und werden unmittelbar danach beim Training bei Turbine erwartet. Erstmals dabei sind Daniela Löwenberg, die wie Wesely vom Liga-Konkurrenten SG Essen-Schönebeck an die Havel wechselte, sowie Jennifer Cramer und Sandra Starke aus dem Turbine-Nachwuchs. Auch Stürmerin Jalila Dalaf von Turbine II wird in den nächsten Wochen in der ersten Mannschaft mittrainieren. Schröder bezeichnete seinen ersten Eindruck von der Mannschaft so: „Fünfzig Prozent haben zunächst Angst vor dem, was jetzt im Training kommt, 25 Prozent sind gut vorbereitet und 25 Prozent sind voller Erwartung.“
„Die erste Trainingseinheit war hart, ging aber“, meinte Daniela Löwenberg nach dem ersten Leistungstest und Krafttraining am Vormittag in der Leichtathletik-Halle des Luftschiffhafens. Bei aller Freude über Turbines Angebot sei ihr der Wechsel vom Ruhrgebiet ins Havelland nicht leicht gefallen. „Ich hatte zunächst Bedenken, weil ich jetzt das erste Mal von zu Hause weg bin“, erzählte die 22-jährige gebürtige Dortmunderin, die zweifache U19-Europameisterin ist und schon in der U20- und U23-Nationalmannschaft spielte. Ihre Mutter Christel habe erst Bedenken gehabt, doch Vater Detlef habe ihr gleich zu diesem Schritt geraten. Letztlich sei sie auch ihres Freundes Martin wegen nach Potsdam gekommen, wo beide bereits eine kleine Wohnung in der Nähe des Luftschiffhafens gefunden hätten. „Martin studiert Versorgungstechnik und beginnt jetzt ein Praktikum bei den Stadtwerken Potsdam“, erzählte Löwenberg, die ihr Grundschullehramts-Studium von Dortmund zur Humboldt-Uni Berlin verlegen wird und die zu ihren Ziele bei Turbine sagt: „Ich will hier fitter werden, mehr Erfahrungen sammeln und erfolgreicher sein.“ Ihre Position sieht sie vor allem hinten rechts oder im rechten Mittelfeld.
„Daniela Löwenberg ist eine variabel einsetzbare Spielerin, die viele Voraussetzungen mitbringt“, meint Schröder, der vor allem den Meistertitel und die Champions-League-Trophäe als Saisonziele ausgegeben hat. „Das DFB-Pokal-Finale ist kein primäres Ziel mehr, weil es nicht mehr in Berlin stattfindet“, sagt der Coach, der neben dem FCR Duisburg und dem FFC Frankfurt auch Bayern München und den VfL Wolfsburg als stärkste Konkurrenz erwartet. „Wir müssen variablen, schnellen Fußball spielen, und das geht nur, wenn wir fit sind“ fordert Schröder. „Und vier Wochen Vorbereitung sind nicht lange.“
Auf seine Kickerinnen warten nun neben dem Training mehrere Testspiele (siehe nebenstehend). In der Nacht vom 1. zum 2. August reist Turbine dann ins sechstägige Trainingslager nach Haus im Ennstal, einem in 774 Metern Höhe gelegenen österreichischen Urlaubsort in der Steiermark. An Urlaub wird für Turbine dann aber trotz des dortigen Vier-Sterne- Hotels nicht zu denken sein.
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