Landeshauptstadt: Für ein besseres Gründungsklima
Zum 2. Potsdamer Gründerkongress kamen mehr als 300 Existenzgründer
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Innenstadt - Zweifel kennt Ines Schwarzlose noch immer. „Es ist nicht nur die materielle, sondern auch die geistige Sicherheit, die jeder für sich finden muss“, sagt die 40-jährige Existenzgründerin. Aber war der Schritt aus der Festanstellung in die Selbstständigkeit wirklich die richtige Entscheidung? Eigentlich war Ines Schwarzlose schon 1995 klar, wohin ihr Weg geht. Damals begann die ausgebildete Pädagogin eine zweite Ausbildung als Zahntechnikerin – und wollte damit irgendwann eine eigene Firma leiten. Trotzdem dauerte es mehr als zehn Jahre und einen Umweg über eine Anstellung als Lehrerin, ehe sich die Wahlpotsdamerin in diesem Jahr schließlich selbstständig machte. Keine verlorene Zeit, wie die Existenzgründerin findet: „Man baut ein Netzwerk auf, sammelt Erfahrungen, lernt Leute kennen.“ Seit April 2008 ist sie mit ihrem Dentallabor am Krongut am Markt – und beschäftigt momentan einen Angestellten. Die Zweifel bleiben. Denn mit der Familiengründung hat es in all den Jahren noch nicht geklappt.
Gestern berichtete Ines Schwarzlose auf dem zweiten Gründerkongress Potsdam von ihren Erfahrungen mit der Selbstständigkeit. Mehr als 300 Besucher kamen laut Veranstalter zum Kongress in das Gebäude der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) in der Breiten Straße. Sie konnten sich bei mehr als 20 Ausstellern und bei Vorträgen zum Thema Existenzgründung in Potsdam informieren. Es war gleichzeitig der Start für den „Business Plan Wettbewerb Berlin-Brandenburg 2009“.
Potsdam ist gründerfreundlich, meinte Oberbürgermeister Jann Jakobs in seiner Eröffnungsrede. „Fast jeder zehnte Potsdamer“ sei selbstständig, mehr als 12 200 Unternehmen in der Landeshauptstadt registriert. Gute Resonanz erfahre der 2007 gestartete „Gründerservice“, der zusammen von der Stadt, der IHK und der Handwerkskammer Potsdam ins Leben gerufen wurde, so Jakobs. Die zentrale Anlaufstelle für Neugründer werde im Dezember vom Bundeswirtschaftsministerium als „Best-Practise-Beispiel“ ausgezeichnet, sagte der Oberbürgermeister. Seit Beginn hätten bereits mehr als 200 Potsdamer Hilfe beim Gründerservice gesucht. Bei der IHK haben sich nach Angaben von IHK-Vize-Chef Jürgen Jacob in diesem Jahr sogar mehr als 800 Gründungswillige gemeldet.
Der IHK-Vize-Chef sieht trotzdem noch Verbesserungsbedarf: Für ein unternehmerfreundlicheres Klima müssten bereits Schüler mit dem Thema Selbstständigkeit konfrontiert werden. Außerdem plädierte Jacob für mehr Information über die im November 2008 gestartete Rechtsform der „Unternehmensgesellschaft – dem deutschen Pendant zur englischen „Limited“ mit Haftungsbeschränkung und forderte die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Jana Haase
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