
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Gegen die „Sprengkraft“ des Rostes
750 000 Euro gesucht: Spendenaktion zur Rettung der Kolonnaden auf der Glienicker Brücke gestartet
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Berliner Vorstadt - Die Kolonnaden an der Glienicker Brücke sind akut gefährdet. Der letzte Winter hat den Säulenbauwerken auf der Potsdamer Seite der durch den dreimaligen Agentenaustausch in der Zeit des Kalten Krieges berühmt gewordenen Brücke stark zugesetzt, berichtet der von der Stadt Potsdam beauftragte Statiker Wolfgang Stich. Aus diesem Grund ruft die Stadt gemeinsam mit der Stiftung Denkmalschutz zu einer großangelegten Spendenaktion zur Rettung der Kolonnaden auf. Schirmherr ist Brandenburgs Ministerpräsident Mathias Platzeck (SPD). 750 000 Euro werden benötigt, um den baulichen Bestand zu sanieren, informierte gestern Stadtverwaltungsmitarbeiter Thomas Schenke vor Ort. Ziel sei ein Start der Rettungsmaßnahmen im kommenden Jahr. Abgeschlossen sein sollen sie idealerweise zum 25. Jahrestag des Mauerfalls Ende 2014, erklärte Schenke weiter. Die Arbeiten könnten auch schrittweise erfolgen und beginnen, bevor die gesamte Summe gespendet worden ist.
Insgesamt 1,6 Millionen Euro werden benötigt, um zusätzlich ehemals vorhandene und verlorengegangene Bauteile des in den Jahren 1906/07 errichteten Brückenensembles zu rekonstruieren und wieder aufzustellen. Dazu gehören ein Tor zur Schwanenallee und ein Brunnen an der nördlichen der beiden Kolonnaden.
Besonders geschädigt ist nach Aussage des Statikers Stich jeweils der Architrav der Kolonnaden – das ist der horizontale Balken, der von den Säulen getragen wird. Risse sind zu sehen, in die im Winter Wasser eindrang. Als es zu Eis gefror, „weitete es die Risse auf“. Besondere „Sprengkraft“ erzeugten jedoch die Eisenteile, die die Blöcke aus Wünschelburger Sandstein zusammenhalten. Zwar sei 1906 sehr guter Stahl mit einer geringen Rostneigung verwendet worden. Doch nach 100 Jahren schreite die Korrosion voran – mit zerstörerischer Wirkung. „Wenn Stahl rostet, vergrößert er sein Volumen um das Achtfache“, weiß Stich zu berichten. In der Folge werden die Kolonnaden fast vollständig abgebaut und mit neuen Eisenverbindungen versehen wieder aufgebaut werden müssen. „Das macht es so teuer“, sagte Friedhelm Schmitz-Jersch vom Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Das Kuratorium hat Erfahrungen mit Spendenaktionen: Auf diese Weise gelang schon die Sanierung des Rokokoraumes der Max-Dortu-Schule. Schmitz-Jersch: „Wir bauen Stände auf und verkaufen Kuchen – dieses Engagement beeindruckt Leute, die Geld haben“. Gelegenheiten, auf der Glienicker Brücke für die Aktion zu werben, wird es im 50. Jahr des Mauerbaus genügend geben, versicherte Heidi Gerber von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Seit gestern werden Touristen, die die „Agentenbrücke“ besichtigen, durch eine Informationsstele der Designerin Susanne Stich auf die Spendenaktion hingewiesen. Alle Akteure sind sich sicher, dass das Geld zusammenkommen und die Kolonnaden saniert werden können – diesmal mit rostfreiem Stahl zwischen den Sandsteinblöcken, wie der Statiker versichert.
Wer spenden will, zahlt auf das Spendenkonto 305 555 506 der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bei der Commerzbank Bonn, BLZ 380 400 07, ein. Kennziffer: 1006661X Glienicker Brücke.
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