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Landeshauptstadt: Gegen das Vergessen

Zwei Schülerprojekte gewannen bei „Zivilcourage vereint“ – einem Wettbewerb gegen Antisemitismus

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Man sagt, Erinnerungen, die heute noch leben, sind Gespenster. Eine Eigenschaft von Gespenstern ist das Unheimliche. Hast du sie einmal gesehen, lassen sie dich nicht mehr los. Für die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen ist das Realität. Ihre Gespenster verfolgen sie täglich. Um sie für möglichst viele sichtbar zu machen, wollen die Überlebenden ihre Erfahrungen teilen.

Der von Mitgliedern der Bundesfraktion Die Linke ausgeschriebene Wettbewerb „Zivilcourage vereint“ rief zu Projekten gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus auf. Die Gewinner wurden diese Woche bekannt gegeben. Aus der Region Potsdam kamen zwei Einsendungen mit unterschiedlichen Konzepten, aber ähnlichem Inhalt – zur Erinnerung.

Das Ernst-Häckel-Gymnasium Werder konzipierte die Ausstellung „Im Tod lebendig“. Nach drei Treffen mit ihrer polnischen Partnerschule, einem davon in Mauthausen, beschlossen die Schüler, ihre Eindrücke zu verarbeiten. Das Produkt kann sich sehen lassen. „Die Ausstellung beschäftigt sich mit Biografien überlebender Häftlinge des KZ sowie dem Standort an sich“, erzählt die 17-jährige Maria Lemke. „Die Erzählungen haben uns alle sehr bewegt.“ Die Beteiligung am Wettbewerb war ursprünglich nicht geplant. Nun kann die Schule im deutschen Bundestag ausstellen.

Das zweite Projekt stammt von Denis Newiak vom Humboldtgymnasium Potsdam. Der 19-jährige Schüler begleitete zusammen mit Joachim Pilarski, einstmals im humanistischen Verband tätig, die beiden ehemaligen Häftlinge des KZ Mauthausen Otto Wiesner, der 2006 starb, und Willi Frohwein bei ihrer Aufklärungsarbeit an Schulen und Gedenkstätten. Die beiden konnten sich in das Goldene Buch der Stadt Potsdam eintragen, stellvertretend für alle NS-Opfer. „Kinder wollen was begreifen, was nicht zu begreifen ist“, erklingt Willi Frohweins brüchige Stimme in dem 20-minütigen Dokumentarfilm „Gegen das Vergessen“. „Und ich kann“s selber nicht begreifen, aber ich hab es erlebt. Und das, was ich erlebt habe, und nur das, werde ich versuchen, zu schildern.“ Und das tut er auch. Mit 85 Jahren führt er Zeitzeugengespräche in Schulen. „Ich bin sehr glücklich über die gemeinsame Arbeit mit Otto und Willi“, so Denis. „Wir alle sind ihnen zu Dank verpflichtet für ihr unermüdliches Engagement gegen Faschismus.“

Auch diese Arbeit entstand ursprünglich nicht für „Zivilcourage vereint“, sondern laut Denis schon 2006, zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung. „Diesem Tag wird in Deutschland meiner Meinung nach zu wenig Beachtung geschenkt. Das wollten wir ändern“, sagt er. Denis wurde für sein Filmprojekt mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Aber ob Gewinn oder nicht, einen wertvollen Beitrag hat er so oder so geliefert „Gegen das Vergessen“. Maria Herwig

Maria Herwig

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