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Potsdam: Furcht vor „Kannibalisierung“

Der Schwimmbad-Streit geht weiter: Pro Brauhausberg-Initiative und Stadt streiten um Bürgerbefragung

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Von wegen Konsens in der Bad-Frage: Auch nach der Einigung am Wochenende auf vier Bad-Varianten, über die die Potsdamer abstimmen können, wird um Details der Bürgerbefragung gestritten. Die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg verlangte am Montag ein zweistufiges Wahlverfahren für die im April geplante Befragung von 131 000 Potsdamern. Die Stadt lehnte dies prompt ab. Die Befragung soll die jahrelange Debatte um ein neues Schwimmbad in Potsdam entscheiden.

Erst am Samstag war das Ergebnis eines mehrwöchigen öffentlichen Werkstattverfahrens vorgestellt worden, wonach die Potsdamer zwischen vier Bad- Varianten wählen können (siehe Kasten). Der von der Stadt favorisierte Vorschlag ist ein neues Sport- und Freizeitbad neben der Biosphäre. Die anderen drei Vorschläge betreffen den Brauhausberg: Entweder soll am Fuß des Berges ein neues Sport- und Freizeitbad gebaut werden oder die bestehende Halle saniert und um Spaßbad-Elemente ergänzt werden. Die dritte, kostspieligste Variante sieht eine bloße Hallen-Sanierung am Brauhausberg samt dem Neubau eines „Gesundheitsbads“ im Bornstedter Feld vor.

Wegen dieses Ergebnisses fürchtet Pro Brauhausberg-Sprecher Thomas Hintze nun, dass sich die Innenstadt-Varianten bei der Befragung „kannibalisieren“. Im Klartext meint Hintze, das bei der Umfrage beispielsweise 30 Prozent der Potsdamer für das Bad am Bornstedter Feld votieren könnten – und jeweils um die 20 bis 25 Prozent für die Brauhausberg-Varianten stimmen. Dann hätte sich zwar eine klare Mehrheit der Potsdamer für den Standort am Hauptbahnhof entschieden – und doch käme das neue Bad in den Norden, rechnete Hintze vor. Er schlug daher eine zweistufige Befragung vor, die erst nach dem Standort und dann nach der Art des Schwimmbades frage.

Diese Idee lehnt die Stadtverwaltung aber ab. „Eine zweistufige Befragung würde doppelt so viel kosten wie bislang beabsichtigt“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Bisher seien 100 000 Euro eingeplant. Er erklärte, die Briefe für die Befragung würden zwei bis drei A4-Seiten für Umfrage und Erläuterungen sowie einen Rückumschlag enthalten. Sollten nun weitere Blätter beigelegt werden, würde die Umfrage schwerer verständlich und auch teurer. „Je schwerer der Brief, desto höher die Kosten.“ Die vier Varianten würden von der Verwaltung aufbereitet und nach Rückkopplung mit einer verbliebenen Arbeitsgruppe aus der Bad-Werkstatt den Stadtverordneten als Beschlussvorlage übergeben. Nur die Politiker im Stadtparlament könnten die vorgeschlagenen Varianten noch überarbeiten und reduzieren, so Brunzlow. Die Umfrage werde nach den Osterferien ab Mitte April vom Fachbereich Statistik und Wahlen durchgeführt. Bis zu drei Wochen hätten die Potsdamer Zeit für eine Rückantwort.

Generelle Kritik am bisherigen Verfahren kam am Montag vom Bürgerforum Potsdam-Nord, das ein Bad im Bornstedter Feld favorisiert. Das Werkstattverfahren sei zu unübersichtlich gewesen und habe die Entscheidungsgrundlagen „nicht wesentlich verbessert“. Es werde schwierig, für die Befragung verständliche Fragen zu finden, sagte Matthias Finken, Chef der Initiative. Derweil hieß es von Pro Brauhausberg, das von der Stadt favorisierte neue Bad am Bornstedter Feld habe im Werkstattverfahren von den vier Varianten die niedrigsten Werte bei Bewertungskriterien wie „Erreichbarkeit“ oder „Synergieeffekte“ erhalten und nur 218 Matrix-Punkte erreichte. Ein Neubau am Brauhausberg sei dagegen mit 232 Punkten besser bewertet worden.

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