Homepage: Geburt des kritischen Denkens
Das Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA) begeht heute sein zehnjähriges Bestehen
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„Die römische Agententätigkeit des Antiquars Johann Friedrich Reiffenstein (1719-1793)“ ist der Titel eines Projektes am Potsdamer Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA). Agententätigkeit eines Antiquars klingt spannend. Ist es sicherlich auch, kam Reiffenstein doch aus Ostpreußen als Reisebegleiter des Sohns von Graf Rochus von Lynar in die ewige Stadt. Allerdings wurde der Ostpreuße nicht, wie man meinen könnte, als Geheimagent tätig, vielmehr arbeitet Reiffenstein als Kunstagent, Antiquar, und Fremdenführer. Ein anderes Projekt des FEA beschäftigt sich derzeit mit den Preisfragen als Institution der Wissenschaftsgeschichte. Seit nunmehr zehn Jahren betrachtet das Forschungszentrum am Potsdamer Neuen Markt die Geschichte der Aufklärung in Europa. Heute wird das Zentrum sein zehnjähriges Bestehen mit einer kleinen Feier würdigen.
Im 18. Jahrhundert zog in Potsdam ein neuer Geist ein: die Aufklärung. Frei nach Kant ist sie der Mut, sich seines eigenen Geistes zu bedienen. Das kritische Denken hatte Friedrich II. mit Voltaire, La Mettrie und Maupertuis an den preußischen Hof geholt. Eine Epoche, die europaweit das Denken und Handeln umkrempelte. Wissen bestand nun nicht mehr nur aus überlieferten Fakten, sondern Wissen bedeutet fortan, etwas begründen und empirisch ausweisen zu können. Eine neue Ordnung des Wissens, die als Beginn der Moderne gilt.
Am FEA werden die Forschungen zum 18. Jahrhundert in funktional-kulturvergleichender Sicht vorgenommen. Die Zusammensetzung des Mitarbeiterstammes ist dem Gegenstand entsprechend interdisziplinär: Man findet hier Romanisten, Philosophiehistoriker, Germanisten, Slawisten, Kunsthistoriker, Wissenschaftshistoriker und Neuzeithistoriker.
Das Forschungszentrum setzt unter der Leitung von Prof. Günther Lottes die Arbeit seines direkten Vorgängers des Forschungsschwerpunkts Europäische Aufklärung (FSP) fort, der 1995 von Berlin nach Potsdam gezogen war. Zunächst siedelte man in der Jägervorstadt, im Januar 2004 bezog das Forschungszentrum Europäische Aufklärung dann sein neues Domizil am Neuen Markt: in direkter Nachbarschaft zum Einstein Forum, dem Moses Mendelssohn Zentrum und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung.
Als außeruniversitäre Einrichtung wird das FEA vom Land Brandenburg und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Das Zentrum wird von dem gleichnamigen Verein getragen und von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Im Beirat befinden sich unter anderem Schlösserchef Prof. Hartmut Dorgerloh und der Potsdamer Germanist Prof. Hans-Joachim Gessinger. Jan Kixmüller
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