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Homepage: Für die Generation You Tube
Zwei Studenten gestalten Online-Studienführer: Videos geben Orientierungshilfe bei der Studienwahl
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„Ich hätte edumap damals auch gut gebrauchen können“, sagt Thomas Pruschwitz über die Wahl seines Studienfachs und schmunzelt. Er entschied nach Neigung, blieb bei seinem Fach und schreibt derzeit an seiner Magisterarbeit. Nebenbei hat der 28-jährige Potsdamer Historiker gemeinsam mit dem 29-jährigen Politikwissenschaftler Hendrik Schäfer, der seine Uni-Laufbahn zunächst mit einem Semester Mechatronik begann, einen Online-Studienführer konzipiert, der seit Dezember 2010 im Internet erste Hilfe bei der Studienwahl bietet.
Pruschwitz und Schäfer, beide aus Sachsen-Anhalt, hatten sich während ihres Studiums an der Universität kennengelernt – in der Raucherecke. Ihr erstes gemeinsames Projekt war eine fünfminütige Film-Dokumentation über deutsche Übersiedler von West nach Ost. An der Universität merkten die beiden schnell, dass die wissenschaftliche Laufbahn nicht das Richtige für sie sein würde. Schäfer: „Wir wollten etwas gestalten.“ Die Idee für das Online-Portal kam den beiden Jungunternehmern in Gesprächen mit Schulabgängern, die studieren wollten und nach Informationen suchten. „Wer im Netz nach Tipps fürs Studium sucht, erhält Millionen Treffer“, so Pruschwitz. „Wir fragten uns, ob das nicht auch komprimierter geht.“
Es geht. In ebenso kurzen wie dynamisch geschnittenen Videofilmen werden die Studiengänge nach einem festen Schema vorgestellt: In Kurz-Interviews geben Professoren, Absolventen und Studierende prägnante Informationen über Voraussetzungen, Inhalte und Perspektiven des jeweiligen Fachs. Diese gelten nicht für einzelne Universitäten, sondern für das Fach allgemein. Statt komplizierte Prüfungsordnungen lesen zu müssen, erhalten Wissbegierige Insiderinformationen und Antworten auf scheinbar banale Fragen, wie etwa nach dem nötigen Lesepensum eines Historikers oder den nötigen Fremdsprachenkenntnissen für das Medizinstudium. Mit Vorurteilen und Wunschträumen, die oftmals zum Studienabbruch führen, wird schnell aufgeräumt. Außerdem gibt das Portal eine schnelle Übersicht über die Hochschulen, an denen das Fach gelehrt wird – per Klick landet der User dann ohne Umwege auf den Seiten des gewünschten Fachbereichs.
Von der Idee bis zum fertigen Online-Auftritt dauerte es gut ein Jahr. Eine Herausforderung war es für die Macher zunächst, potenzielle Teilnehmer von dem Projekt zu überzeugen. „Wir wollten den visuellen Ansatz, weil uns die Möglichkeiten des Videos begeistern und wir Schüler der ,Generation You Tube’ ansprechen wollen“, sagt Schäfer. „Die Vorbehalte waren wegen der Videos insbesondere bei den Professoren groß“, sagt Schäfer. Erste Demoseiten brachten den Durchbruch. Inzwischen sind renommierte Wissenschaftler wie der Historiker Paul Nolte, die Politikwissenschaftlerin und Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan, der Mathematiker Günter Ziegler und der Pharmazeut Theodor Dingermann auf edumap.de vertreten.
Bislang sind 25 Studienfächer in ihrem Portal abrufbar. „Wenn man die verschiedenen Abschlüsse berücksichtigt, kommt man auf mehr als 14 000 Studiengänge in Deutschland“, so Schäfer. Allerdings konzentrierten sich 95 Prozent der Studierenden auf 35 Studiengänge. Da sie für die Interviews Universitäten in ganz Deutschland bereisen, ist die Vorarbeit für die Produktion in ihrem Büro in der Medienstadt Babelsberg recht aufwendig. Dennoch: „Wir streben etwa 60 Studiengänge an“, so Schäfer. Noch finanzieren die Jungunternehmer das Ganze aus eigener Tasche, in absehbarer Zukunft soll das über Werbung passieren – sofern sie inhaltlich zum Portal passt.
Als Kooperationspartner gibt es bereits einen Anbieter von Video-Vorlesungen im Netz. „Mittelfristig planen wir, dass sich auch die Hochschulen per Videofilm in unserem Portal vorstellen“, so Schäfer. Durch den Bologna-Prozess sei ein Wettbewerb entstanden, der auch auf edumap.de ausgetragen werden könnte. Auch Unternehmen könnten sich auf Edumap als potenzielle Arbeitgeber präsentieren und so dem Fachkräftemangel vorbeugen.
Ein Zusatzangebot zur Orientierung bei der Studienwahl hat sich bereits etabliert. Unter dem Motto „Krengel klärt!“ gibt der Psychologe und Autor („Der-Studi-Survival-Guide“) Martin Krengel per Video Tipps etwa zu Zeitmanagement oder zur Überwindung des „inneren Schweinehunds“. Pruschwitz: „Das Potenzial ist riesig und wir haben noch ganz viele Ideen im Kopf.“
Das Portal im Internet:
www.edumap.de
Maren Herbst
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