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Von Guido Berg: Gedenkstätte erhält Ausstellungs-Förderung

Ehemaliges KGB-Gefängnis ab Herbst wieder zu besichtigen / 700 000 Euro für neue Exposition, zu sehen ab 2009

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Nauener Vorstadt - Die Gedenkstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis in der Potsdamer Leistikowstraße erhält 700 000 Euro zur Erarbeitung einer Dauerausstellung. Dies habe ihm Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bei seinem Potsdam-Besuch in der vergangenen Woche zugesagt, erklärte Peter Leinemann, Geschäftsführer des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins (EKH), gestern den PNN. Die Fördermittel erbringen je zur Hälfte der Bund und das Land Brandenburg. Das in Mitteleuropa einzigartige ehemalige Geheimdienstgefängnis soll noch in diesem Jahr wieder zu besichtigen sein. „Wir sind zuversichtlich, noch im Herbst öffnen zu können“, sagte Leinemann. Der EKH ist Eigentümer der Immobilie. 1916 war das Gebäude als Pfarrhaus für die Reichsfrauen-Hilfe des EKH an der damaligen Mirbachstraße 1 errichtet worden. Die bauliche Rettung des Gebäudes sowie die Errichtung eines Besucherzentrums für die Gedenkstätte ist bereits erfolgt und hat laut Leinemann 2,4 Millionen Euro gekostet.

Für die Ausarbeitung der Dauerausstellung werde Leinemann zufolge ein Jahr benötigt. Sie werde 2009 fertiggestellt sein. Es sei noch viel Forschungsarbeit zu leisten. So sei wenig bekannt darüber, dass später auch Russen in dem Gefängnis einsaßen. Zunächst waren dort zwischen 1946 bis 1953 etwa 1000 Menschen, darunter auch Potsdamer, unter dem Verdacht der Spionage inhaftiert worden. Die Haftbedingungen werden von ehemaligen Häftlingen als äußerst inhuman geschildert. Es kam zu Folterungen, viele wurden zum Tode oder zu langjähriger Zwangsarbeit vorwiegend im russischen Gulag Workuta verurteilt.

Ebenfalls noch in diesem Herbst soll die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (SBG) Träger des Gedächtnisortes werden. Dies bestätigten sowohl Leinemann als auch der SBG-Verwaltungsleiter Markus Ohlhauser den PNN. Leinemann erklärte, auch Kulturstaatsminister Neumann habe die SBG als Trägereinrichtung befürwortet.

Obwohl sich EKH und SBG offenbar grundsätzlich einig sind, gibt es noch offene Fragen: Gegenstand der Gespräche ist laut Ohlhauser der Wunsch des EKH, Eigentümer der Immobilie zu bleiben, wofür die SBG Verständnis habe, was aber die Klärung komplexer Rechtsfragen nötig mache: So soll nun ein Erbbaurecht für die Leistikowstraße in eine neue Stiftung eingebracht und diese an die SBG angegliedert werden. Leinemann als auch Ohlhauser sagten gestern gegenüber den PNN, es sei sinnvoll und gewünscht, dass der SBG Träger des Ex-KGB-Gefängnisses wird. „Wir sind in Brandenburg das Dach für diese und verwandte Thematiken“, so Ohlhauser: „Unsere Qualitätsstandards sollten auch in der Leistikowstraße gelten.“ Die SBG ist Träger der Gedenkstätten für die ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück. Sie führt zudem die Gedenkstätte zum Todesmarsch in Below sowie die Dokumentationsstelle im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg (Havel). EKH-Geschäftsführer Leinemann betonte, die SBG sei auch deshalb sehr geeignet, weil sie mit der Trägerschaft für das ehemaligen sowjetische Speziallager Sachsenhausen auch über große Kenntnisse zur Repressionsthematik nach 1945 verfüge. Ein Beispiel dafür gab gestern SBG-Verwaltungschef Ohlhauser: Es habe sich mit dem Haus in der Leistikowstraße nicht um ein Gefängnis des KGB, auch nicht des Vorläufers NKWD, sondern des sowjetischen Militärgeheimdienstes Smersch gehandelt. Smersch ist die Abkürzung für den russischen Ausruf „Smertj Schpionam“, was soviel heißt wie „Tod den Spionen“.

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