Landeshauptstadt: Für Leichtsinn gibt es keinen Grund Beobachtungen beim Welt-Aids-Tag in Potsdam
Am Samstag gegen 10 Uhr in den Bahnhofspassagen: Am Stand der Potsdamer Aids-Hilfe hat sich ein Pulk junger Leute versammelt. Die Roten Schleifen als Solidaritätssymbol mit HIV-Infizierten oder bereits an Aids Erkrankten liegen bereit, aufklärendes Material daneben, in den Sammelbüchsen klimpert das erste Geld.
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Am Samstag gegen 10 Uhr in den Bahnhofspassagen: Am Stand der Potsdamer Aids-Hilfe hat sich ein Pulk junger Leute versammelt. Die Roten Schleifen als Solidaritätssymbol mit HIV-Infizierten oder bereits an Aids Erkrankten liegen bereit, aufklärendes Material daneben, in den Sammelbüchsen klimpert das erste Geld. Tino Fischer, Kreisvorsitzender der Jungen Union, und die CDU-Stadtverordnete Maike Dencker haben Stellung bezogen, innerlich schon lange. Anlässlich des Weltaidstags betonen beide, dass Prävention und Aufklärung auch 30 Jahre nach Ausbruch der Immunschwächekrankheit noch wichtig sind. Nachdem neue Medikamente die Krankheit behandelbar gemacht haben, werde leider laxer mit ihr umgegangen, meint Fischer. Maike Dencker öffnet lachend einen ganzen Karton mit Kondomen. Die Zeiten, da die CDU etwas verklemmt mit dem Thema umging, seien vorbei, erklärt sie.
Das scheint vor allem auf die jungen Leute zuzutreffen und das nicht nur bei der Union. Es sind die Jungen, die an den Stand kommen und die die Aktion unterstützen. Nach einem Rundgang konstatiert auch Maike Dencker: „Die jungen Männer waren am spendabelsten.“ Insgesamt kommen an dem Tag 1821,62 Euro zugunsten der Aids-Hilfe zusammen. Rote Schleifen werden nicht nur in den Bahnhofspassagen, sondern auch auf der Brandenburger Straße verteilt.
Abwehrend reagieren manche Ältere, selbst wenn mehrere Generationen unterwegs sind. Aids spiele bei ihnen keine Rolle in Gesprächen, sagt eine Rentnerin, die mit Tochter und Enkelkind einkauft. Und Besucher aus Greifswald meinen, dass so etwas in ihrer Familie undenkbar wäre. So etwas würde man „ausmerzen“. Dass es auch anders geht, beweist Ilona Stölke, Sozialarbeiterin im Unruhestand. Sie sei bei ihrer Arbeit im Krankenhaus mit vielen Problemen in Berührung gekommen und sich nun als Ehrenamtlerin bei der Aidshilfe eingebracht, erzählt Stölke. Und Potsdams Gesundheitsdezernentin Elona Müller-Preinesberger hatte in ihrem Bekanntenkreis in den 60er Jahren einen Aidsfall, der damals noch nicht behandelt werden konnte. Der junge Mann starb mit 17 Jahren. Dieses Erlebnis wird sie nie vergessen. Es freue sie deshalb besonders, dass die Offenheit, mit der Krankheit umzugehen und die Spendenbereitschaft zugenommen hätten.
Doch noch immer ist die Krankheit mit Tabus behaftet und oft setzt die Hilfe zu spät ein. Das unterstreicht Sabine Frank von der Potsdamer Aidshilfe. Auf die Frage, ob und wie man das Thema auch an Ausländer herantragen könne, die in Deutschland Asyl suchen, meint sie: „Man muss den kulturellen Hintergrund beachten.“ Man könne nicht ins Ausländerheim gehen und über HIV sprechen. Das würde als Diskriminierung empfunden. Aber bei genereller Gesundheitsaufklärung gehe es auch um Aids. Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) setzt ebenfalls auf Aufklärung. „Wer gut informiert ist, kann Gefahren realistisch einschätzen und neigt nicht dazu, Menschen wegen irrationaler Ängste auszugrenzen“, sagte sie am Aidshilfe-Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Besiegt sei die Krankheit noch nicht – und es gebe keinen Grund, leichtsinnig zu werden. dif
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