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Landeshauptstadt: Fußballträume

Daniel Frahn und Julian Prochnow sind die jüngsten Spieler in der ersten Mannschaft des SV Babelsberg 03

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Wie Michael Ballack fordernd das Mittelfeldspiel bestimmen, wie Lukas Podolski durch die Reihen der gegnerischen Verteidigung stürmen, im Torjubel deutscher Fans versinken: Manche Traumbilder von Julian Prochnow und Daniel Frahn gleichen sich in diesen Tagen. Das ist kein Wunder. Die beiden 21-Jährigen gehören zur ersten Mannschaft des SV Babelsberg 03, Potsdams stärkstem Herren-Fußball- Team. Mittelstürmer Frahn ist schon Stammspieler. Es ist nicht der einzige Unterschied zwischen den zwei jungen Männern, die beide Fußball lieben, auch gern vom Star-Sein reden – und die bereits unterschiedlich weit sind, sich ihren Wunschtraum zu erfüllen.

Da ist Daniel Frahn: 1,87 Meter groß, Mittelstürmer, Marktwert laut der Internetdatenbank transfermarkt.de 125 000 Euro. Einmal stand er im Team für die U19-Auswahl der deutschen Nationalmannschaft, ebenso 2006 in der Bundesliga-Aufstiegsmannschaft des FC Energie Cottbus. Ein Talent als Angreifer, wie Experten bestätigen. Der gebürtige Potsdamer sagt: „Um Tore zu treffen, braucht es Instinkt – und Übung, Übung, Übung.“ Gerade hat Daniel seinen Vertrag bei Babelsberg um zwei Jahre verlängert.

Auch Julian Prochnow hat jüngst für zwei weitere Jahre unterschrieben. Der 1,84 große Mittelfeldspieler hat sich allerdings noch nicht in die Stammelf der Babelsberger gespielt, musste in der vergangenen Saison oft auf der Bank sitzen. Sein Marktwert liegt laut transfermarkt.de bei 50 000 Euro. Doch für seine Entwicklung zu einem Talent wie Daniel Frahn hatte Julian auch ein Jahr weniger Zeit: Eine langwierige Verletzung setzte ihn im Frühjahr vor einem Jahr außer Gefecht.

Schon der Grund für die Zwangspause klingt schmerzhaft: Schambeinentzündung. Eine typische Fußballerverletzung, wie Julian Prochnow herausfinden musste. Das Schambein liegt im unteren Beckenbereich, viele Muskeln und Bänder laufen dort zusammen. Durch Überlastung und kleine Verletzungen kann sich der Knochen entzünden. „Bis ich wieder richtig fit war, hat es knapp ein Jahr gedauert.“ Dazu kam, dass sich bei der Entzündung – anders als bei etwa einem Bänderriss – nicht genau abschätzen lässt, wie lang die Heilung dauert. „Diese Ungewissheit war nicht schön.“

Doch offenbar ist es auch dieses Ungemach, das Julian Prochnow dazu bringt, sich neben den beinahe täglichen Trainingseinheiten zu langen Lern- und Sitzeinheiten an der Universität zu motivieren: In Potsdam studiert er Betriebswirtschaftslehre. „Natürlich lässt sich davon träumen, mit Fußball einmal richtig Geld zu verdienen. Aber ich habe gemerkt, wie schnell es gehen kann, nicht mehr zu spielen – deswegen möchte ich ein zweites Standbein haben“, sagt Julian.

Die Einstellung von Daniel Frahn klingt anders. Schon mit 14 Jahren ließ er in Potsdam seine Freunde und Familie zurück und wechselte auf die Sportschule von Energie Cottbus. Eine begonnene Lehre als Industriemechaniker brach er ab. „Es hieß Fußball oder Azubi“, erinnert er sich. Bereut habe er seine Entscheidung bis jetzt noch nicht, auch seine Eltern stünden hinter ihm. Und Daniel hat Glück gehabt: Von Verletzungen ist er bislang verschont geblieben. Und möchte am liebsten sein ganzes weiteres Leben mit dem Ball verbringen, später „vielleicht beim Trainieren von kleinen Kindern.“

Soweit ist es für Julian und Daniel aber längst noch nicht. Samstag in einer Woche beginnt für die Jungs die Vorbereitung auf die neue Saison als derzeit jüngste Mitglieder der ersten Mannschaft von Babelsberg. Was eine gemeinsame Erfahrung bringt: Im Training müssen die jeweils fünf jüngsten Spieler für die älteren Fußball-Haudegen schon “mal Bälle aufpumpen oder Tore tragen. „Das ist aber überall so“, sagt Daniel und feixt.

Doch bis Trainingsbeginn sind es noch ein paar Tage – in denen am Sonntag das Finale der Europameisterschaft ansteht. Beide haben die meisten Spiele gesehen, laut Julian mit dem „Augen von Fans“, aber laut Daniel dennoch „mit dem Blick für Tricks“ solcher Fußball-Asse wie dem Portugiesen Christiano Ronaldo. Nur eines haben sich beide Fußballer vor dem gestrigen Spiel nicht vorstellen können: Das Deutschland gegen die Türkei als Verlierer vom Platz gehen könnte

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