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Landeshauptstadt: Ganz nah

Beim Medienboard-Empfang feierten viel beschäftigte Potsdamer – und Hollywood-Schauspieler

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Die Stars stehen Schlange. Brav warten sie neben der Werbewand, bis sie an der Reihe sind, ins Blitzlicht der Fotografen zu treten. Das Prozedere dauert, fast eine Stunde vergeht – so viel Filmprominenz hat das Medienboard Berlin-Brandenburg noch nie aufgeboten beim traditionellen Berlinale-Empfang im Hotel Ritz-Carlton direkt im Festival-Herz am Potsdamer Platz. Ensemble für Ensemble flaniert an diesem Samstagabend die weiße Marmortreppe hinauf, einer aber überragt sie alle: Jeff Goldblum, berühmt geworden vor fast 15 Jahren in Steven Spielbergs Dinosaurier–Kultfilm „Jurassic Park“. Der groß gewachsene Hollywood-Star hat jüngst in Berlin gedreht, „Fay Grim“ von Regisseur Hal Hartley. Der ist Neu-Berliner und macht den Medienboard-Chefinnen Kirsten Niehuus und Petra Müller ebenfalls seine Aufwartung. Schließlich hat das Medienboard seinen Film gefördert – und 13 weitere, die ins Berlinale-Programm aufgenommen wurden.

Wer also Geld bekommen hat, der kommt, das ist mittlerweile Ehrensache. Und gilt nun auch für Hollywood-Schauspieler. Denn nicht nur Goldblum bekommen die mehr als 1000 Gäste des Empfangs zu sehen. Einen Kurzauftritt absolvieren auch Joseph Fiennes („Luther“), die Deutsche Diane Kruger („Troja“) und Dennis Haysbert („24“). Sie spielen im Wettbewerbsfilm „Goodbye Bafana“, der gestern Premiere hatte – Fiennes ist der Gefängniswächter von Nelson Mandela (Haysbert), Diane Kruger seine Frau. Koproduzenten bei „Goodbye Bafana“ sind die Babelsberger Stefan Arndt und Manuela Stehr von X Filme – und einer der Finanziers eben das Medienboard.

Während die „Bafana“-Crew schnell wieder verschwindet, schwillt der Lärmpegel im Ritz-Carlton. Alle reden, es geht um neue Projekte, neue Rollen, neues Geld. Die Stimmung in der Filmwirtschaft ist gut, so der Eindruck. Kaum einer, der nicht einen Film in Planung hat. Jeff Goldblum erzählt, dass er bald mit einer erlesenen Garde deutscher Schauspieler – Joachim Krol, Juliane Köhler, Veronica Ferres, Moritz Bleibtreu – in Rumänien für die Verfilmung des Holocaust-Romans „Adam Hundesohn“ von Yoram Kaniuk vor der Kamera stehen werde. Regie führt US-Regisseur Paul Schrader – diesjähriger Präsident der Berlinale-Jury. Eine Herausforderung sei dieses Projekt, sagt Goldblum.

Gleiches empfindet die Potsdamer Schauspielerin Nadja Uhl. Sie ist in „Arbeitskleidung“ – sportliche Hose, Basecap, Pulli – ins Nobelhotel gekommen, will eigentlich nur wenige Minuten bleiben. Sie komme gerade von einer Vorbereitungsrunde für „Hatami“, dem neuen Film von Doris Dörrie („Nackt“). Der Dreh für die Geschichte „um verpasste Lebenschancen, um Einsamkeit und Wiedergutmachung“ beginne am 13. März, sagt Uhl – sie spielt die etwas burschikose Schwiegertochter eines älteren Paars (Monika Bleibtreu, Elmar Wepper), mit dem sie eine Reise an die Ostsee unternimmt. Die Zeit, Festival-Filme anzusehen, hat Uhl aber nicht nur wegen der „Hatami“-Vorbereitung kaum. Das „Networking“ sei so wichtig, Kontakte wollten geknüpft werden. Und außerdem warten in Potsdam Lebensgefährte Kay Bockhold und Tochter Eva Paulina, erst knapp dreieinhalb Monate alt. Als Mutter gehe es ihr „blendend“, sagt Nadja Uhl. „Ich habe Kraft gewonnen, nicht verloren“ – und ihre Tochter setze „so viel Liebe frei“.

So glücklich wie frisch verliebt wirkt auch Regisseur Andreas Dresen. In gewohnt alltäglichem Look verbringt der Potsdamer die Zeit, bis seine nächste Berlinale-Filmvorführung beginnt, beim Medienboard-Empfang. Drei Beiträge sehe er sich täglich an, sagt Dresen – dass er für seinen Film „Halbe Treppe“ 2002 selbst einen silbernen Bären bekommen hatte, helfe beim Anstehen nach Karten allerdings nicht. „Mal kriege ich welche, mal nicht.“ Überall sei es „prasselvoll“. Aber das Publikum sei toll, sagt Dresen – „die Leute haben sehr viel Respekt“. Sein nächstes Projekt? Das Drehbuch dafür von Wolfgang Kohlhaase („Sommer vorm Balkon“) ist schon fertig, gedreht werden soll im Sommer an der Ostsee. Das könnte der nächste Job für Andreas Höfer sein – der Stahnsdorfer ist Dresens Stamm-Kameramann. Er arbeitet aber demnächst erstmal in Hamburg.

Ist Hollywood an diesem Abend also ganz nah – und doch so fern? Nein. Ein Potsdamer hat nun die wohl wertvollsten Kontakte in die Filmhauptstadt der Welt: Regisseur Volker Schlöndorff. Gestern Vormittag traf er sich mit Hollywood-Legende Robert de Niro in der American Academy am Wannsee zum Gespräch. Vorbereitet ist er am Samstagabend schon: „Ich habe mir noch mal viele Filme mit De Niro angeschaut.“ Als Schauspieler sei er so relativ leicht zu kennen – „aber es ist schwer zu sagen, welcher Mensch sich hinter dem Chamäleon verbirgt“.

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