Sport: Gastspiel wohl ohne Gäste-Fans
Babelsberg 03 tritt morgen beim BFC Dynamo an – Nulldrei-Anhänger rufen zum Boykott auf
Stand:
Die vergangenen Spiele, gibt SVB-Kapitän Patrick Moritz zu, seien reine Arbeitssiege gewesen. Kein schöner Fußball – darüber habe sich die Mannschaft ausführlich unterhalten. „Gegen den BFC wollen wir es unbedingt besser machen. 90 Minuten lang volle Konzentration und drei Punkte zum Abschluss.“ Allerdings, so schätzt er ein, wird dies kein leichtes Unterfangen für den Oberliga-Spitzenreiter. Als 14. stehen die Berliner Gastgeber auf einem Abstiegsplatz und somit mit dem Rücken zur Wand. „Das kann gefährlich sein“, sagt der Babelsberger. „Ich habe die Mannschaft gegen Tennis Borussia gesehen. Gegen gute Gegner hält das Team kräftig mit. Wir unterschätzen den BFC auf keinen Fall.“
Dass das letzte Spiel der Hinrunde im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark kein Zuckerschlecken wird, ahnt auch SVB-Coach Rastislav Hodul. „Bis jetzt lief für uns alles sehr gut. Aber wir können auch noch sehr viel verlieren.“ Nach einem harten und obendrein sehr erfolgreichen Saisonverlauf sei es vor allem auch seine Aufgabe als Trainer, jeden einzelnen Spieler zu motivieren, auch vor der Winterpause noch einmal alles zu geben. „Konzentration ist das Wichtigste“, sagt Hodul, der den eigenen Blick indes nach wie vor nicht auf das gegnerische Team fokussiert. Der Berliner Abstiegskampf interessiere ihn wenig: „Wir wissen, worum es geht, und allein darauf müssen wir schauen.“
Hoduls Trainerkollege Ingo Rentzsch hält eine Leistungssteigerung seiner Mannschaft gegen die Gäste aus Babelsberg durchaus für möglich. „Gegen eine fußballspielende Truppe ist es doch auch für uns viel leichter mitzuhalten“, sagt der Coach, der dem Tabellenführer vor allem mit „großer taktischer Disziplin und kämpferischem Einsatz“ das Leben schwer machen will. In diesem Spiel, so Rentzsch, werde sich zeigen, wie die Einstellung seiner Spieler zu ihrem Verein und zum Abstiegskampf sei. Während der BFC-Coach auf eine „inzwischen wieder entspanntere personelle Lage“ verweist, haben die Babelsberger mit Slawomir Lukac und Bastian Zenk, die wegen jeweils fünf Gelber Karten pausieren müssen, zwei Ausfälle zu beklagen. „Ansonsten“, so Hodul, „sind alle Mann an Deck.“
Lautstarke Babelsberger Gesänge werden den Blau-Weißen in Hohenschönhausen allerdings nicht entgegenhallen. Der SVB-Fanclub „Ultras“ hat nämlich zum Boykott des Spiels aufgerufen. Einerseits, um gegen den unüblich hohen Stehplatzpreis von zehn Euro zu protestieren. Vor allem aber, um ein Zeichen gegen das „rechtsradikale Milieu“ zu setzen, das im Umfeld des BFC Dynamo immer häufiger anzutreffen sei. So würden „zwielichtige Unternehmen wie der Germanenhof und die bei Rechten und Hooligans beliebten Marken ,Sport frei“ und ,Freunde der dritten Halbzeit““ im offiziellen Stadionheft werben.
Die SVB-Fans sind statt dessen aufgerufen, ab 12.30 Uhr im Kino Thalia an der Rudolf-Breitscheid-Straße das Spielgeschehen zu verfolgen. „Wir haben das technisch gut vorbereitet“, verspricht Aufsichtsratsmitglied Christian Lippold, der sich jedoch nicht weiter in die Karten schauen lassen will. Da gleichzeitig die SVB-Reserve auf der Sandscholle gegen Guben-Nord kickt, werden auch dort zahlreiche Fans ihre Mannschaft unterstützen, bevor es um 17 Uhr auf dem Böhmischen Weihnachtsmarkt eine Autogrammstunde mit den Fußballern des Oberliga-Teams geben wird.
Der Boykottt trifft bei Patrick Moritz auf volle Zustimmung. „Ich kann die Fans verstehen und stehe voll auf ihrer Seite“, sagt er. „In dem weitläufigen Sportpark kommt sowieso nie große Stimmung auf. Und wir Spieler wissen ja, dass unsere Fans mit dem Herzen bei uns sind.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: