Landeshauptstadt: Gefördert befördert
Das Landesprogramm für Aufzüge sorgt für Mobilität im Plattenbau – erstes Projekt in Potsdam übergeben
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Die Bewohner der Potsdamer Plattenbauten müssen vorerst weiter laufen. Nur zwei Aufzüge sollen in diesem Jahr an Mehrgeschossern der Landeshauptstadt nachgerüstet werden, um die Wohnungen für ältere Menschen leichter erreichbar zu machen. Damit sind Potsdams Wohnungsunternehmen Schlusslicht bei den Förderanträgen. Landesweit werden in diesem Jahr 116 Aufzüge nachgerüstet, sagte Brandenburgs Bauminister Reinhold Dellmann (SPD) gestern. Sein Infrastrukturministerium stelle dafür bis 2013 jährlich sechs Millionen Euro bereit, um den Stadtumbau voranzutreiben und altersgerechten Wohnraum zu schaffen.
Den ersten mit öffentlichen Mitteln geförderten Aufzug hat die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam gestern in Betrieb genommen. 190 000 Euro hat der Aufzug für den fünfgeschossigen Plattenbau in der Galileistraße Am Stern gekostet. 90 000 Euro davon übernimmt das Land Brandenburg, den anderen Teil die Mieter der 15 Wohnungen, die vom Anbau des Fahrstuhls profitieren.
Der Aufzug wäre ohnehin angebaut worden, sagte Ulf Hahn, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“, gestern. Die Förderung sei dennoch ein schöner Zuschuss. Die Wohnungen selbst kosten komplett saniert zwischen 5,90 und 6,10 Euro pro Quadratmeter, so Hahn – das sind zwei Euro mehr als vor der Sanierung. Die Genossenschaftswohnungen seien dennoch alle vermietet – vorwiegend an ältere Potsdamer.
Bei der Sanierung hat das Unternehmen auch in die Plattenbausubstanz eingegriffen. So sind die Ein-Raum-Wohnungen in Zwei-Raum-Wohnungen und die Vier-Raum- in Drei-Raum-Wohnungen verwandelt worden. Dem Bedarf entsprechend, wie Hahn erklärte.
Die ersten Mieter nach der fünfmonatigen Sanierung sind Ruth und Gerd Lauter. Sie kamen gerne wieder in ihre Wohnung zurück. Das Rentnerpaar hatte sein Heim während der Bauphase verlassen. Seit 17 Jahren wohnen sie in der Galileistraße, nachdem es sie 1990 aus ihrem Haus in Kleinmachnow getrieben hatte.
Die Wohnungsgenossenschaft hat auch den zweiten Potsdamer Antrag auf Förderung gestellt. In der Straße Am Kahleberg in der Waldstadt II soll im kommenden Monat mit dem Umbau und der Sanierung eines Fünfgeschossers begonnen werden. „Wir werden zwei Etagen aufstocken“, erklärte Ulf Hahn. Zudem sollen Fahrstühle angebaut werden. Dann wird es wieder 6000 Euro Zuschuss pro erschlossener Wohnung geben.
Landesweit sollen etwa 600 Aufzüge dadurch mitfinanziert werden, womit rund 6000 Wohnungen weitgehend barrierefrei zugänglich gemacht würden. Reinhold Dellmann rechnet damit, dass die für dieses Jahr zur Verfügung stehenden sechs Millionen Euro Förderung vollständig abgerufen werden.
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hat das Förderprogramm begrüßt, aber eine schnellere Umsetzung der Anträge angemahnt. Zwischen der Vorstellung des Programms und der Inbetriebnahme des ersten Fahrstuhls liege ein gutes halbes Jahr. Über einen Aufzug freuten sich nicht nur Ältere, sondern auch junge Familien mit Kinderwagen oder Alleinstehende mit schweren Einkaufstüten, meint der BBU. Für eine Förderung muss der Antragsteller nach Ministeriumsangaben nachweisen, dass er die Wohnungen modernisiert oder saniert hat. „Zudem sind in der Regel in Abstimmung mit der Kommune 25 Prozent der geförderten Wohnungen für die sozial Schwächeren zu moderaten Mieten bereit zu stellen“, hieß es. J. Brunzlow
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