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Landeshauptstadt: Für Traglinge, Lauflerner und Barfüßler

Im „KinderSchuhLaden“ von Anna Heimann gibt es leichte Lederschuhe für kleine und große Kinderfüße, Gummistiefel aus Naturkautschuk für Herbstmatschwetter und coole Hausschuhe

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Manche Kunden werden in diesen Laden hineingetragen. Im Tragetuch auf dem Rücken der Mutter sitzen die Kinder, die bei Anna Heimann Lauflernschuhe bekommen sollen. Selbstverständlich gibt es diesen Begriff noch – für die ersten richtigen Schuhe, in denen das Kind die ersten Schritte machen soll. „Da ist es wichtig, dass die Schuhe leicht sind und die Sohle schön flexibel ist“, sagt Anna Heimann, nimmt ein Schühchen aus dem Regal und knautscht es zusammen. „Die Sohle ist aus Naturkautschuk – der Schuh passt sich dem Laufverhalten des Fußes an.“

Anna Heimann, Inhaberin vom „KinderSchuhLaden“ in der Lindenstraße, weiß eine ganze Menge über kleine Füße und Schuhe, über Kinder und Eltern. Letztere sind es schließlich, die für die nicht so ganz billigen Produkte ins Portemonnaie greifen müssen. 60 bis 80 Euro kostet hier ein Paar. Dafür gibt es beste Beratung – und beste Qualität: Leder, ohne giftige Gerbstoffe wie Chrom VI, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein, und nur mit sicheren, geprüften Farben hergestellt.

Die kleine Hamburger Manufaktur Cangorino, von der sie fast ausschließlich ihre Schuhe bezieht, kennt Heimann persönlich. Sie stammt selbst aus Hamburg, aus einer Kaufmannsfamilie. Zunächst arbeitete sie als Kinderkrankenschwester, aber eines Tages wollte sie raus aus der Krankenhaussituation, etwas anderes machen. „Und dann spürte ich: Die Kinder fehlen mir“, sagt sie. Als sie mit ihrer Familie nach Potsdam zog, öffnete sie im Mai dieses Jahres ihren eigenen Kinderschuhladen. Sie hatte mit diesem Schritt eigentlich noch warten wollen, bis die eigenen zwei kleinen Kinder etwas größer wären, doch dann sah sie die freien Räume in der Lindenstraße und griff zu. Sie ist sich sicher, dass der Laden hier in der Innenstadt gut funktionieren wird.

Jetzt zum Saisonwechsel sind Herbstschuhe gefragt. Die Sommersandalen sind inzwischen zu klein und zu kalt. Auch Anhänger der Barfußgehmethode, die ihren Kindern als Kompromiss höchstens sogenannte Barfußschuhe mit extrem dünnen Sohlen kaufen, müssen jetzt umrüsten. „Das wird einfach irgendwann zu kalt von unten“, sagt Heimann. Manchmal wird es dann eine Bastelarbeit: In die geliebten Schuhe kommt als Übergang noch eine extra warme Sohle hinein.

Aber im Regal stehen schon die ersten soliden Halbschuhe und Stiefel, weitere Herbstware kommt fast täglich. Gummistiefel der Firmen Bergstein und Celavi, ebenfalls aus Kautschuk, gibt es bereits. Und Hausschuhe, cool, aber dennoch „nassbereichtauglich“, sagt Heimann. Sie weiß, was man in der Kita haben muss. Für Kinder, die noch nicht laufen können, aber dennoch trockenen Fußes durch den Herbst kommen sollen, gibt es bunte, wasserdichte Überzieher mit kuscheligem Innenfutter. Einfach über den Fuß zu streifen, bevor es in den Buggy oder das Tragetuch geht. „Die verkaufe ich oft“, sagt Anna Heimann. Und sie seien wesentlich günstiger als ein paar Schuhe – die man möglicherweise noch gar nicht braucht.

Aus ihrer eigenen Erfahrung heraus kann sie gut beim Schuhkauf beraten. „Ich seh gleich, ob das Kind noch tippelt oder schon richtig läuft“, sagt sie. Jeder Fuß, jedes Laufverhalten ist anders. „Schuhe sind etwas sehr Individuelles. Der eine hat kurze, der andere lange Zehen. Breiten oder schmalen Fuß, die Ferse mal mehr oder weniger ausgeprägt.“ Das ist der Grund, weshalb Kinderschuhe so flexibel sein sollten. Kinder sollten nicht in der Erwachsenenabteilung einkaufen müssen, auch wenn es von der Größe her passen würde. Aber passen sie in der Länge, sind sie möglicherweise zu breit. Oder sie schlappen an der kleinen Ferse. „Bei mir gibt es deshalb Kinderschuhe bis Größe 40“, sagt sie. Sie selbst trägt bequeme Halbschuhe aus der Kinderabteilung, denen man die Herkunft dennoch nicht ansieht. Glitzer, Lack und „Hello Kitty“ findet man hier nicht. Lieber näht Heimann auf Wunsch noch ein dekoratives Blümchen drauf.

Sie repariert auch kleinere Katastrophen, wenn beispielsweise eine Naht aufgeht. „Das repariere ich mit einer Ledernadel, aber die geht auch schnell mal in den Finger“, sagt sie und lacht.

Diese unkomplizierte, aber doch durchdachte Herangehensweise an solche Dinge findet sich überall. Eine bunte Wimpelkette vor dem Haus macht auf das kleine Geschäft aufmerksam. Drinnen steht in Kinderhöhe ein langer Sitzhocker, auf dem Schuhe an- und ausgezogen werden und notfalls auch ein Baby gewickelt werden kann. Dazu kommen Spielecke und Schaukelpferd und eine Couch, ein Rückzugsort, wenn eine Mutter stillen möchte. Selbst eine Toilette gibt es, lustig eingerichtet mit allem, was man als kleiner und großer Mensch so braucht. Denn so ein Schuhkauf dauert bisweilen etwas. Manchmal kommen zuerst die Eltern oder Großeltern, schauen, fragen, sortieren vor. Aber ohne das Kind verkauft sie nicht gern, und so manches Mal hat der Lieblingsschuh der Mutter der Prüfung des Kindes nicht standgehalten. Außer Schuhen gibt es eine kleine, aber erschöpfliche Auswahl an Bekleidung, Hemden an einer Wäscheleine aufgehängt. Winzige Schlafsäcke für Neugeborene, bequeme Kleidchen und Schlumperhosen für Zweijährige. Darunter auch selbstgenähte, bunte Einzelstücke von der „Erdbeerfee“, einer Potsdamerin, deren Sachen Anna Heimann gefallen und die sie in ihrem Sortiment haben wollte.

Zu ihrer Verkaufs- und Beratungsphilosophie gehört auch, dass sie mit dem Vorurteil aufräumt, dass man Kinderschuhe besser nicht an ein Geschwisterkind weitergeben sollte. „Wenn die Schuhe nicht verformt sind, dann kann das schon gehen“, sagt sie. „So ein altes Paar ist gut zum Spielen – fürs Fahren mit dem Bobbycar oder dem Roller.“

Lindenstr. 5, Tel. (0331) 27 33 76 36

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