Serie: Feine Sache: Für Ja-Sager in Potsdam
Ein Brautkleid kauft man eher selten. Doch wenn, dann muss es perfekt sein. Bei Veronika und Anne-Christin Lanski sind Braut und Bräutigam gut aufgehoben.
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Potsdam - Bräute sind eine spezielle Klientel. Sie werden auf Händen getragen – nicht nur vom Bräutigam, auch im Einzelhandel. „Bräute gehen natürlich vor“, sagt Veronika Lanski bei der Terminabsprache. Gemeinsam mit ihrer Tochter Anne-Christin Lanski führt sie seit 1999 das Geschäft „Braut- und Festmoden“ in der Gutenbergstraße. Ein Job, in dem die gelernte Werbefachfrau ihre Kreativität ausleben kann und meist mit sehr glücklichen Menschen zu tun hat.
Wie Linda Linke. „Noch heiße ich so“, sagt die junge Frau kichernd hinter dem Vorhang. Im August wird sie heiraten, heute ist die erste Beratung zum Thema Kleid. „Ohne Beratung sind Sie verloren“, sagt Veronika Lanski mitfühlend. Sie selbst heiratete einst in einem extra geschneiderten Kleid, anschließend wurden aus den mehrlagigen Rüschen Schlafzimmergardinen. Heute ist die Produktfülle zum Thema Hochzeit kaum zu überblicken, von der Unterwäsche bis zum umhäkelten blütenweißen Taschentuch. Es gibt Kopfschmuck und Schuhe, Ringkissen, kleine Gastgeschenke. Auch der Bräutigam bekommt bei Familie Lanski auf Wunsch eine Komplettausstattung – passend zum Outfit der Braut. Zuerst also muss ein Kleid gefunden werden. Dann beginnt ein Prozess, der sich gut und gern über ein halbes Jahr – mindestens – hinziehen kann. Vor allem, wenn auch noch Brautjungfern oder kleine Kinder versorgt werden müssen. „Die Mädchen wollen immer aussehen wie Mama, die Jungs wie Papa“, sagt Veronika Lanski. Da kauft man am besten aus einer Hand.
Qual der Wahl bei den Kleidern
Linda Linke aus Bad Belzig liegt also gut in der Zeit. Ihre Freundin und Trauzeugin Caroline Stallbaum ist mitgekommen nach Potsdam und sitzt vor der geräumigen Umkleidekabine. Alle zehn Minuten öffnet sich der Vorhang und die Braut präsentiert sich in einem neuen Kleid. 15 sind in der engeren Auswahl, sagt die Verkäuferin, die sich rührig um ihre Kundin kümmert. Nach deren Vorstellungen und Wünschen sucht sie aus, schleppt die luftigen weißen Bündel gewandt, doch respektvoll auf ausgestreckten Armen heran. In der Kabine steht Linda Linke auf einem Fußbänkchen, damit die langen, drapierten Stoffbahnen besser fallen und wirken. Ohne die Hilfe der Verkäuferin geht hier nichts. Die zupft, richtet und steckt fest, hier noch eine Nadel, da noch eine kleine Klammer. Linda Linke ist eine schlanke Frau. „Bis August werden Sie bestimmt noch ein paar Kilo abwerfen“, prophezeit die Verkäuferin.
Bei der Trauzeugin war das damals anders. „Ich hab mit Babybauch geheiratet“, sagt sie lachend. Alles kein Problem, sagt Veronika Lanski, für Schwangere gibt es ebenso schöne Brautkleider. Notfalls kann das normale Kleid kurzfristig geändert oder gar umgetauscht werden. Die Kleiderauswahl ist ganz allgemein riesig. Entweder Modell Sissi, ein Kleid in A-Linie oder dem sogenannten Fishtail-Design, das an die Figur einer Meerjungfrau erinnert. Rüschig und plüschig oder schlicht, klassisch oder modern, mit Stickerei, Perlen oder Swarovski-Steinchen – was das Kleid allerdings nicht gerade preiswerter macht. Bei den Farben gibt es heute alles, Creme ist längst beliebter als das nüchterne Weiß. Auch rote Kleider oder schwarze – dann gern in romantischem Design – hat Lanski schon anfertigen lassen: für Bräute aus der Motorradrocker- oder Gruftiszene. „Man kann so gut wie alles machen, Material und Farbe von Kleid, Schleier, Gürtel oder Schärpe individuell auswählen, die Schuhe passend einfärben. Applikationen ergänzen – oder ausdünnen. Immer vorausgesetzt, man kommt nicht auf den letzten Drücker.“
Männer werden zum Kaffeetrinken geschickt
Nach einer Stunde hat Linda Linke die meisten Kleider ihrer Vorauswahl probiert. Schön sind alle, aber den Wow-Effekt hatte sie bisher nur beim ersten – das wandert in die engere Auswahl. Manches ist ihr zu zuckrig, zu viel Prinzessin, hat „zu viel Bling-bling“. Auch Verkäuferin und Freundin geben Ratschläge. Alles noch normal, sagt Veronika Lanski. Schwierig werde es erst, wenn Mutter und Großmutter mitkommen und dann jede Frau andere Vorstellungen äußert. Aber das alles sei nun mal Frauensache. Männer kommen äußerst selten mit oder werden während der Anprobe Kaffeetrinken geschickt. Die Braut vor der Trauung im Kleid zu sehen, das bringe Unglück, meinen viele Frauen. Auch Linda Linke will ihren Freund damit überraschen und außerdem etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues bei sich tragen.
Veronika Lanski ist für alles Neue zuständig. Und nimmt ihre Rolle als Beraterin sehr ernst. Nicht jeder Frau steht ihr Traumkleid. Wenn das Richtige dann gefunden ist, „dann fließen schon mal die Tränchen“, sagt sie. Und manchmal wird eine Flasche Piccolo geköpft. So weit ist Linda Linke nach zwei Stunden noch nicht. Ihre Freundin fotografiert erst mal die finalen Modelle, damit zu Hause auch die Brautmutter draufschauen kann.
Während im Winter Brautkleid-Saison ist, geht Festmode immer, für Bälle, Familienfeiern, festliche Anlässe. Auch hier ist Beratung wichtig. „Eine Dame wollte keinesfalls etwas in Grau“, erinnert sich Veronika Lanski. „Wir haben ewig probiert und nichts gefunden. Dann holte ich ein Graues und sagte: Das ziehen Sie jetzt an. Und das war’s.“
Gutenbergstr. 90, Tel. (0331) 2803948
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