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Landeshauptstadt: Für Bürger am Rande der Gesellschaft

Richtfest für Obdachlosenheim am Lerchensteig / 80 Einzelzimmer und zehn Notbetten

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Richtfest für Obdachlosenheim am Lerchensteig / 80 Einzelzimmer und zehn Notbetten Bornstedt - Sechs Wochen nach der Grundsteinlegung zogen die Zimmerleute gestern am Rohbau des Obdachlosenheimes am Lerchensteig die Richtkrone hoch. Grund für die Geschwindigkeit ist die Bauweise: Die Häuser auf dem Gelände der ehemaligen Schweinemästerei sind nicht unterkellert und bestehen im Wesentlichen aus vorgefertigten Montageplatten. Die Märkische Ingenieurbau aus Wriezen besorgte die Anfertigung der Grundplatten und den Zusammenbau der Fertigteile. Träger der Einrichtungen am Lerchensteig ist der AWO Kreisverband Potsdam e.V. Dessen Vorsitzender Günter Förster sagte, dass das neue Heim für „Bürger am Rande der Gesellschaft“ gebaut werde. Ziel sei es, diese wieder in die Gesellschaft einzubeziehen. Sozialbeigeordnete Elona Müller sprach davon, dass der Aufenthalt dieser Menschen hier „nur vorübergehend“ stattfinden sollte. Sie sollen hier ein „echtes Zuhause“ finden. Müller weiß jedoch, dass ein Teil der im Obdachlosenasyl lebenden Menschen nicht mehr in der Lage ist, ein eigenständiges Leben zu führen. Sie seien nicht integrierbar, weil sie krank seien, sagt Müller. Für sie sind Bedingungen notwendig, die ihrer schwierigen Lebenssituation entsprechen. Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske definierte gar, dass der „Staat vornehmlich für die Schwachen da sein müsse“, verwies aber gleichzeitig auf das soziale Engagement solcher Einrichtungen wie das der Arbeiterwohlfahrt (AWO), das nicht hoch genug geschätzt werden könne. Elona Müller konnte nicht umhin, auf die Diskussionen um das Zusammenleben von Asylbewerbern und Obdachlosen in der Stadt einzugehen. „Wir müssen alle Versuche, negative Aspekte in den Vordergrund zu schieben, auffangen“, sagte sie. Erst kürzlich hatte die CDU-Stadtfraktionen die Forderung erhoben, die Bushaltestellen am Lerchensteig so zu legen, dass auch die „hier wohnenden Bürger“ etwas davon haben. Wenn das Heim wie vorgesehen im September fertig ist, bietet es Bedingungen, die es wahrscheinlicher machen, dass das von allen gewünschte selbst bestimmte Leben außerhalb des Obdachlosenheimes möglich wird. Zurzeit beherbergt das Obdachlosenheim am Lerchensteig 49-51 86 Männer und Frauen, die ihre Wohnung verloren haben. Für ihre Unterbringung stehen 33 Doppelzimmer und zwanzig sehr kleine Einzelzimmer zur Verfügung. Es sei eine „verdichtete Unterbringung“, heißt es in einer Mitteilung der AWO. Bei der Zuteilung eines „Bettenplatzes“ könne kaum auf die Privatsphäre der eingewiesenen Person Rücksicht genommen werden. Das neue Haus sieht hingegen neben zehn Notbetten 80 Einzelzimmer vor. „Dieser persönliche Rückzugsraum ist für viele Bewohner eine zweite oder auch dritte Chance, ihrem Leben wieder eine menschenunwürdige Form zu geben“, heißt es in der Mitteilung. Die meisten der aufgenommenen Menschen sind in Potsdam aufgewachsen. Sie sind hier sesshaft und wohnen so in einem Ort, den sie in ihrem Leben kaum gewechselt haben. Warum haben sie ihr Zuhause verloren? 24 von ihnen hatten Mietrückstände und verloren durch Zwangsräumung ihre Wohnung. 26 verloren ihre Bleibe, weil sich der Partner von ihnen trennte und sie nur vorübergehend bei Freunden und Bekannten leben konnten. Weitere 34 Potsdamer, die ohne festen Wohnsitz waren, benutzen das Obdachlosenheim als Anlaufstelle. Allen Bewohnern ist gemeinsam, das sie aus eigener Kraft nicht fähig sind, ihre soziale Notlage und ihre Probleme zu beheben. Zusätzlich leiden zwei Drittel von ihnen unter den Auswirkungen einer Alkoholerkrankung und weiteren körperlichen Beeinträchtigungen. 2,5 Millionen Euro kostet der Bau der drei einstöckigen Häuser, die durch einen so genannten Verbinder miteinander verknüpft sind. Finanziert wird das Ganze vom AWO-Kreisverband und von der Landeshauptstadt Potsdam. Günter Schenke

Günter Schenke

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