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Landeshauptstadt: „Für meinen Job zahlen andere Eintritt“

Oliver Humke ist Technischer Leiter im Filmpark und verantwortlich für U-Boot, Kino und King Kong

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Oliver Humke betritt Panama durch die Hintertür. Er prüft den Zustand der Hängebrücken, schaut den flussabwärts fahrenden Bötchen nach, betrachtet das Grün. Hinter Janoschs Welt starren sinnierend Karl Marx und Friedrich Engels auf den Asphalt, während sich King Kong in Drohgebärde aufgerichtet hat. Da klingelt das Handy von Oliver Humke.

Seit 1. Juni ist der noch bei der Defa ausgebildete Tischler und weiter gebildete Ausbaumeister und Meister für Veranstaltungstechnik Technischer Leiter im Filmpark Babelsberg und nach Fertigstellung auch für die Veranstaltungshalle „Metropolis“ zuständig. Er sorge dafür, dass die Besucher unfallfrei bespaßt werden, meint er. Zu seinem Kontrollgang gehören Boomer, das U-Boot, ebenso wie die Lichttechnik bei den Traumwerkern oder die Hydraulik im Action-Kino. „Für meinen Job müssen andere Eintritt zahlen“, sagt der 42-Jährige und setzt seine schwarze Ray Ban-Brille auf. Er genießt bis heute die Wege durch den Themenpark, den kurzen Plausch mit Kollegen, von denen er viele schon seit Jahren kennt.

Das Terrain ist für Oliver L.-Humke kein Unbekanntes. Viele der Aufbauten im Vergnügungsviertel der Medienstadt hat er selbst mit geplant und auch gebaut. So zum Bespiel die Western-Stadt oder den Brunnen, um den der Kleine Muck im gleichnamigen Film in seinen Schnabelschuhen flitzte. Und wieder klingelt das Mobiltelefon. Diesmal geht es um Folien in „weichem Grau“, die der Technische Leiter für Lautsprechermembranen braucht. Natürlich nur die nachgebauten am Riesenradio, hinter dem sich das Studio des Familiensenders Radio Teddy befindet. Die alten Kunststoffmembranen sind abgenutzt und dreckig. Solche Schönheitsarbeiten werden im laufenden Betrieb erledigt oder manchmal sogar auf die Winterpause verschoben. „Dann gehen wir auch einige Großprojekte an“, sagt Humke.

Wenn allerdings wie neulich, die Seile der Hängebrücke über den Panamakanal rissig und die Fangnetze darunter löchrig sind, sei Gefahr im Verzug. „Wir haben die Brücke sperren lassen“, erklärt der Techniker. Die Sicherheit der Besucher habe höchste Priorität. „So etwas muss unverzüglich gemacht werden.“ Deshalb ist der Mann für alle Fälle auch nahezu rund um die Uhr abrufbar. Sein Tag beginne nicht selten, wenn die ersten Putzkolonnen und die Gärtner den Filmpark auf die Besucherströme vorbereiteten und ende dann spät abends im Büro in einer der Containerbauten im Schatten des Vulkans. Auf seinen Rundgängen liege derzeit immer auch ein Abstecher auf die Großbaustelle Metropolis – die Halle, die auch schon in der Bauphase mit zu seinen Projekten gehört, die er zumindest von technischer Seite begleiten muss. Lange Arbeitstage bringe dieser ungewöhnliche Job eben mit sich. Er könnte sich auch gar nicht vorstellen, einfach nur seine acht Stunden im Bürosessel abzureißen. Allerdings ginge dies nur mit einer Familie, die Verständnis dafür hat. Seine Ehe halte immerhin seit fast zwei Jahrzehnten, sagt Oliver Humke. Es war wohl die richtige Wahl.

Am gestrigen Freitag war Oliver Humke im Fieber. Die letzten Vorbereitungen für den Filmpark-Geburtstag waren zu treffen. Es ist eine Feuerprobe für den Technischen Leiter. „Natürlich gehen wir ganz professionell an die Sache ran“, sagt der Mann, der auch schon bei Hollywood-Produktionen wie „Beyond the Sea“ Konstruktionsmanager war. Trotzdem hat er ein bisschen Flattern. „Jede Veranstaltung ist immer wieder neu“, erklärt der Profi, der dann doch zum Daumendrücken und Holzklopfen neigt in der Hoffnung, dass das heutige „Karussell“-Konzert und die Filmvorführung von „Heißer Sommer“ ohne technische Pannen ablaufen. „Man steckt nie ganz drin“, sagt er. Oliver Humke genießt ein bisschen das Lampenfieber, die Adrenalinschübe. Wenn das vorbei ist, macht er Kurzurlaub in Panama – unweit entfernt von seinem Büro.

Nicola Klusemann

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