
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Geduldig mit dem mähenden Schwert
In Babelsberg trainieren seit kurzem Naginataka: Am heutigen Samstag bekommen sie Besuch aus ganz Deutschland
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Es sieht so einfach aus, wie sie mit den langen Stöcken hantieren. Fünf Naginataka sind am Dienstagabend zum wöchentlichen Naginata-Training in die Sporthalle des SV Motor Babelsberg gekommen, darunter Stefan Reuther und sein 13-jähriger Sohn Robin. „Nach dem Training hat man ein Gefühl, als würden einem die Arme abfallen, aber es macht riesig Spaß“, sagt er über die Übungen mit dem japanischen Langschwert. Vater und Sohn sind erst seit wenigen Wochen dabei, sind „Neulinge“, wie Übungsleiter Stefan Pawlitke sie nennt. Und Neulinge dürfen noch keinen Hosenrock tragen, der die Beinarbeit verdecken würde, weshalb die beiden im legeren Trainingslook angetreten sind.
Erst seit einem halben Jahr kann man in Potsdam die japanische Kampfsportart Naginata erlernen. Die Gruppe ist derzeit noch überschaubar, sei aber am Wachsen, sagt Pawlitke, selbständiger Lehrer für angewandte Kampfkünste. Er selbst hat vor drei Jahren mit Naginata begonnen, mittlerweile kann er, nachdem er einige Prüfungen abgelegt hat, andere unterrichten. Eigentlich sei Naginata, der Kampf mit dem traditionellen Langschwert, in Japan eine Frauensportart, erklärt der Trainer. Das habe sich historisch entwickelt: Ursprünglich waren die Samurai mit den Langschwertern im Krieg, später mit anderen Waffen und ließen ihre Naginata zurück am Hof, wo die Frauen die Waffe zur Selbstverteidigung für ihre Familie entdeckten.
Bis zu zweieinhalb Meter lang sind die Schwerter, bestehend aus einer langen Klinge und einem langem Griff. Übersetzt heiße Naginata langes oder mähendes Schwert, weil man es ähnlich wie eine Sense mit rotierenden Körperbewegungen, aus der Hüfte heraus, schwenke. Natürlich werde hier in der Turnhalle nicht mit echten Schwertern hantiert. Neulinge wie die Reuthers und selbst Pawlitke arbeiten mit so genannten Übungslanzen aus Holz oder Bambus. Wer mit Metallschwertern kämpfen darf, entscheiden die höherrangigen Meister. Pawlitke war schon einmal in Japan und hat eine Ahnung von der japanischen Kultur. Bloß nicht fragen, ob man schon mal ran darf, meint er, denn man bekommt sowieso stets die gleiche Antwort. „Du bist noch nicht so weit“, hat man ihm gesagt. „Man soll sich in Geduld üben und dabei die eigenen Stärken entwickeln“, erklärt Pawlitke die japanische Didaktik.
Immerhin darf er, nach einer Prüfung, schon eine Rüstung mit stabilem Brustpanzer, Lendenschurz und Schienbeinschützern tragen, seine ist sogar eine Maßanfertigung. Stefan Reuther sagt, das würde er auch so machen, er war mal auf Ritterfesten engagiert und weiß, welchen Schaden eine schlecht sitzende Rüstung verursachen kann.
Er will unbedingt dabei bleiben, ist der 50-Jährige überzeugt, auch seinem Sohn gefällt es in der Gruppe. Barfuß stellen sich die Kampfsportler jetzt vor Nora Katzwinkel auf, diese ist seit längerem dabei und darf das Training bereits leiten. Nach einer Begrüßungszeremonie, auf Knien und mit vielen Verbeugungen, japanischen Ausrufen und Klatschen, werden Grundstellungen, Fußbewegungen, Schwünge und Schläge geübt – auf japanische Kommandos und möglichst ohne den Nachbarn mit der Waffe ungewollt zu treffen.
Am heutigen Samstag bekommen die Potsdamer Naginataka Besuch aus ganz Deutschland: Hochrangige Meister und der Bundestrainer treffen sich zu einem Bundeslehrgang, es werden Showkämpfe, Wettkämpfe und Rüstungskämpfe vorgeführt sowie Prüfungen abgenommen. Zuschauer sind jederzeit herzlich willkommen.
Der Naginata-Lehrgang findet am heutigen Samstag von 10 bis 18 Uhr in der Sporthalle des SV Motor Babelsberg, Großbeerenstraße/Konsumhof 1-5, statt. Zuschauer sind willkommen.
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