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Strommasten mitten durch den Ort. Die Freileitung besteht in ihrer jetzigen Form seit 1936. Während die Trasse in Marquardt künftig um den Ort herum gebaut wird, müssen die Golmer bangen. Einigt sich die Stadt nicht noch mit Edis, bleibt die Leitung im Ort.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Für Golm wird die Zeit knapp

Planfeststellungsbeschluss für Freileitung ist ergangen. In Marquardt geht die Trasse um den Ort herum

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Marquardt/Golm - Die geplante Erneuerung der durch Golm und Marquardt führenden Hochspannungsleitung hat eine wichtige Hürde genommen. Wie das Landesbergbauamt am Freitag mitteilte, ist jetzt der entsprechende Planfeststellungsbeschluss ergangen. Damit besteht für Netzbetreiber Edis nun eine rechtliche Grundlage für die Erneuerung und Verstärkung der seit 1936 bestehenden Leitung. Die in Cottbus residierende Genehmigungsbehörde bestätigte zugleich, dass sich die Stadt Potsdam und Edis auf eine Umgehung der Ortslage Marquardt geeinigt hätten. Dem Vernehmen nach wird die neue Trasse einen großen Bogen um Marquardt machen und östlich der Bahnlinie über landwirtschaftlich genutzte Flächen verlaufen. Damit haben sich die jahrelangen Bemühungen der Marquardter Bürgerinitiative „Freileitung raus!“ gelohnt, die sich unter Hinweis auf mögliche, von der Leitung ausgehende Gesundheitsgefahren vehement für eine Trassenverschiebung ausgesprochen hatte. Für diese Umgehungsvariante müssen dem Landesbergbauamt jetzt allerdings noch entsprechende Planungsunterlagen vorgelegt werden.

Auch in Golm regt sich seit Langem Widerstand gegen die geplante Erneuerung der 110-Kilovolt-Freileitung, die dort mitten durch die Ortslage führt. Mit dem Planfeststellungsbeschluss kann Edis die Leitungen in Golm auf der bisherigen Trasse erneuern. Automatisch gezwungen ist der Netzbetreiber dazu allerdings nicht: Wie aus dem Landesbergbauamt verlautete, ist es auch jetzt noch rechtlich möglich, dass die Stadt Potsdam gemeinsam mit Netzbetreiber Edis – ebenso wie für Marquardt – eine Vereinbarung über einen alternativen Trassenverlauf abschließt. Allerdings müsste auch eine solche Alternativvariante auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden. Die Messen für eine Verlegung der Leitung in Golm sind also noch nicht gesungen. Doch die Zeit wird knapp. Sobald Edis mit den Bauarbeiten auf der alten Trasse beginnen sollte, dürften die Gegner des jetzigen Leitungsverlaufs endgültig verloren haben. Wann der Netzbetreiber die Kräne anrücken lässt, ist unklar. Das Unternehmen war am gestrigen Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.

Der Stadtverordnete Horst Heinzel (CDU) zeigte sich am Freitag pessimistisch hinsichtlich der Chancen einer Änderung des Trassenverlaufs: „Wenn nicht ein Weltwunder passiert, glaube ich das nicht“, sagte Heinzel, der selbst in Golm wohnt. Gleichwohl meint er: „Es sollte alles versucht werden, dass die Leitung unter die Erde kommt oder umverlegt wird.“ Das Haupthindernis seien die Finanzen: „Es wird eine Frage des Geldes sein, was die Stadt bereit ist, dafür auszugeben.“ Im Klartext: Wenn es Edis nun erlaubt ist, die Stromleitungen auf der bisherigen Trasse zu erneuern und zu verstärken, gibt es für den Netzbetreiber aus unternehmerischer Sicht kaum einen Grund, den Trassenverlauf zu ändern und damit die Baumaßnahme deutlich zu verteuern.

Sollte sich die Stadt Potsdam jedoch in einem Vertrag mit Edis zur Übernahme von Kosten verpflichten, könnte es doch noch in letzter Minute die von der Bürgerinitiative „Golm unter Strom“ geforderte Trassenverlegung – oder das in der Vergangenheit ebenfalls von der Initiative ins Spiel gebrachte Erdkabel – geben.

In diese Richtung geht auch ein Vorstoß der Stadtpolitik. Im letzten Jahr hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, die Stadtverwaltung möge gegenüber Edis die Bereitschaft signalisieren, die Mehrkosten von bis zu 3,5 Millionen Euro für die Erdverkabelung der 110-Kilovolt-Leitung zu übernehmen. Auch gab es vonseiten der Politik den Vorschlag, die betroffenen Grundstückseigentümer zur Kasse zu bitten, da im Falle einer Veränderung des Trassenverlaufs deren Grundstücke mehr wert sein könnten. Nach dem Willen der Stadtverordneten sollte daher die Kommunale Bewertungsstelle die jeweiligen Wertzuwächse ermitteln. Doch die Verwaltung hüllt sich seit Langem in Schweigen, was sie von all dem umgesetzt hat. So teilte Golms Ortsvorsteher Marcus Krause (SPD) am gestrigen Freitag mit, er könne die aktuelle Entwicklung um die Freileitung kaum bewerten, „da aktuelle Aussagen aus dem Bereich des Oberbürgermeisters noch nicht vorliegen“.

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