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Landeshauptstadt: Für Schlafampeln fehlt das Geld

Sicherheitscheck für Potsdams Tramhaltestellen verzögert sich: Das Rathaus erwartet erst 2013 Ergebnisse

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Trotz anhaltender Kritik wegen fehlender Sicherheit für Fußgänger ändert sich an den Tramhaltestellen in der Mangerstraße und Ludwig-Richter-Straße in absehbarer Zeit nichts. So ist nach PNN-Informationen für sogenannte Schlafampeln kein Geld im Haushalt eingeplant. Solche Ampeln schalten nur dann auf rot, wenn sich eine Tram der Haltestelle nähert, und halten den so Autoverkehr an. Der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) und die städtischen Verkehrsplaner hatten vor einem Jahr die Prüfung solcher Ampeln zugesagt.

Denn Kritik gab es schon kurz nach der Einweihung der beiden sogenannten Kaphaltestellen im September 2011. Für die barrierefreie Nutzung sind die Haltestellen umgebaut worden, die Fahrbahn wurde auf das Niveau des Bürgersteiges angehoben. Längs der Gleise gibt es schmale, farbig abgesetzte Streifen. Viele Trambenutzer verwechseln diese mit den gewohnten Mittelinseln und warten dort auf die Straßenbahn.

Die ungewohnte Bauweise ruft weiterhin Kritik hervor. Immer wieder kommt es an den Haltestellen Mangerstraße und Ludwig-Richter-Straße zu brenzligen Situationen, wie Leser den PNN berichten. Eine Leserin berichtete von einem Vorfall, bei dem ein Trambenutzer vom Spiegel eines vorbeifahrenden Autos getroffen wurde. Bereits im Sommer war ein wartender Fahrgast vom Spiegel einer in die Haltestelle einfahrenden Tram erwischt worden. Zu Verletzungen kam es in beiden Fällen nicht. „An stark genutzten Haltestellen sind Kaps nicht gut geeignet, weil beim Aussteigen wenig Platz ist, bevor der Fahrgast auf der Straße steht“, sagte Anja Hänel vom Verkehrsclub Deutschland.

Zu gefährlichen Momenten kommt es an den für Potsdam neuen Haltestellentypen vor allem, weil viele Autofahrer nicht wie von der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben vor der Haltestelle warten, solange die Tram in der Haltestelle ist. Häufig werde gehupt, statt langsamer zu fahren, beklagen Straßenbahnnutzer.

ViP-Chef Martin Grießner und Detlef Pfefferkorn vom Bereich Verkehrsplanung im Rathaus hatten im November 2011 bei einem Vor-Ort-Termin zugesagt, dass Ampeln oder Zebrastreifen geprüft werden. Seitdem hat sich die Situation aber kaum verändert. Lediglich mit einem Schild „Achtung! Haltestelle“ sollen Autofahrer aufmerksam gemacht werden. Nach PNN-Informationen ist die Untersuchung der Sicherheit an den Haltestellen erst in diesem Jahr ausgeschrieben worden. Ergebnisse wird es deshalb erst im Frühjahr 2013 geben.

Bewegung kam erst durch einen tödlichen Unfall an anderer Stelle in die Sache: Am 26. Juni war an der Straßenbahnhaltestelle Zeppelinstraße/Im Bogen ein vierjähriges Mädchen beim Aussteigen aus der Tram von einem vorbeifahrenden BMW frontal getroffen worden. Das Kind wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und starb zwei Tage später im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen (PNN berichteten). Der Unfall hatte sich um 22.05 Uhr ereignet. Fünf Minuten vorher hatte sich die Schlafampel an der Haltestelle abgeschaltet. Seit der Woche nach dem Unfall ist sie rund um die Uhr in Betrieb.

Der genaue Unfallhergang ist dagegen nach wie vor nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf ein Gutachten der Dekra, teilte Staatsanwalt Christoph Lange auf PNN-Anfrage mit. Der 23-jährige Unfallverursacher aus Werder (Havel) ist seinen Führerschein los.

In der Folge hatte die Verwaltung auch angekündigt, für alle Potsdamer Haltestellen ohne Mittelinsel das Aufstellen von Ampeln zu prüfen. Noch im Sommer stellte sie ein Ergebnis der Überprüfung im vierten Quartal 2012 in Aussicht. Doch davon ist nun nicht mehr die Rede: Seit August erfolgte die Auswahl der zu untersuchenden Haltestellen sowie Abstimmungen mit zu beteiligenden Ämtern, heißt es in einer Antwort auf eine PNN-Anfrage. Nachdem die Planungsunterlagen bereitgestellt waren, sei erst im vierten Quartal mit der Untersuchung der betroffenen Haltestellen begonnen worden.

Von den „überfahrbaren Haltestellenkaps“ ist man in der Stadtverwaltung nach PNN-Informationen weiterhin überzeugt. Sie seien barrierefrei und hätten sich andernorts bewährt. Die umgebauten Haltestellen in der Berliner Straße seien auch keine Unfallschwerpunkte. Bevor es jedoch Ergebnisse aus der Sicherheitsuntersuchung gibt, werden Fakten geschaffen: Ab März 2013 wird die Friedrich-Ebert-Straße saniert. Dazu gehört auch der barrierefreie Umbau der Haltestelle am Rathaus. Geplant sind hier überfahrbare Haltestellenkaps – wie in der Berliner Straße.

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