
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Gedächtnisphänomen mit Märchenfaible
Der Potsdamer Arnold Esselbach, langjähriger Leiter des Lafim, feiert heute seinen 80. Geburtstag
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Dieses Namensgedächtnis beeindruckt: Von den 1500 Mitarbeitern „hätte ich mir zugetraut, 1200 mit Namen anzusprechen“, erzählt Arnold Esselbach. Mehr als 16 Jahre lang führte der Theologe die Geschicke des Landesausschusses für Innere Mission (Lafim), eine Einrichtung der Diakonie mit Sitz in Potsdam. Von 1980 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1996 war Esselbach Direktor dieser kirchlichen Sozialeinrichtung. Am heutigen Mittwoch begeht der Theologe nun seinen 80. Geburtstag.
Nein, er wolle zu diesem Jubiläum keinen Rummel um seine Person, betont Esselbach gleich mehrfach im Gespräch. Heutige Verantwortliche im Lafim hätten gar die Idee einer offiziellen Festveranstaltung an ihn herangetragen. „Ich wollte das nicht“, sagt Esselbach bescheiden. Er werde seinen heutigen Ehrentag „nur in Familie“ begehen. Überhaupt ist Bescheidenheit vielleicht so etwas wie ein Lebensmotto Esselbachs. Schon als Direktor des Lafim sei ihm immer bewusst gewesen, dass die eigentliche Arbeit der Diakonie vor Ort in den Altenheimen und den anderen Sozialeinrichtungen getan werde. Seine Hauptaufgabe als Direktor habe er darin gesehen, diese Arbeit von der Geschäftsstelle aus zu ermöglichen. Der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern habe für ihn dabei immer einen ganz besonderen Stellenwert gehabt.
Wenn Esselbach heute davon berichtet, dass er in seiner aktiven Dienstzeit die meisten Beschäftigten namentlich kannte, so will er damit wohl vor allem sagen, wie wichtig ihm seine Mitarbeiter damals waren. Auf den Job als Direktor des Lafim sei er eigentlich überhaupt nicht scharf gewesen, berichtet der Jubilar. Doch in seiner Zeit als Pfarrer in Senftenberg – „mitten in der Braunkohle“ – muss er den Verantwortlichen bereits positiv aufgefallen sein. Dort hatte Esselbach neben seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer ehrenamtlich in Leitungsgremien der Diakonie mitgewirkt. Er habe sich schließlich breitschlagen lassen und für das Amt des Lafim-Direktors in Potsdam kandidiert. Vier Kandidaten seien es damals gewesen. „Ich habe gedacht, da werde ich sowieso nicht gewählt.“ Doch mit dieser Vorhersage lag der Theologe dann bekanntlich daneben.
Bevor der 1933 im böhmischen Karbitz geborene Esselbach 1969 die Pfarrstelle in Senftenberg übernahm, war er zehn Jahre als Pfarrer in Pinnow bei Angermünde tätig. Die Wohnverhältnisse für ihn und seine Familie waren anfangs denkbar primitiv: „Als wir hinkamen, sind wir in eine Bruchbude eingezogen“, erinnert sich Esselbach. „Fließend Wasser in allen Zimmern von der Decke“ – in einem derart desolaten Zustand habe sich das Pfarrhaus befunden. Trotz aller Widrigkeiten „im kirchenfeindlichen realexistierenden Sozialismus“, wie es Esselbach ausdrückt, sei er jedoch gern Gemeindepfarrer in der DDR gewesen. Seine Frau Annemarie, mit der er drei Kinder hat, habe ihm dabei „immer den Rücken freigehalten“. Eine spannende Zeit sei das gewesen. Die Jahre nach dem politischen Umbruch in der DDR – da war Esselbach längst Lafim-Direktor – hätten dann beruflich noch einmal gewaltige Anstrengungen von ihm abverlangt.
Nun im Ruhestand kann sich Esselbach ganz seinem Hobby, dem Lesen, widmen. Doch nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, die theologische Literatur steht dabei im Vordergrund, nein, Esselbach hat in seiner Potsdamer Wohnung eine reiche Sammlung von Märchenbüchern zu stehen. „Ich liebe Märchen“, bekennt der 80-Jährige. Märchen aus aller Herren Länder, so aus Böhmen, aus dem Baltikum und aus Polen finden sich im Regal seines Arbeitszimmers. Die Bücher dieser Reihe mit Märchen aus verschiedenen Ländern habe er bereits zu DDR-Zeiten gesammelt. Die Sammlung umfasse insgesamt mittlerweile 300 Bücher, sagt Esselbach. Und dann zeigt der Jubilar noch auf einen Schrank mit Gedichtbänden. „Ich lese jeden Tag mindestens ein Gedicht.“ Holger Catenhusen
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