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Im Posieren gleichcool. Heute Nachmittag wird es für Katrin Entner (links) und Nadine Keßler im Champions-League-Spiel zwischen NÖ-SV Neulengbach und dem Titelverteidiger Turbine Potsdam jedoch ernst.

© Jan Kuppert

Von Erhart Hohenstein: Gäste aus dem Wienerwald

Österreicherinnen wollen heute in der Champions League bei Turbine bestehen

Stand:

Dass ihre Elf gegen den 1. FFC Turbine Potsdam nicht wie vor fünf Jahren bei der EC-Qualifikationsrunde in Montpellier 1:12 verlieren wird, darin ist sich Sabine Brand sicher. Heute um 14 Uhr tritt der von ihr trainierte vielfache österreichische Meister NÖ-SV Neulengbach im Karl-Liebknecht-Stadion beim Champions League-Sieger an. „Unsere Mannschaft hat jetzt spielerisch eine höhere Qualität“, sagt Brand. „Sie ist auch reifer und taktisch erfahrener geworden.“ Den Fehler von damals, gegen einen überlegenen Gegner „mitspielen“ zu wollen, werde man nicht wiederholen.

Wie die Trainerin weiß auch Mannschaftskapitän Katrin Entner natürlich, dass die Mädchen aus dem Wienerwald in Potsdam kaum eine Siegchance haben. Gegenhalten und auf ein möglichst knappes Ergebnis spielen, ist ihre Devise. „Und warum sollte dann nicht eine Überraschung möglich sein?“, fragt sie optimistisch.

Heimtrainer Bernd Schröder behandelt die Gäste aus dem erst im Jahr 2000 mit Stadtrecht belehnten 8000-Seelen-Ort knapp 40 km westlich von Wien mit der gebotenen Höflichkeit. Er spricht von einem Team, das zwar nicht mehr den brasilianischen Star Rosana in seinen Reihen hat, dafür jetzt aber ausgeglichener besetzt sei. Auch Nationalspielerin Nadine Keßler bekundet ihren Respekt vor dem Gegner.

Achtung nötigt ab, dass der SV Neulengbach achtmal in Folge österreichischer Meister und Pokalsieger geworden ist, meist mit rekordreifem Punkt- und und Torverhältnis. Dies ist allerdings auch dem bescheidenen Niveau der Konkurrenz im eigenen Land geschuldet.

Im Europapokal bzw. jetzt der Champions League überstand die Mannschaft schon mehrfach die erste Runde, darunter auch in diesem Jahr. Einem 0:1 bei PAOK Thessaloniki ließ sie einen 3:0-Heimerfolg gegen die Griechinnen folgen, wobei Torjägerin Nina Burger alle drei Treffer erzielte.

Der Aufstieg des NÖ-SV Neulengbach an die Spitze des österreichischen Frauenfußballs begann erst 1996. In diesem Jahr wurde zu der seit 1923 bestehenden, in unteren Klassen herumdümpelten Männermannschaft ein Frauenteam gegründet. Schon im ersten Jahr gelang der Aufstieg aus der 2. in die 1. Liga, nach zweiten bis fünften Plätzen in der Meisterschaft wurde die Elf seit der Saison 2002/03 stets Titelträger und Pokalsieger. Geldgeber schufen dafür mit die Grundlage; zurzeit ist ein fußballbegeisterter Betreiber von Pflegeheimen Hauptsponsor.

Was Neulengbachs Meriten im Vergleich mit einer internationalen Spitzenmannschaft wie dem 1. FFC Turbine wert sind, wird sich heute zeigen. „Wir wollen auf jeden Fall zu Null gewinnen, was uns in den letzten Punktspielen nicht gelang“, blickte Trainer Schröder voraus. Außerordentlich ärgerlich sei, dass die Schäden an den Flutlichtmasten im Karl-Liebknecht-Stadion nach wie vor nicht behoben sind. „Mitten in der Woche statt abends am Nachmittag spielen zu müssen, kostet uns Hunderte Zuschauer“, äußerte er.

Erhart Hohenstein

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