zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Für ein Fenster zur Welt

Stiftung Altenhilfe hat im vergangenen Jahr 19 bedürftige Senioren unterstützt / Kapital wächst

Stand:

Anfangs hat es sie Überwindung gekostet, dabei konnte sie die Hilfe gut gebrauchen: Ilse Hansen, die in Wirklichkeit einen anderen Namen trägt, ist eine von 19 bedürftigen Potsdamer Senioren, die im vergangenen Jahr von der Stiftung Altenhilfe unterstützt wurden. Die 74-Jährige bekam Geld für einen neuen Fernseher. Das alte Gerät hatte nach 20 Jahren immer häufiger Aussetzer. „Dem musste ich oft einen Klaps geben“, sagt sie. Der neue Apparat ist für sie wie ein Fenster zur Welt. Wegen ihrer Gehbehinderung kann sie nicht weit laufen. Reisen kann sie sich nicht leisten. Nach Jahrzehnten voller Arbeit lebt sie von der Grundsicherung.

Die finanzielle Einschränkung im Alter macht sie wütend. Als Kind erlebte sie die Vertreibung, zog in der Nähe von Dresden drei Kinder groß bis die Ehe mit ihrem Mann nach 27 Jahren 1983 geschieden wurde. Sie arbeitete als Friseurin, in einer Fabrik für Plastikteile und in der Gastronomie. 1990 zog sie nach Potsdam. Es sei schwere Arbeit gewesen, jedoch schlecht bezahlt, sagt die Rentnerin. Außerdem wurde für den Rentenanspruch nur der Grundlohn ohne Zuschläge berechnet. Einen Versorgungsausgleich für die Zeit ihrer Ehe gibt es für in der DDR geschiedene Frauen nicht.

Die Potsdamer Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) kennt solche Fälle. Sie ist Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Altenhilfe. Armut im Alter sei für die Betroffenen besonders belastend, da sich die persönliche Lage in der Regel nicht mehr verbessert. Die Zahl der bedürftigen Senioren wachse wegen des demografischen Wandels auch in der Landeshauptstadt. Im Jahr 2011 unterstützte die Stiftung die 19 Antragsteller mit insgesamt etwa 7500 Euro, sagte die Beigeordnete am Mittwoch bei Vorstellung der Jahresbilanz der Stiftung. Gut das doppelte wäre möglich gewesen. Viele Bedürftige nehmen die Hilfe der Stiftung aus falscher Scham oder Unwissenheit nicht in Anspruch, vermutete Müller-Preinesberger.

Die Mittel kommen aus Zinserträgen des Stiftungskapitals. Dies ist seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1993 auf mehr als 282 000 Euro gewachsen. Ein Großteil stammt aus Spenden von Unternehmen und Privatpersonen für das jährliche Lauffest der Stiftung. In diesem Jahr soll es am 31. August stattfinden. Da mögliche Spender seit Beginn der Diskussion um Sponsoring im Zuge der Stadtwerke-Affäre verunsichert seien, wünsche sie sich, dass die Spendenbereitschaft künftig auf eine breitere Basis gestellt werde. „Auch fünf oder zehn Euro helfen uns weiter“, so die Beigeordnete.

Gerade bei Anschaffungen stoßen Senioren mit niedriger Rente an Grenzen. So zahlte die Stiftung im vergangenen Jahr beispielsweise eine Waschmaschine, orthopädische Schuhe oder den Umzug in eine barrierefreie Wohnung. Anträge können formlos über den Fachbereich Soziales gestellt werden. Marco Zschieck

Spenden an die Landeshauptstadt Potsdam, Kto.-Nr.: 35 02 02 74 62 bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, BLZ: 160 500 00, Stichwort: Stiftung Altenhilfe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })