Landeshauptstadt: Ganz Gügold
Wolfgang Joops „Treuhänder“ Christoph Gügold setzt am Nauener Tor mit einer neuen Bar Akzente
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Wolfgang Joops „Treuhänder“ Christoph Gügold setzt am Nauener Tor mit einer neuen Bar Akzente Von Sabine Schicketanz Innenstadt. Als Christoph Gügold vor ein paar Monaten Inhaber des „Barokoko“ wurde, sorgte das für Schlagzeilen. Denn hinter dem Kauf stand kein geringerer als Wolfgang Joop. Der Potsdamer Designer hatte schon lange eine Schwäche für das stilvolle italienische Restaurant – im Juni dieses Jahres beauftragte er Gügold, es zu kaufen. „Freundschaftsdienst“ nennt Gügold das. Jetzt setzt der 32-jährige gelernte Hotelfachmann in Potsdams Gastronomie-Herz selbst Akzente. Im Einklang mit, aber ohne Einfluss des Modeschöpfers. Am Nauener Tor eröffnet er an diesem Sonnabend eine neue Bar, an gewohnter Stelle. Wo zuvor der „Liquor Store“, Tür an Tür mit dem „Barokoko“, lange Nächte bei Spirituosen verhieß, soll jetzt der „Seeblick“ entspannte Abende garantieren. Die Verwandlung der zwei Räume im Erdgeschoss des Holländer-Hauses ist in vollem Gange. Die Wände bekommen einen Anstrich in Tannengrün, die Türen werden ebenfalls frisch bemalt und beim Dekor wird ein wenig ausgemistet. Das Konzept des „Liquor Store“ sei, bei allem Respekt für Vorinhaber Nico Gehn, mit dem er sich mittlerweile ganz gut verstehe, etwas „ausgelutscht“ gewesen, meint Gügold. Doch deshalb mit der Bar nur das „Barokoko“ nebenan um zwei Räume erweitern, war ihm nicht genug. Stattdessen, so der erste Gedanke, könnte die Bar zu einer kubanischen Bodega werden. Uli Gajsar aber, ein befreundeter Designer aus Hamburg, riet ihm davon ab. Zwar gibt es in Deutschland bekanntlich einen Kuba-Boom, aber fahren auch die Potsdamer darauf ab? Ein zu hohes Risiko, denn ist die Bar erst einmal umgestaltet, lässt sie sich nur mit viel Mühe zurück verwandeln. Statt kubanisch soll es nun im „Seeblick“ ziemlich international zu gehen. Neben den klassischen Cocktails werden 160 Whiskey-Sorten serviert, vom Italiener nebenan kommen die Snacks, asiatische und russische Abende sind geplant. Wird der „Seeblick“ eine Joop-Bar? „Ich hoffe, dass sie ihm gefällt“, sagt Gügold. Bei Einrichtung und Stil mische sich Wolfgang Joop aber nicht ein. „Er will in dieser Richtung wohl auch keine Entscheidungen treffen.“ Die obliegen allein dem im sächsischen Lichtenstein geborenen Gügold. „Es ist kompliziert, in Potsdam den gastronomischen Nerv zu treffen“, sagt er. Die „sympathische, aber harte Kritik der Preußen“ habe er schon kennen gelernt. In Potsdam müsse man „für jeden etwas parat haben“, vom Studenten bis zum Millionär. Im „Seeblick“ sollen also alle Wünsche erfüllt werden, im Stilgemisch zwischen historisch und modern, „minimalistisch, schnörkellos, funktional“: Die Deckenbemalung bleibt ebenso erhalten wie der alte Holzfußboden, dazu kommen die tannengrünen Wände und eine Beleuchtung „wie ein Sonnenaufgang“ mit raffinierten, orange bespannten Lichtkästen an den Mauern. Als Sitzgelegenheiten sollen hölzerne Kästen mit Kissenauflage dienen, die Tische sind ebensolche Kästen, nur mit einer Glasplatte bedeckt. Außerdem werden ein paar dicke Ledersessel die Räume mit insgesamt rund 35 Plätzen füllen. Zwei Barkeeper und ein „blondes Wesen“ als Servierkraft sollen im „Seeblick“ arbeiten, nebenan beim „Barokoko“ beschäftigt Gügold schon neun Mitarbeiter. Geprägt hat den „gastronomischen Newcomer“, wie er sich selbst nennt, eine abwechslungsreiche Jugend. Mit seinen Eltern lebte er lange in Warschau, besuchte dort eine russische Schule – Polnisch und Russisch spricht er also fließend. Kurz vor der Wende zog die Familie nach Ost-Berlin, dort machte Gügold sein Abitur und begann nach der Wende bei der Maritim-Kette seine Lehre zum Hotelfachmann. Besonders als Concierge ließ man ihn gern arbeiten, auch wegen seiner Sprachkenntnisse. Doch das sollte es nicht gewesen sein für Gügold. Er studierte Rechtswissenschaften, „mein erstes Staatsexamen wollte ich eigentlich dieses Jahr machen“, war Inhaber einer Grundstücksverwaltungsgesellschaft, lebte ein halbes Jahr in New York. Dann kam Wolfgang Joop und bat um den „Freundschaftsdienst“ inklusive Treuhandvereinbarung. Die kann Christoph Gügold jetzt zum ersten Mal richtig nutzen. Im „Barokoko“ hat er nicht viel verändert – der „Seeblick“ aber soll etwas ganz Neues werden. Ganz Gügold. „Seeblick“ am Nauener Tor, geöffnet täglich von 19 bis 2 Uhr. Eröffnung am Sonnabend, dem 15. November ab 20 Uhr.
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