zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Gedenken und Erinnern: Der Opfer gedenken, die Täter benennen

Wenn im 80. Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in diesem Jahr an die damaligen Ereignisse erinnert wird, steht auch die Form des Gedenkens infrage.

Stand:

Wenn im 80. Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in diesem Jahr an die damaligen Ereignisse erinnert wird, steht auch die Form des Gedenkens infrage. Schon bei der Begrifflichkeit gibt es Differenzierungen, die einen sprechen von Machtübernahme oder Machtergreifung, Historiker tendieren eher zu Machtübergabe oder Machtübertragung, um das Geschehen insgesamt als die Phase der nationalsozialistischen Machteroberung der Jahre 1932-34 einzuordnen. Während Machtergreifung suggeriert, dass die NSDAP dem frei gewählten Parlament und dem Rechtsstaat die Macht gegen deren Willen und ausschließlich mit illegalen Mitteln entzogen habe, betont der Begriff Machtübernahme stärker, dass die NSDAP eine nicht unerhebliche Unterstützung in der Bevölkerung hatte. Gleichwohl ist der Terror gegen Andersdenkende und Juden in dieser Zeit bereits sein ebenso bedeutendes Moment der Machteroberung. Politische Gegner wurden so schon frühzeitig inhaftiert und ermordet, die ersten Konzentrationslager entstanden bereits im März 1933 (6. März Osthofen bei Worms; 21. März, Oranienburg). In der Debatte um das Gedenken bzw. Erinnern an diese Phase nationalsozialistischer Machteroberung gibt es auch Stimmen, die einen einseitigen Blick auf die Täter bemängeln, der dem Leid der Opfer nicht gerecht werde. Der Potsdamer Militärhistoriker Professor Bernhard R. Kroener sagt dazu: „Wir können das eine vom anderen nicht trennen. Wir können der Opfer nur gedenken, wenn wir ihre Täter benennen.“ Wenn man deutlich mache, wer in den ersten Wochen nach der Machtübertragung auf die Nationalsozialisten ausgegrenzt wurde, dann müsse man auch das Profil der Täter betrachten. Ähnlich sieht es der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums, Julius H. Schoeps. Natürlich müsse man sich in Potsdam mit diesem Tag beschäftigen, bei dem es vor allem um die Legitimation des NS-Regimes ging. Der Tag sei vor allem durch die Täter geprägt, das müsse mit den Opfern in einen Kontext gestellt werden. Schoeps hält den Tag wichtig für das Verständnis dafür, wie das Regime Fuß fassen konnte. Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })