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Landeshauptstadt: „Für die Präparatoren sehe ich dann schwarz“ Stadt bringe Eigenmittel nicht auf / Matthias Kühling mahnt Unterstützung des Naturkundemuseums an

Präparationswerkstatt und Magazine des Naturkundemuseums befinden sich seit elf Jahren in einem Provisorium in der Hebbelstraße. Als Vorsitzender des Naturkundlichen Museumsverbandes Brandenburg würden Sie, Herr Kühling, diese Situation gern ändern helfen.

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Präparationswerkstatt und Magazine des Naturkundemuseums befinden sich seit elf Jahren in einem Provisorium in der Hebbelstraße. Als Vorsitzender des Naturkundlichen Museumsverbandes Brandenburg würden Sie, Herr Kühling, diese Situation gern ändern helfen. Woran hapert es?

An den städtischen Eigenmitteln für die Sanierung und den Ausbau der Breiten Straße 11. Wir könnten die Sanierung des Hauses über europäische Efre-Gelder und Landesmittel zu 80 Prozent finanzieren, wenn die Stadt die geforderten 20 Prozent dazu geben würde. Doch von Jahr zu Jahr werden diese Mittel immer wieder aus dem Haushalt herausgestrichen.

Sollte es nicht den Deal geben, beim Verkauf der Hebbelstraße Geld für den Umzug abzuzweigen?

Das wurde versprochen, aber nicht schriftlich fixiert. Offenbar war das politisch auch nicht gewollt, denn ein entsprechender Antrag der PDS wurde abgelehnt. Ich weiß nicht, ob die Unterschrift schon unter dem Kaufvertrag steht, aber Ende Juli sollte das Areal eigentlich schon freigezogen sein.

Dann sitzen die Präparatoren auf der Straße, obwohl Christian Blumenstein mit seiner hervorragenden Arbeit gerade beim World Taxidermy Championship einen Weltmeistertitel geholt hat?

Das Naturkundemuseum darf den denkmalgeschützten Teil der Hebbelstraße 1 erst einmal weiter nutzen.

Was Sie eher auf die Palme bringt als beruhigt?

Mich ärgert, dass es nicht gelingt, aus einem Euro fünf zu machen und damit etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Wenn die Bauarbeiten für ein Parkhaus beginnen, vertiefen sich garantiert die bereits vorhandenen Risse in den Gebäuden. Einige Garagen und die Halle sind schon baupolizeilich gesperrt. Für die Präparatoren sehe ich dann auch schwarz.

Welche Alternative würde es geben?

Potsdam sollte das bis 2013 aufgelegte Erfe-Förderprogramm nutzen. Von dort kämen 50 Prozent der Mittel für den etwa 1,5 Millionen Euro teuren museumsgerechten Ausbau des Hauses. Das Land hat signalisiert, dass es 30 Prozent übernimmt. Sollte die Stadt da nicht die notwendigen 300 000 Euro in den Haushalt einstellen können, um die Breite Straße 11 auszubauen? Hinzu kommt, dass in der Hebbelstraße nach dem Verkauf wahrscheinlich Miete an den Neuerwerber des Grundstücks gezahlt werden muss. Die Breite Straße 11 aber steht leer und seit Mai 2003 liegt eine Baugenehmigung vor, die selbst bei Verlängerung zu verfallen droht. Ein Bau-Neuantrag würde etwa 100 000 Euro kosten, das ist verbranntes Geld.

Ist das Naturkundemuseum in den Schatten getreten, weil sich jetzt alle Aufmerksamkeit auf ein neues Geschichtsmuseum im Alten Rathaus konzentriert?

Dass wir uns nicht falsch verstehen, wir freuen uns über die Entwicklung und den neuen Standort für ein Potsdam-Museum. Trotzdem sollte man gute Chancen nicht verstreichen lassen. Die für die Museen zuständige Fachbereichsleiterin Birgit-Katharine Seemann hat erklärt, vor 2012 sehe sie für das Naturkundemuseum keine finanziellen Chancen. Dann aber ist es für den Erfe-Topf zu spät.

Die Enquete-Kommission des Bundestages hat gerade die bessere Unterstützung regionaler Museen gefordert. Auch das Naturkundemuseum hat sie sich verdient.

Es leistet international anerkannte Arbeit und wird zum Beispiel das Land Brandenburg bei der UN-Vertragsstaatenkonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt vom 12. bis 30. Mai in Bonn vertreten. Es werden 5000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Potsdam zeigt dort die in ihrer Art einmalige Ausstellung „Biologische Invasion: In der Spur des Menschen“. Finanziert wird sie vorwiegend durch die Stadt Potsdam und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Wir werben Mittel ein, wo das nur möglich ist. Wanderausstellungen gab es auch in Erfurt, Cottbus und Spandau. Mit deren Gästen kam das Museum auf über 100 000 Besucher im Vorjahr. Im Haus selbst waren es 2000 mehr als 2006, so dass die Einnahmen stetig steigen. Der Verein wäre übrigens auch bereit, den Antrag für die Erfe-Förderung zu erarbeiten. Doch dazu brauchen wir unbedingt die kommunalen Eigenmittel.

Das Gespräch führte Hella Dittfeld

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