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Landeshauptstadt: Gärtners Wanderjahre

Oliver Knoll lernte in der Schlösserstiftung – und ist Brandenburgs bester Azubi

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Absolventen der von Peter Joseph Lenné 1823 am Wildpark begründeten „Gärtnerlehranstalt“ stiegen zu Gartendirektoren unter anderem in Rom, Athen, Wien, Riga und gar in Buenos Aires auf. Ihre weltweite Bedeutung sieht Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, auch in den „Wanderjahren“ begründet, die sie in die Gartenanlagen zahlreicher europäischer Länder führten. Diesen Austausch möchte Rohde wiederbeleben, zunächst mit Schönbrunn und anderen österreichischen Bundesgärten. Mit deren Direktorin, Brigitte Mang, trifft er sich in der nächsten Woche zu einem Gespräch.

Die Ergebnisse könnten auch Oliver Kolle zugute kommen, der in diesem Jahr in der Stiftung seine Gärtnerausbildung beendet hat. Und das keineswegs nur so – er wurde vielmehr „Bester Auszubildender 2007“ in ganz Brandenburg und Dritter des Bundeswettbewerbs. Das stellt Gartenmeisterin Daniela Kuhnert, die ihn auf der Pfaueninsel unter ihre Fittiche nahm, ebenso ein gutes Zeugnis aus wie generell der jährlich in der Stiftung für 12 bis 15 Azubis beginnenden Lehre im Garten- und Landschaft- sowie im Zierpflanzenbau. Der 24-jährige Oliver, der mit seiner Familie vor elf Jahren in die Potsdamer Region zog, ist Gärtner aus Leidenschaft. „Er sieht im Vorbeigehen, ob eine Pflanze ''schlappt'', also Wasser oder Düngung braucht“, lobt Kuhnert.

Oliver, der nun im Babelsberger Park eingesetzt ist, hatte nach dem Abitur in der Stiftung seinen Zivildienst absolviert und sich bewusst für den Gärtnerberuf entschieden. Dass er in der Gartendenkmalpflege stets an der frischen Luft arbeitet und zur Pflege der Anlagen vorwiegend traditionelle Geräte wie Harke oder Hacke einsetzt, findet er besonders reizvoll. „Einen Laubsauger können wir auf der Pfaueninsel nicht gebrauchen, da saugen wir ja die seltenen Käfer mit weg“, erläutert er. Doch natürlich, ergänzt Daniela Kuhnert, werden die Lehrlinge auch an zeitgemäßer Technik ausgebildet, lernen Traktor fahren und die Motorsäge beherrschen.

Die Gärtnerwanderung, die Oliver Kolle vielleicht noch bevorsteht, hat Jonas Tiedtke bereits erprobt. Nicht im Ausland, aber in Hessen war der Azubi im 800 Jahre alten Klostergarten von Seligenstadt und dem Lennéschen Schlosspark in Bad Homburg im Praktikumseinsatz. „Erstaunlich, wie viele neue Erfahrungen ich dort sammeln konnte und wie sich mein Horizont erweitert hat“, meint Tiedtke.

Michael Rohde möchte natürlich auch diesen Austausch fortsetzen, den die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schlösserverwaltungen angeschoben hat. „Ziel ist, die Pflege unserer historischen Gärten mit gut ausgebildeten eigenen Kräften zu gewährleisten“, verdeutlicht er. Eine Einschränkung muss der Gartendirektor allerdings machen: Obwohl es an Junggärtnern fehlt, kann nur etwa ein Drittel der Azubis nach Lehrabschluss übernommen werden. Mehr gibt der enge Stellenplan der Stiftung nicht her.

Erhart Hohenstein

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