Landeshauptstadt: Für Spacey ist Sommer in Sanssouci Gestern fiel in Potsdam die erste Klappe für Kevin Spaceys Film „Beyond the Sea“
Von Sabine Schicketanz Es ist ein kalter Start für Kevin Spacey. Nur knappe vier Grad zeigt das Thermometer an diesem Montag in Potsdam, die Filmleute tragen dicke Daunenjacken, feste Schuhe und dunkle Mützen.
Stand:
Von Sabine Schicketanz Es ist ein kalter Start für Kevin Spacey. Nur knappe vier Grad zeigt das Thermometer an diesem Montag in Potsdam, die Filmleute tragen dicke Daunenjacken, feste Schuhe und dunkle Mützen. Unentwegt sind sie unterwegs zwischen dem Sanssouci-Parkplatz und der Orangerie, dem Film-Camp und dem Drehort. Zwischen den italienischen Säulen, am Eingang zum Landeshauptarchiv, ist dagegen der Sommer ausgebrochen. Junge Frauen in bunten Petticoats stehen neben ebenso bunten Mini-Fiats, an der Tür zum italienischen Café, das sich offensichtlich in der Pflanzenhalle der Orangerie befindet, warten die Kellner auf Kundschaft. Plötzlich Action: Aus dem Café schallt laute Tanzmusik der Fünfzigerjahre, dann kräftiger Applaus, ein Mann kommt heraus, schwingt sich auf die beige Vespa, sein Mädchen dahinter, und braust davon. Es ist eine der ersten Szenen, die der zweifache Oscar-Preisträger Kevin Spacey für seinen neuen Film „Beyond the Sea“ dreht – gestern haben die Dreharbeiten in Potsdam offiziell begonnen. Kevin Spacey, bekannt vor allem aus der Hollywood-Gesellschaftssatire „American Beauty“, ist bei der unabhängigen Filmproduktion Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent in einer Figur. Der Film erzählt die Lebensgeschichte des Sängers Bobby Darin, der 1972 im Alter von 37 Jahren starb. Schon Jahre, so ist in verschiedensten US-Medien zu lesen, geht Spacey schwanger mit der Idee, die Karriere von Darin – er schrieb Hits wie „Mack the Knife“, „Dream Lover“ und eben „Beyond the Sea“ – zu verfilmen. Jetzt endlich ist es soweit, und den Bonus erteilte Kevin Spacey nicht etwa einem Hollywood-Studio oder der Filmmetropole Los Angels, sondern der Landeshauptstadt Potsdam. Bereits während des Drehs zu „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jackie Chan in der Hauptrolle hatte Spacey sich vor allem auf dem Babelsberger Studiogelände umgesehen, seine Locationscouts durchkämmten außerdem die Umgebung nach passenden Drehorten. Zweifach konnte Potsdam dabei glänzen: Mit seiner italienische Architektur – wie eben die der Orangerie, die Friedrich Wilhelm IV. erfüllt von Italien-Sehnsucht 1850 bis 1864 erbauen ließ und in der im Sommer auch schon Arnold Schwarzenegger vor der Kamera stand – und mit der denkmalgeschützten Marlene-Dietrich-Halle auf dem Gelände von Studio Babelsberg. Denn die riesige Filmhalle, in der einst die Dietrich als „Der Blaue Engel“ vor der Kamera stand, sieht heute noch so aus wie damals. Genau das, weiß man bei Studio Babelsberg, hat Kevin Spacey gesucht – denn der Star Bobby Darin war nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler erfolgreich. Überhaupt ist es eine faszinierende Geschichte, die Spacey in der Rolle des Bobby Darin noch einmal zum Leben erweckt: 1936 geboren, wuchs Darin in Harlem und der Bronx in New York auf. Ein langes Leben prophezeiten die Ärzte ihm nicht, denn ein rheumatisches Fieber, an dem er als Kind litt, hatte sein Herz geschädigt. Mit 25 wolle er berühmt sein, habe Bobby Darin gesagt und hart am Ruhm gearbeitet, so die Legende. 1959 gewann er einen Grammy für die „Mack the Knife“-Platte, trat in Nachtclubs in Las Vegas, Los Angels und New York auf. Dreizehn Filme drehte er, für seine Rolle in „Captain Newman M.D.“ (1963) wurde er sogar für den Oscar nominiert. 1960 heiratete er die Schauspielerin Sandra Dee – sie wird im Film von der blonden Kate Bosworth („Blue Crush“) gespielt – 1972 starb er nach einer Herzoperation. Vor der Orangerie aber ist Bobby Darin wieder quicklebendig. Nah dürfen die Spaziergänger und Neugierigen an das Drehgeschehen zwar nicht heran, doch zwischen Sonnenschirmen und Kellnern, bunten Röcken und Hüten, ist scheinbar auch der Oscar-Preisträger zu erspähen. Vor Ort ist Spacey auf jeden Fall – schließlich muss er ja nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern auch Regie führen und produzieren. Dabei wird es ihm wohl gestern, am ersten Drehtag seines lang ersehnten Films, ganz warm ums Herz geworden sein. Trotz des kalten Starts im herbstlichen Potsdam.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: