Homepage: „Für den Wald kann es brenzlig werden“
Die Mathematikerin Petra Lasch plädiert für eine vernünftige Artenmischung in Brandenburgs Wäldern
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In Potsdam beschäftigen sich zahlreiche Wissenschaftler mit dem Klimawandel und seinen Folgen. Sie forschen am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), aber auch bei den Geoforschern, den Polarforschern, den Agrarforschern oder an den Hochschulen. Die PNN stellen die Forscher mit ihren aktuellen Erkenntnissen, ihren Prognosen und auch Ratschlägen vor. Heute: Diplom-Mathematikerin Petra Lasch vom PIK zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder.
Frau Lasch, warum beschäftigen Sie sich als Mathematikerin gerade mit Wäldern?
Der Wald als Forschungsobjekt war eigentlich ein Zufall. Die zukünftigen Veränderungen von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen lassen sich genauso modellieren. Aber die Probleme rund um den Wald sind nicht neu. In den achtziger Jahren war das so genannte Waldsterben ein akutes Problem. Da ging es in erster Linie um die Belastung der Wälder durch chemische Schadstoffe wie Schwefeldioxid. Durch die Einführung von Katalysatoren und Filtern in Autos und in der Industrie wurde der schädliche Ausstoß verringert. Danach kam das Problem des Klimawandels auf und die damit einhergehenden Belastungen für das Ökosystem Wald.
Was interessiert Sie an ihrer Forschungsarbeit?
Als Mathematikerin interessiere ich mich besonders für die Erstellung und Nutzung von Modellen. Mit diesen können zukünftige Entwicklungen simuliert werden, so die Veränderungen der Zusammensetzung von Wäldern unter bestimmten Voraussetzungen, wie der Erwärmung des Klimas zum Beispiel. Dabei werden Variablen des Stoffhaushalts der Bäume, also die Aufnahme von Wasser aus dem Boden und von Kohlendioxid aus der Luft, in die Berechnung miteinbezogen. Die Daten werden in einen Computer gespeist, der dann die mögliche Entwicklung simuliert. Allerdings müssen die Modelle an der Wirklichkeit geprüft werden. Das geschieht zum Beispiel durch langjährige Beobachtungen und Messungen des Baumwachstums in Forstpflanzungen.
Was erwarten Sie für zukünftige Entwicklung des Klimas?
Ich kann die verschiedenen Klimaszenarien kaum bewerten. Ich verlasse mich da ganz auf die Aussagen unser spezialisierten Mitarbeiter im PIK. Die stellen uns eine Vielfalt von unterschiedlichen Szenarien zur Verfügung, die jedoch alle keine eindeutigen Prognosen sind. Wir arbeiten unter anderem mit einem ausgewählten Szenario, welches von einer Temperaturerhöhung von 1,4 Grad Celsius bis 2055 ausgeht. Die Niederschlagsmengen sind jedoch variabel und das ist die spannende Frage. Die Wälder können durchaus mit höheren Temperaturen zurecht kommen, wenn die Niederschlagsmenge nicht zurückgeht. Sollte der Regen jedoch häufiger ausbleiben, so könnte das gerade in Brandenburg zu Problemen führen.
Warum?
Tatsächlich könnte die Situation für die Wälder in Brandenburg brenzlig werden, und zwar brenzlig im doppelten Sinne. Einmal würde durch eine anhaltende Trockenheit die Waldbrandgefahr steigen und zum anderen wird das Wachstum der Bäume gehemmt oder sie werden durch den Trockenheitsstress stärker von Schädlingen befallen. Das gilt besonders für Waldbestände mit nur einer Baumart, wie Kiefern oder Fichten.
Wie lassen sich die Probleme in den Griff bekommen?
Das ist schwierig. Die Forstwirte müssen heute die Bäume für die Holzernte in 100 Jahren pflanzen. Man muss daher wissen, was für Veränderungen auf den Wald zukommen, um mögliche Risiken zu minimieren. Konkret bedeutet dies, nicht nur auf eine Baumart zu setzen, sondern auf eine vernünftige Artenmischung beim so genannten Waldumbau zu achten. Damit ermöglicht man anpassungsfähigen Baumarten das Überleben. Reine Monokulturen wären dagegen nicht sinnvoll.
Welche Baumarten sind besonders hitzeresistent?
Zu nennen wäre da zum Beispiel die wärmeliebende Eiche. Aber auch die Kiefer ist an ein trockenes Klima gut angepasst. Deswegen gibt es in Brandenburg das Projekt „OakChain“ des Bundesforschungsministeriums, das untersucht, in wie weit Eichen-Kiefern-Mischbestände mit den Gegebenheiten auf den Flächen hier zurecht kommen. Bislang hat man fast ausschließlich reine Kiefernbestände gepflanzt. Zudem sind Laubmischwälder für den Grundwasserhaushalt günstiger, da weniger Wasser von den Kronen verdunstet und mehr in den Untergrund abfließt. Voraussetzung für einen zukunftsfähigen Mischwald sind jedoch ausreichende Niederschläge im Winter.
Wie sehen Sie die Zukunft für die Wälder?
Wenn man den Waldumbau in den nächsten Jahren konsequent vorantreibt sehe ich keinen Grund für Pessimismus. Die kommenden Risiken wären zu ertragen.
Das Gespräch führte Arno Meinken
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