Landeshauptstadt: Gedenken an Auftakt für den Holocaust
Oberbürgermeister Jakobs: Potsdamer lassen antisemitische Parolen nicht zu
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Innenstadt - Die Jüdische Gemeinde Potsdam und Vertreter der Stadtverordnetenversammlung, der Stadtverwaltung sowie der Landesregierung und des Landtages haben gestern der Opfer der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gedacht. Am ehemaligen Standort der in der Zeit des Nationalsozialismus zerstörten Potsdamer Synagoge am Platz der Einheit erinnerte der Gemeindevorsitzende Mikhail Shvarts daran, dass die „Kristallnacht“ vor 67 Jahren der Auftakt für den Holocaust war, die planmäßige Vernichtung von Millionen Juden. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) nannte es „bedrückend“, dass viele Deutsche damals wegschauten, als ihre jüdischen Freunde und Nachbarn drangsaliert wurden. Zivilcourage sei „eine tolle Eigenschaft“. Sie appellierte an die Eltern, ihren Kindern Zivilcourage vorzuleben, damit dies für deren Leben selbstverständlich werde.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte, 3000 Demonstranten hätten am vergangenen Wochenende mit der erfolgreichen Blockade eines geplanten Neonazi-Aufmarsches gezeigt, dass sie antisemitische Parolen und Volksverhetzung in Potsdam nicht zulassen würden. Jüdisches Leben könne sich in Potsdam friedlich entwickeln. Jakobs erinnerte daran, dass 7000 jüdische Geschäfte und Gemeindezentren in der Pogromnacht zerstört und tausende jüdische Bürger verletzt wurden. Es gab 100 Tote. Etwa 20000 jüdische Menschen seien aus ihren Wohnungen geprügelt und in Konzentrationslagern verschleppt worden.
Hans-Jürgen Schulze Eggert, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, forderte alle Demokraten auf, am Sonnabend um 11 Uhr in Halbe gegen die Neonazis zu demonstrieren, die dort aufmarschieren wollen. Schulze Eggert informierte darüber, dass das Projekt einer neuen jüdischen Synagoge in Potsdam noch „ganz am Anfang“ steht. Das Grundstück, Schlossstraße 1 hinter dem Filmmuseum, stehe fest. Momentan werde ein Nutzungskonzept erarbeitet, der Grundlage für Architektenentwürfe sei. Die Kosten einer kleinen, durch Spenden finanzierten Synagogen-Variante bezifferte er mit drei bis vier Millionen Euro. Am Abend gedachten Mitglieder der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde der Pogromopfer. G. Berg
G. Berg
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