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Die Universität zieht zum beginnenden Wintersemester über 3000 junge Menschen in die Stadt

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Die Universität zieht zum beginnenden Wintersemester über 3000 junge Menschen in die Stadt Von Jan Kixmüller Landen sie nicht auf der Ersatzbank, gab Theaterintendant Uwe Eric Laufenberg den neu immatrikulierten Studierenden der Universität Potsdam gestern mit auf den Weg. Er meinte es mit einem Augenzwinkern, gab es doch für die neuen Uni-Studenten einen Ausschnitt aus dem Theaterstück „Kick & Rush“ zu sehen, in dem sich zwei Fußballspieler auf der Ersatzbank selbst überflüssig machen. Doch Erstsemester sind sensibel, haben sie doch gerade erst Ortswechsel, Uni- und Wohnungssuche hinter sich und ungewisse Tage im neuen Studentenleben vor sich. An die Ersatzbank will da sicher noch keiner denken. Schon am Eingang der Blechbüchse des Hans Otto Theaters, wo ein Teil der rund 3300 neuen Studierenden der Universität gestern Nachmittag begrüßt wurden, war Kritisches zu lesen. „Willkommen an der Eliteuniversität Potsdam! Studienplätze für alle ohne Gebühren“ stand auf einem Plakat von Studenten. Zwar hat sich die Universität tatsächlich gerade im Wettbewerb um die Exzellenzcluster beworben, doch dass es in Potsdam zur Eliteuni noch lange nicht reicht, ist kein Geheimnis. Die neuen Studierenden hatten allerdings ganz andere Sorgen. „Ich versuche seit einer Woche vergeblich einen Stundenplan hinzubekommen“, klagte eine Studentin. Ihrer Freundin ging es ähnlich. „Das hin und her zwischen Golm und Griebnitzsee ist ziemlich ätzend“, stellt sie fest. Immerhin haben beide schon eine Bleibe gefunden. Die eine in Bornstedt, die andere am Stern. Mit einer halben Stunde Fahrweg rechnen beide, auch das kleine Potsdam hat so seine Entfernungen. Zwei wichtige Personen fehlten zur Begrüßung, der Rektor der Universität Wolfgang Loschelder ist schon länger erkrankt, der Oberbürgermeister Jann Jakobs ließ sich durch die Baubeigeordneten Elke Kuick-Frenz vertreten. Die gab sich durchweg optimistisch, Potsdam verzeichne einen steigenden Bevölkerungszuwachs und haben gegen den Brandenburger Trend voll besetzte Neubaugebiete: Studenten-WGs im Plattenbauviertel Schlaatz seien schon rar geworden. Neben rund 4000 Wissenschaftlern würden an die 3000 Medienschaffende in der Stadt arbeiten, hinzu kommen über 18 000 Studierende, drei Hochschulen und mehr als 40 Institute: „Potsdam kann auf seine Wissenschaftslandschaft stolz sein“. Landesvater Platzeck habe die Stadt mit vier Worten treffend charakterisiert: „Schönheit, Vielfalt, Toleranz und Optimismus“. Zur Toleranz merkte die Baubeigeordnete allerdings an, dass „der Märker seine eigene Art“ habe. „Im Großen und Ganzen ist er aber offen und aufgeschlossen.“ AStA-Vorsitzende Katharina Ermler teilte den Neuen dann in einem recht emotionslosen Vortrag mit, dass die Studierendenvertretung derzeit versuche die Verschulung an der Uni aufzuhalten, die vermeintliche Entwicklung zur Eliteuni zurückzudrängen und gegen Studiengebühren Front zu machen. Auch Prorektor Prof. Jürgen Rode erwähnte die beengten finanziellen Bedingungen, mit denen die Uni seit Jahren leben muss. Erstklassige Lehre müsse man heute in Potsdam erstreiten. Nun hatten die neuen Studierenden also gehört, dass ihre Universität knapp bei Kasse ist, die Lehre zu verschulen droht und die Märker ihre eigene Art von Toleranz haben. Viel Nachdenkliches für einen jungen Menschen, der gerade erst einige Tage in der Stadt ist und noch nicht einmal seinen Stundenplan für die kommende Woche fertig hat. Gut, dass Prorektor Rode dann noch eine andere Seiten des Studentenlebens ansprach. Man solle neben der fachlichen Ausbildung die Allgemeinbildung nicht aus dem Auge lassen: „Wichtig ist nicht nur das Examensrelevante“. Das große Angebot der Uni und die Potsdam Kulturlandschaft lade zu mehr ein. Freikarten für das Theater lagen schon auf dem Stuhl.

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