Landeshauptstadt: Gefahr für Glienicker Badesee
Unzulässige Einleitung von Schmutzwasser in Groß Glienicke / Grundsätzliche Lösung gefordert
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Groß Glienicke – Die Einleitung großer Mengen Schmutzwasser belastet den Glienicker See. Auf Potsdamer Seite gibt es allein vier Einleitungsrohre, die das Regenwasser der Straßen direkt in den See ableiten. In unmittelbarer Nähe der Badestelle an der Seepromenade ragt ein PVC-Rohr wie eine Kloake aus der Erde. Wie die anderen bringt es mit Schadstoffen wie Phosphaten, Ammonium, Schwermetallen und organische Verbindungen belastete Straßenabwasser in den See.
Andreas Menzel, für Bündnis 90 / Die Grünen Mitglied im Ortsbeirate Groß Glienicke verweist auf die größte Einleitungsstelle nördlich der Badestelle: Ein riesiges Betonrohr entsorgt das verschmutze Wasser aus der Dorfstraße und sogar aus der Sacrower Allee. Chaotische Verhältnisse herrschen an der Badestelle. Bei Regen gräbt das abfließende Wasser tiefe Rinnen in den Sandstrand und unterspült den Uferweg. Der Grund: Die Gullys an der Seepromenade sind verstopft und aufgrund der fast nicht mehr sichtbaren Bordsteine fließt das Wasser den Abhang zum See hinunter.
„Wir brauchen eine grundsätzliche Lösung“ für den Ortsteil“, sagt Menzel, der sich als Bausachverständiger fachlich auskennt. Nach seiner Meinung könnte auf der Halbinsel nahe dem Badestrand eine große Versickerungsfläche im Feuchtbiotop geschaffen werden, die das Problem löst beziehungsweise entscheidend verbessert. „Untersuchungen müssen zeigen, ob das machbar ist“, sagt er.
Die Straßenbauverwaltung hingegen sieht die Ausspülungen am Strand als Hauptargument, die Seepromenade als „Ringstraße“ auszubauen. Dadurch werde die Abwasserlage aber womöglich noch verschärft. Der Ortsbeirat fordert daher per Beschluss vom Mai dieses Jahres von der Stadt eine zügige Antwort auf die Frage: „Wohin mit dem Straßenabwasser?“
Im Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Potsdam sind laut Menzel noch 5,5 Millionen Euro offen. Davon seien in diesem Jahr rund eine Million Euro für die Ringstraße, deren Regenableitung wiederum via Glienicker See erfolgen soll, eingeplant. Statt die Straße auszubauen sollte die Verwaltung für deutlich weniger Steuergeld lieber die Ursachen beheben“, meint Menzel. Schon die regelmäßige Reinigung der Gullys sowie die Erhöhung der Bordsteinkante an der Straße könnte eine gewisse Abhilfe des Missstandes am Badestrand bringen. Dem Vernehmen nach sollen im Zuge des Ringstraßenbaus zweifelhafte Sedimentationsanlagen zur Regenwasserbehandlung gebaut werden.
Das Landesumweltamt hat dazu bereits Vorbehalte angemeldet, „da mit der direkten Niederschlagsentwässerung größerer Teile der Ortslage in den See in jedem Fall Stoffeinträge verbunden sind, die auch durch die Behandlungsanlagen nicht entscheidend verringert werden können.“ Das Amt verweist auf den „erheblichen Mitteleinsatz“, mit dem der See von Berliner Seite in den letzten Jahren saniert worden sei.
Laut Menzel sei es ein „Reinstwassersee“ von der Güte des Stechlinsees. Aus diesem Grunde sei er amtlich als Badegewässer eingestuft. Das Landesumweltamt warnt daher: „Wir müssen ... den geringen Spielraum deutlich machen, der hinsichtlich zusätzlicher Stoffeinträge in den Glienicker See (hier besonders Phosphor) besteht, wenn der gegenwärtige gute Zustand erhalten werden soll.“
Günter Schenke
Günter Schenke
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