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Gänse, die in einer von Geflügelpest befallenen Anlage getötet wurden, werden in einen Transportbehälter gekippt.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Geflügelhof muss 80.000 Enten töten: Vogelgrippe trifft Brandenburg hart

Ein Geflügelbetrieb in Neuhardenberg muss wegen der Vogelgrippe 80.000 Enten töten. Das Weihnachtsgeschäft dürfte für ihn ausfallen. Bringt der Vogelzug in den nächsten Tagen neue Risiken?

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Der Ausbruch der Geflügelpest verursacht für einen Agrarbetrieb in Neuhardenberg nach Angaben des brandenburgischen Landkreises Märkisch-Oderland einen Verlust von etwa 500.000 Euro. Der Betrieb muss 80.000 Enten töten lassen.

Der stellvertretende Landrat Friedemann Hanke (CDU) sagte in Neuhardenberg, für den Betreiber bedeute dies einen Verlust von rund einer halben Million Euro. Ein Teil des Schadens gleiche die Tierseuchenkasse aus, aber nicht alles. Da die betroffenen Ställe 30 Tage lang gesperrt seien, könne der Betrieb aber auch keine neuen Tiere für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft verkaufen. „Es sind schon erhebliche Verluste, die da liegen bleiben.“

Verseuchtes Einstreu

Nach Laboranalysen war am Wochenende klar geworden, dass nicht 35.000 Tiere des Betriebs, sondern alle gekeult werden müssten. Wie das Vogelgrippe-Virus in die Enten-Ställe gelangt ist, blieb unklar. Möglich sei verunreinigtes Einstreu oder kontaminierte Fahrzeuge und Kleidung, meinte Hanke.

Die Landkreis-Vertreter machten sich am Vormittag ein Bild von der Lage in Neuhardenberg. Der betroffene Betrieb wollte sich bislang nicht äußern. Am Montag sollen dann in der nicht weit entfernten Gemeinde Neutrebbin 50.000 Masthähnchen getötet werden, wie der Landkreis ankündigte.

Landkreis wichtige Region für Geflügelwirtschaft

Der Landkreis Märkisch-Oderland ist für die Geflügelwirtschaft in Brandenburg von großer Bedeutung, wie Landrat Gernot Schmidt (SPD) sagte. Es würden sehr viele Eier produziert und viel Geflügel gezüchtet. „Die Auswirkungen sind schon enorm“, sagte Hanke.

Rund um die betroffenen Betriebe gilt innerhalb einer Schutz- und Überwachungszone ein Transport- und Handelsverbot für Geflügel und Eier. Ausnahmen sind mit Genehmigung möglich.

Die Region ist auch gefährdet, weil sie ein Vogelzug-Gebiet ist. Der Oderbruch und die Friedländer Teiche gelten als Vogel-Paradies. Es seien bereits tote Kraniche und Schwäne gefunden worden, bislang aber noch nicht viele Tiere, sagte Landrat Schmidt.„Aber wir erwarten in den nächsten Wochen verstärkt Graugänse und Kraniche, die über uns ihren Weg in den Süden Europas suchen.“

Fünf Betriebe in Brandenburg seit Oktober betroffen

Insgesamt sind damit fünf Betriebe in Brandenburg vom Vogelgrippe-Ausbruch in diesem Oktober betroffen. Fast 18.000 Gänse, Enten und Puten wurden bereits getötet. Die Behörden fordern Geflügelhalter auf, Tiere in Freilandhaltung in Ställe zu bringen.

Die Tierseuche ist in Geflügel-Beständen bundesweit ausgebrochen und versetzt die Branche in Alarmbereitschaft. Erkrankte Wildvögel, die auf dem Weg in ihre südeuropäischen Winterquartiere Rast machen, gelten als Überträger. In diesem Herbst sind Kraniche in einem bislang einmaligen Ausmaß betroffen. Vor allem im Linumer Teichland im Nordwesten Brandenburgs gibt es ein massenhaftes Kranich-Sterben.

Das Friedrich-Loeffler-Institut schloss unterdessen nicht aus, dass das Infektionsgeschehen in Deutschland ähnliche Ausmaße annimmt wie vor vier Jahren. Bei einem der bislang schwersten Seuchenzüge in Deutschland mussten im Winter 2020/21 nach Angaben der Fachpresse bundesweit mehr als zwei Millionen Tiere gekeult werden. Laut einer Institutssprecherin haben bislang mehr als 30 kommerzielle Geflügelhalter bundesweit ihre Tiere töten müssen. Der Schaden für betroffene Betriebe geht insgesamt in die Millionen.

Um die weitere Ausbreitung der Tierseuche möglichst einzudämmen, seien ersten Erhebungen zufolge etwa 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten gekeult und anschließend entsorgt worden, sagte die Sprecherin.Die größten Verluste gab es bislang in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. (dpa)

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